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Berlin Gothic 5: Nachts Bei Max

Berlin Gothic 5: Nachts Bei Max

Titel: Berlin Gothic 5: Nachts Bei Max Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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helfen, bestimmte Ideen von Felix zu verbreiten!“
    „Bestimmte Ideen, die unsere Vorstellung davon betreffen, ob wir frei sind, frei entscheiden können … oder ob wir uns das nur einbilden. Ja?“
    Henning nickte. Offenbar war es ihm unangenehm, darüber zu sprechen, obwohl Felix ihn beauftragte hatte, Till Rede und Antwort zu stehen.
    „Und wie hängt das eine mit dem anderen zusammen?“ Till ließ ihn nicht aus den Augen. „Also die Freiheitsillusion und die Arbeit am fiktiven Universum?!“
    „Was ist ein Leser denn, wenn er einen Text liest?“ Henning kniff die Augen zusammen. „Stell dir einen Leser vor, der einem Text folgt. Stell dir die Gedanken im Kopf dieses Lesers vor. Ja?“
    Von mir aus, dachte Till.
    „In gewisser Weise unterscheidet sich die Bewegung seiner Gedanken, wenn er liest, ja von ihrer Bewegung, wenn er nicht liest. Oder? Wenn er liest, sind seine Gedanken - wie wir hier sagen - auf der Schiene des Autors. Der Autor hat die Schienen verlegt - das ist natürlich eine Metapher, aber sie leistet ganz gute Dienste … also der Autor hat die Schienen verlegt und wie ein Zug folgen die Gedanken des Lesers beim Lesen diesen Schienen.“
    „Er ist also unfrei.“
    Henning nickte. „Das ist der springende Punkt. Aber nicht NUR das. Uns kommt es auch darauf an, dass eben nicht nur der LESER unfrei ist - sondern auch der Autor. “
    „Ach ja? Wieso das denn? Der Autor kann doch schreiben, was er will … wenn wir mal Überlegungen, dass er seine Texte verkaufen will, außer Acht lassen.“
    „Ist er das - frei?“ Henning atmete aus. „Ich glaube nicht. Und das hat nichts mit Spekulationen auf den Verkauf seiner Bücher zu tun. Nein: der Autor ist deshalb nicht frei , weil sein Buch Sinn ergeben muss, verstehst du? Wenn er z.B. eine Geschichte mit einer Figur namens Jan beginnt, kann er die Figur auf der zweiten Seite nicht Jasper nennen. Wenn Jan in Berlin lebt, kann er auf der zweiten Seite nicht in London leben. Wenn Jan Ben getroffen hat, kann er auf der Seite danach nicht Ben nicht kennen. Mit einem Wort: Der Autor ist gezwungen, seine Geschichte kohärent zu erzählen. Und das engt die Möglichkeiten, zwischen denen er wählen kann, immer mehr ein.“
    „Gut, aber … “
    „Das ist einer der Schritte, wie das fiktionale Universum hilft, die Freiheitsillusion aufzuheben“, fuhr Henning unbeirrt fort. „Wir ziehen den Leser in unsere Geschichte, wir wecken sein Bewusstsein dafür, dass sein Geist von der Geschichte wie auf Schienen geführt wird … und entdecken ihm dann, dass auch derjenige, der die Schienen verlegt hat, durchaus nicht frei in seinen Entscheidungen ist.“
    „Sondern was?“
    „Sondern unfrei.“
    Das kann doch nicht sein Ernst sein, musste Till denken. „Ein Autor“, sagte er, „der einer Figur Flügel wachsen lassen und sie fliegen lassen kann, ist unfrei? “
    Henning nickte. „Wie der Leser: Wenn du der Geschichte der fliegenden Figur folgst, bist du abhängig von der Vision des Autors.“
    „ Der aber war doch frei!“, beharrte Till. „Sicher: Hat der Autor sich einmal entschlossen, die Figur fliegen können zu lassen, muss er daran festhalten, bis er einen Grund gefunden hat, dass sie es nicht mehr kann. Die Entscheidung, dass sie fliegen kann , war ursprünglich jedoch frei . Der Autor hätte sie auch - was weiß ich - außergewöhnlich schnell rennen können lassen. Da hat ihn nichts in seiner freien Wahl eingeschränkt!“
    „So scheint es ihm, ja.“
    Till schnaufte. „Wieso scheint es ihm nur so? Woher wollt ihr wissen, dass es nicht so ist! Ich meine, darüber zerbricht man sich seit Jahrhunderten den Kopf - und ausgerechnet Felix hat jetzt das Glück, endgültig die Wahrheit gepachtet zu haben, endgültig zu wissen, was wahr ist? Woher hat er dieses Wissen?!“ Till bemerkte, dass er ärgerlich wurde. Sie benahmen sich ja beinahe wie die Mitglieder einer eingeschworenen Sekte! Und da sollte er mitmachen? Vielleicht hätte er doch auf Max hören und sich von diesen Leuten fernhalten sollen.
    Henning sah ihn ruhig an. „Hast du dir mal überlegt“, fragte er, „woran es liegt, dass so viele Menschen gern Krimis lesen oder sehen?“
    „Was hat das denn damit zu tun?“
    „Der Reiz eines Krimis“, Henning warf einen Blick auf die Uhr, ohne innezuhalten, „bei dem es darum geht, unter mehreren Verdächtigen den Mörder zu finden, besteht ja in dem, was man auch die Blindspur nennt.“
    „Das ist der Verdächtige, von dem wir glauben,

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