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Berlin Gothic 6: Die versteckte Bedeutung (Thriller)

Berlin Gothic 6: Die versteckte Bedeutung (Thriller)

Titel: Berlin Gothic 6: Die versteckte Bedeutung (Thriller) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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Moment, in dem ihr Geist verlischt.
     
    Frederik fühlt, wie sich der Druck, mit dem sich Claire an ihm festhält, verändert. Es ist kein liebliches Halten mehr, das mit ihm zu sprechen scheint, sondern der eiserne Griff eines Muskels, der sich verkrampft hat.
    Er drosselt die Geschwindigkeit und lässt die Maschine am Straßenrand ausrollen.
    Am Rand einer Straße, deren Häuser unberührt und intakt nebeneinander stehen.
    Er will mit Claire so schnell wie möglich in ein Krankenhaus, aber er muss aufpassen, dass sie ihm nicht vom Sattel fällt.
    Seit sie in den Verschlag im Keller gestürzt ist, ist eine Veränderung mit ihr vorgegangen. Erst ist es nur ein Schweißausbruch gewesen, dann war sie fiebrig - aber euphorisch, zuletzt hellauf verzweifelt.
    Frederik dreht sich zu ihr um.
    Der Sichtschutz ihres Helms ist beschlagen.
    „Claire?“ Er zieht an dem Arm, den sie um seine Taille geschlossen hat.
    „Alles in Ordnung?“ Er berührt ihren Sichtschutz, klappt ihn hoch.
    Was ihn aus dem Helm heraus anblickt, lässt die Zeit auseinanderfließen.
    Sie hat es vorhin noch selbst gesagt - als sie das letzte Mal vernünftig mit ihm gesprochen hat.
    Alles ist im Umbruch.
    Und Claire ist bereits nicht mehr bei ihm.
    Aber auch nicht vollkommen fort.
    Vorsichtig nimmt er ihr den Helm ab. Ihre Augen sind glanzlos, ihre Haut wächsern. Ihre Lippen ziehen sich auseinander und entblößen die Zähne darunter.


     
    Videoaufzeichnung
     
    … hierhin, ja? Das stört dich doch nicht, oder?
    Hm?
    Ich stell das Handy einfach hier auf den Schreibtisch.
    Sooooo …
    und es nimmt auf, was wir -
    Was?
    Gleich, Irina, gleich … eins nach dem anderen.
    Setz dich. Willst du was trinken? Nein?
    Ich weiß, du musst gleich weiter. Aber ein bisschen wirst du dich noch gedulden müssen.
    Haha.
    Warum ich lache?
    Wart‘s ab.
    Pass auf, lass mich gleich zum Kern der Sache kommen. Ich will das hier aufzeichnen, weil ich der Meinung bin, dass Felix …
    Ja, genau, Felix von Quitzow, der Chef der Firma hier …
    Warte, lass mich ausreden.
    Dass Felix sein Projekt -
    Was du damit zu tun hast?
    WARTE doch erst mal …
    Also: Ich habe mich von Felix für seine Sache gewinnen lassen, weil ich daran glaube - an Felix‘ ursprüngliche Idee.
    Aber was er daraus machen will, sein berühmter „zweiter Schritt“ - da mach ich nicht mit!
    NEIN, steh nicht auf, bleib noch ein wenig sitzen -
    ICH BIN NOCH NICHT FERTIG!
    HEY!
    Die Tür ist abgeschlossen, Irina - WAS DENKST DU DENN?
    Das ich vollkommen verblödet bin!
    Komm her, was …
    Was soll denn das?
    Willst du mit bloßen Fingernägeln die Eichentür aufkratzen?
    Das hat doch keinen Sinn.
    Ich …
    Irina - wie oft haben wir miteinander geschlafen?
    Was?
    Du weißt, dass ich kräftiger bin.
    Ich werde dich nicht loslassen.
    Ich habe einen Hund erwürgt, Irina, ich habe einer Frau den Arm gebrochen und einer anderen …
    Einer anderen habe ich die Luftröhre zugedrückt, während ich in ihr gekommen bin.
    Aber …
    das war nur der erste Schritt.
    MEIN ERSTER SCHRITT.
    Mein zweiter Schritt bist du!
    …
    Brennt es?
    Es ist nur ein Kratzer, Irina. Es ist dein Arm, ich weiß, ja, es blutet, aber es ist nur eine Schramme, es ist … ja, das ist der Sinn.
    Ich muss deine Haut aufkratzen, Irina, es ist nicht so, dass es mich … wie soll ich sagen? … dass es mir gefällt …
    Aber ich muss es machen.
    Denn es ist die Vollendung.
    Die Vollendung, mit der ich wahrmache, was Bentheim in seinen Büchern skizziert hat.
    Die Vollendung der Erkenntnis, dass wir nicht frei sind - sondern Teile eines Ganzen, das sich wie in Zeitlupe durchs Universum wälzt -
    nein, das selbst das Universum ist!
    Wir sind nicht frei, so oder so zu entscheiden, Irina - so wie unser Arm nicht frei ist, sich so oder so zu bewegen. Der Arm ist Teil des Körpers, Irina, so wie wir Teile des Universums sind!
    Deshalb, ja: Ich will dich nicht nur kratzen - das, was ich in die Wunde hineinreibe, darum geht es!
    Dein Hirn wird sich entzünden, wenn der Virus die Wirbelsäule hinaufgeklettert ist. Es wird aufglühen wie eine Sonne, die am Morgen über den Dünen der Wüste aufsteigt.
    Dein Verstand wird sich aus einem zweifelnden, zuckenden Würmchen verwandeln in eine NATURGEWALT.
    Du wirst auf andere Menschen losgehen, wenn sie auch nur mit einem Blick dich irritieren.
    Denn du wirst tollwütig sein.


     
    Heute
     
    „Ich habe es nie verstanden, Till - du musst mir das glauben, du warst einfach nur weg.“ Lisa hat sich zu ihm

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