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Berlin Gothic 5: Nachts Bei Max

Berlin Gothic 5: Nachts Bei Max

Titel: Berlin Gothic 5: Nachts Bei Max Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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rutscht an der Wand herunter, sinkt auf den Boden des Gangs, verzweifelt den Körper mit den Armen abschirmend. Im gleichen Moment erkennt Claire, dass der Fremde niemand ist, vor dem sie sich fürchten müssen - sondern jemand, der ihre Hilfe braucht
    „Was ist mit dir?“ Vorsichtig richtet sie sich auf und berührt an Frederik vorbei die hochgereckten Arme der kläglichen Gestalt.
    „Hmmmhnnnn.“ Die Arme des Mannes öffnen sich ein wenig und Claire kann sein Gesicht darunter erkennen. Ihr fällt auf, wie mitgenommen seine Züge wirken, wie bleich, wie eingefallen. Vor allem aber beunruhigt sie die dünne Schweißschicht, die seine Miene bedeckt. „Kannst du mich verstehen?“
    „Jaa … jaargh“, stößt er hervor, ringelt sich fast zu ihren Füßen.
    „Brauchst du Hilfe?“
    Er zittert.
    Claire blickt zu Frederik. Er hat sich wieder im Griff, aber sie kann spüren, dass es noch immer in ihm arbeitet, weil sie so jäh unterbrochen worden sind.
    „Wir brauchen alle Hilfe.“ Frederik schnauft. „Hast du schon vergessen? Das Hochhaus, am Alex? Was ist hier los, Claire? Die ganze verdammte Stadt ist ein Chaos!“
    Claire beugt sich zu dem Mann herunter, zieht an seinem Arm - sieht, wie er sich aufrappelt - die Augen aufgerissen, der Blick an ihr hängend.
    Das Quieken!
    Das Quieken, das sie zuerst vernommen haben, als sie den Gang entlang gestürzt sind. Das Quieken, als würde ein Berg Wanzen plattgewalzt werden!
    Diesmal ist es dicht hinter ihnen - lauter - als würden sie von einem Wall der Tierchen geradezu umschlossen sein.
    Claire fühlt, wie Frederiks Hand ihren Rücken berührt - und wendet sich um.
    Frederiks Blick ist in die Tiefe des Tunnels gerichtet. Daraus glimmen ihr zwei matte Flecken entgegen. Die Augen einer weiteren Gestalt - die Augen einer Frau.
    „He!“, schleudert Frederik der Frau entgegen.
    Claire tritt einen Schritt näher an ihn heran … während sich die Gestalt ihnen langsam nähert. Das Gesicht fahl wie das des Mannes, der hinter Claire an der Wand kauert - die Wangen leicht gerötet, die Stirn schweißbedeckt.
     


     
    Vor zwei Jahren
     
    „Immer wieder war das Getrappel an der Decke des niedrigen Raumes zu hören. Fast als würden Mäuse über die Bohlen huschen, nur Mäuse, die so groß waren wie Menschen.“
    Malte sah von dem Bildschirm auf und schaute zu Till. Der hatte auf einem Sofa Platz genommen, das in Maltes Büro zwischen die beiden großen Fenster geschoben war.
    Kurz nachdem Henning Till allein gelassen hatte, hatte Till an der Tür zwischen den beiden Büros geklopft. Trotz der späten Stunde hatte Malte noch an seinem Schreibtisch gesessen und an seinem Computer getippt.
    Eine Weile hatten sie sich über Henning unterhalten, dann hatte Till Malte rundheraus gefragt, woran er gerade arbeiten würde. Nach einigem Zögern hatte Malte durchblicken lassen, dass er sich - wie Felix sagen würde - um die ‚etwas düstereren Ecken und Winkel‘ des fiktiven Universums zu kümmern habe.
    „Cora warf einen Blick auf die Pritsche, die im hinteren Bereich des Raums aufgestellt war und auf der Jakob schlief“, las Malte von dem Dokument ab, das er gerade auf den Bildschirm gerufen hatte. „Sie stand auf und legte eine weitere Wolldecke über den Jungen.
    Triddeldriddeldiddeltrapp - prasselten die Füße über ihrem Kopf hinweg. Ein Geräusch, das jedes Mal von neuem eine Gänsehaut bei ihr auslöste und dem sie doch unablässig ausgesetzt war.“
    Malte sah kurz zu Till, doch da der nichts sagte, wandte er sich wieder zum Monitor und setzte die Lektüre fort. „Der Verschlag, in dem Cora und Jakob sich aufhielten, lag direkt unter dem Bretterboden eines Ganges, der zwei U-Bahnhöfe miteinander verband und derzeit umgebaut wurde.
    Cora kehrte zu ihrem Sessel zurück. Drei Wochen waren vergangen, seit der Infekt ausgebrochen war. Von dem Proviant und den Nahrungsmitteln, die sie in den Verschlag geschafft hatte, war nur noch ein wenig Wasser übrig. Ihr Blick wanderte über das eingefallene Profil ihres Sohnes und blieb an einer weißen Tasche hängen, die in einem Regal neben ihr lag. Darin hatte sie in aller Eile ein paar medizinische Utensilien gepackt, als sie aufgebrochen waren: Verbandszeug, Desinfektionsmittel, Salben. Cora streckte sich vor, griff nach der Tasche und zippte den Reißverschluss auf.“
    Malte warf Till erneut einen Blick zu. „Und so geht das über Seiten und Seiten. Ich hab ihnen gleich gesagt, ich will nur eine kurze Inhaltsangabe,

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