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Berlin Gothic 6: Die versteckte Bedeutung (Thriller)

Berlin Gothic 6: Die versteckte Bedeutung (Thriller)

Titel: Berlin Gothic 6: Die versteckte Bedeutung (Thriller) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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geleckt.
    „Lass dich von der Komplexität doch nicht narren! Wir können es versuchen, ich helfe dir. Wir gehen noch einmal ganz systematisch an die Sache heran. Keine Sorge, du hast die Einfälle, ich sortiere sie nur. Ich halte Haus in dem, was bereits festgelegt ist … was du in deinem Kopf jonglierst.“
    Vorsicht, hatte es in ihm gezischt, geh‘ nicht zu weit, du stößt ihn ab. Das klingt ja fürchterlich.
    „Beim nächsten Mal bist du es viellleicht, der mir hilft“, beeilte sich Till hinzuzufügen. „Warum nicht?“
    „Meinst du?“
    „Aber ja doch!“ Er sah, wie ausgehungert Max danach war, mit jemandem zu reden. „Endlich das erste vernünftige Wort heute!“, hatte Till gerufen. „Hast du Notizen, gibt es etwas, das ich mir mal ansehen könnte?“ Und als er bemerkte, wie sich Max‘ Miene bewegte: „Keine Angst, ich kann mir schon denken, dass das alles noch ganz in Unordnung ist! Aber darum geht es ja gerade: Dass wir das erst einmal sichten!“
    „Ich denke, gegen Felix‘ Truppe kommt man sowieso nicht an“, hatte Max eingewendet - aber Till sich von seinem Vorhaben nicht mehr abbringen lassen.
    „Kommt drauf an, was man will, Max. Oder? Ich weiß, was ich eben gesagt habe, aber … ich könnte mir auch vorstellen: Vielleicht hast du recht! Muss es nicht die Vision eines EINZELNEN sein, die wir als Einzelne nur wahrhaft begreifen - umfassen können?“
    Skeptisch hatte Max ihn angesehen.
    „Auf einen Versuch kommt es an, oder?“ Till hatte seine Stimme ganz weich werden lassen. „Wollen wir es nicht zumindest mal probieren?“
    Max hatte gekeucht statt zu antworten.
    Da hatte Till den Kopf hängen lassen. „Na gut, red‘ mit Lisa, wenn du unbedingt willst. Dann kann ich daran auch nichts mehr ändern.“
    Aber offensichtlich hatte er Max doch schon weit genug gehabt, denn er war aufgestanden und zu Till an die Tür gekommen. „Du meinst, es würde dich wirklich interessieren?“
    Till hatte gelacht. „Na klar!“
    Gemeinsam waren sie zu Max‘ Arbeitszimmer gegangen.
    „Aber nicht, dass du dich wunderst“, hatte Max betont, „meine Notizen sind wirklich noch ganz roh.“
    „Ist doch logisch!“ Till hatte die Hände wie Max in den Hosentaschen vergraben. „Ich finde das ja gerade gut. Dann gibt es noch alle Möglichkeiten - das ist doch um so besser!“
    Im Arbeitszimmer hatte Max ihm einen Karton gegeben, der bis oben mit losen Blättern gefüllt war, und gesagt, dass er in der unteren Wohnung auf ihn warten würde.
    Das war jetzt fast drei Stunden her.
    Längst hatten die einander widersprechenden Ansätze und Skizzen, die variierenden Namen und Daten, die Diagramme und Listen, mit denen die Papiere in dem Karton überzogen waren, begonnen, vor Tills Augen zu tanzen. Von dem Streit mit Max und den Dingen, die Max ihm anvertraut hatte, fühlte er sich wie zerschlagen. Nur der Gedanke an Lisa hielt ihn wach. Er sah sie vor sich, sah, wie Max sich mit ihr traf, wie er ihr entgegenschleuderte, was Till ihr seit Jahren verschwieg. Sah ihr Gesicht, das ihn immer liebevoll angeschaut hatte, sich plötzlich verhärten und die Zuneigung unwiederbringlich darin verlöschen.
    Es durfte nicht sein.
    Till schob die Blätter, die vor ihm auf den Tisch lagen, zurück in den Karton. Er wusste, dass Max ihm vertraute, egal wie rücksichtslos oder wütend er ihn auch anschrie. Das Urvertrauen, das zwischen ihnen immer geherrscht hatte, brachte Max ihm auch jetzt noch entgegen - sonst hätte er ihm nicht diese Papiere gezeigt.
    Genau dieses Vertrauen aber würde er, Till, jetzt brauchen, um Lisas Liebe zu retten.
     
    Vor den Fenstern graute der Morgen, als Till in das untere Wohnzimmer kam. Max lag auf dem weinroten Sofa und war eingeschlafen.
    Leise ging Till ans Fenster und öffnete es. Kühl strömte die Frühlingsluft der schwindenden Nacht zu ihnen herein.
    „Max, hej.“ Till ließ sich in den Sessel fallen, der gegenüber vom Sofa stand. „Hey!“
    Max schlug die Augen auf, musste sich einen Moment orientieren.
    „Alles okay?“
    Max fuhr sich mit beiden Händen über die Augen, über den rasierten Schädel. „Gut, dass du da bist, Mann.“ Er setzte sich auf.
    Till nickte. „Ich hab deine Aufzeichnungen gelesen.“
    Max ließ sich zusammensacken, wie um zu signalisieren, dass er ja wusste, wie schlecht sie waren. „Bist du denn aus den Notizen schlau geworden? Das war doch alles fürchterlich durcheinander.“
    „Nein, klar, ein bisschen habe ich schon was verstanden.“ Till

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