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Berlin Fidschitown (German Edition)

Berlin Fidschitown (German Edition)

Titel: Berlin Fidschitown (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D B Blettenberg
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halten mochte, er war ein Überlebenskünstler – wie ein Kakerlak, der unversehrt durch Chemieabwässer kroch. Hätte ein gewisser Surasak Meier tatsächlich seinen Traum vom Spezialitätenrestaurant verwirklicht, so wäre Heinz Haller ein Garant für die Lieferung von Ratten gewesen, frisch oder tiefgefroren.

87
    „Ich habe es Farang und Bobby wieder und wieder gesagt: Nie die Kräfte in Einzelaktionen zersplittern, wenn man es im Team erledigen kann!“ Tony Rojana schlug mit der Faust gegen die Betonwand. „Aber auf mich hört ja keiner.“
    Auch Heli machte nicht den Eindruck.
    Sie hockte neben ihm auf dem Bett und starrte apathisch auf den Fußboden. Die Arme kaute noch an Rudis Tod. Wer konnte ihr das verdenken? Die Art und Weise, wie diese halbe Portion den Heldentod für sie gestorben war, nötigte selbst Rojana Respekt ab.
    „Was sie wohl mit ihm machen?“, fragte sie leise.
    „Keine Ahnung. Ich fürchte, sie werden ihm kein Denkmal im Garten der Villa gönnen. Auch wenn er es sich redlich verdient hat.“
    „Und wir? Was ist mit uns?“
    „Sie hätten sich nicht die Mühe gemacht und uns meilenweit entfernt in diesen Bunker verschleppt und meine Schulter verarztet, wenn sie nicht noch was mit uns vorhätten.“
    „Und Romy? Warum haben sie Romy in der Villa behalten?“
    „Ich weiß es nicht, Heli.“
    „Wo soll das alles enden?“
    Auch das wusste er nicht. Sicher war nur, dass vor ihrer Zelle die kleinen Männer in den Plastikklamotten bewaffnet Wache standen.

88
    „Nimm zum Beispiel Heckler & Koch, oder meinetwegen auch Black & Decker“, sagte der Captain. „Wann immer in der Geschichte zwei Europäer über einer Maschine gebrütet haben – sie wurde perfekt!“
    „Michail Kalaschnikow hat es ganz alleine geschafft“, gab Quinn zu bedenken.
    Der Captain lachte. „Und das muss ich mir aus dem Mund eines Amerikaners anhören, der in Vietnam den Kommunismus bekämpft hat.“
    Quinn nutzte die gute Stimmung des Tunnelhauptmanns, die er seit der gelungenen Operation am Schlachtensee an den Tag legte. „Was hat es denn mit dieser McLenin-Legende auf sich?“
    „Reine Propaganda.“
    „Von wem?“
    „Von uns. Es gibt genug unbescholtene Landsleute in dieser Stadt, die nicht wissen, was sie von den kriminellen Machenschaften halten sollen, die eine so genannte Vietnamesen-Mafia begeht. Sie haben nichts damit zu tun, aber sie leiden darunter, werden von den Deutschen mit den Verbrechern über einen Kamm geschoren. Wir müssen diesen Viet Kieu ein Alternativprogramm anbieten, damit sie die Hoffnung nicht verlieren und ihr Selbstwertgefühl behalten. Das Umfeld, in dem sie sich Tag für Tag behaupten, ist auch so schon feindselig genug.“
    Quinn bezweifelte, ob diese Auslandsvietnamesen, wie der Captain sie nannte, sich dafür ausgerechnet einen ehemaligen Vietcong ausgesucht hätten. „Und – funktioniert es?“
    „Jede mit Entschiedenheit vorgebrachte Meinung findet die Zustimmung einiger Meinungsloser.“
    Die Dinge, die der Captain tat, mochten edel sein, aber seine Grundhaltung war zynisch. Aber stand es einem Ex-GI an, darüber zu richten? Einer gottverdammten Tunnelratte von der Napalmfraktion, die ein halbes Land entlaubt und verseucht hatte, in dem vergeblichen Versuch, es auf Linie zu bringen?
    Der Captain schenkte ihm noch einen kleinen Schluck Whiskey nach. Es war Bourbon, kein Scotch, wenigstens in diesem Bereich hatte die US-Propaganda Wirkung gezeigt. Da hockten sie nun und feierten einen gemeinsamen Erfolg. Wer hätte das gedacht? In diesen Vietnamkrieg war nur ein einziger Amerikaner verwickelt. Wenn man Tony dazuzählte, waren es anderthalb. Und Platz gab es unter der Erde auch genug. Wenn er die hiesigen Luftschutzbunker mit denen des Vietcong verglich, wurde es ganz offensichtlich. In die engen Schutzräume von Cu Chi hatten nicht mehr als vier Personen gepasst. Die Kegel hatten ihn an das Innere eines Indianerzeltes erinnert. Die Form hielt auch bei direktem Bombardement stand, und zudem hatte sie den Vorteil, jedes Geräusch über der Erde zu verstärken. Der Captain und seine Leute hatten die Flugzeuge schon gehört, bevor sie über dem Ziel waren. Einfach und genial.
    „Es wird jetzt schnell gehen“, sagte der Captain.
    Quinn hatte es geahnt, denn der Vietnamese war auffallend sparsam mit dem Whiskey umgegangen.
    „Bevor die Mildtätigen sich was Neues ausdenken, werden wir sie in ihrem Loch einschließen.“
    Der Captain hatte ihn nicht im Dunkeln darüber

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