Berlin Gothic 7: Gottmaschine (Thriller) (German Edition)
bei Lisa beinahe so etwas wie Atemnot bewirkte und es ihr schwer machte, einen klaren Gedanken zu fassen.
Was sollte sie Felix sagen, wenn er endlich Zeit für sie haben würde?
Sie atmete aus. Sie hätte sich niemals darauf einlassen dürfen! Wie kam Treibel nur darauf, ihr die Verantwortung für die ganze Belegschaft aufzuhalsen?! Sie sollte versuchen, etwas aus Felix herauszuholen, ohne ihm zu sagen, was sie eigentlich von ihm wollte? Wie stellte sich Treibel das vor?
„Frau Bentheim?“
Lisa fuhr hoch.
Die Assistentin stand am Eingang zur Lounge und lächelte ihr zu. „Kommen Sie?“
Lisas Absätze klickten über den Marmorfußboden. Vor einer glatten Doppeltür aus makellosem Nussbaumholz blieben sie stehen.
„Sind Sie bereit?“
Aber ja doch, was sollte das denn?
Lisa nickte und die zierliche Frau drückte die Klinke der Tür herunter. Der Flügel schwang auf.
„Frau Bentheim für Sie, Herr von Quitzow!“
Lisa fühlte, wie ihr das Blut aus dem Kopf wich.
Durch die Türöffnung hindurch konnte sie in einen gewaltigen Saal blicken, der weniger durch seine Höhe als durch seine Breite auffiel: Endlose Lichtflächen zogen sich über Decke und Fußboden, alle Außenwände waren verglast. Und inmitten dieses flachen Kastens aus Fenstern und Licht stand ein schwerer ovaler Holztisch, um den herum an die vierzig Personen saßen.
„Frau Bentheim!“
Lisa machte einen Schritt in den Saal hinein.
„Was kann ich für Sie tun?“
Felix hatte sich von seinem Platz an der Spitze der Tafel erhoben.
Die Blicke der Anwesenden waren ausnahmslos auf Lisa gerichtet. Es waren junge Männer darunter, die nur darauf zu brennen schienen, endlich die Besprechung fortsetzen zu können, Frauen um die vierzig in eleganten Business-Kostümen und ältere Manager-Gestalten, die den Eindruck machten, erst am Morgen aus ihren Flugzeugen gestiegen zu sein, von denen sie aus London oder Moskau nach Berlin gebracht worden waren.
„Es tut mir leid, ich wollte keinesfalls stören … “ Lisa suchte nach Worten. Sie sollte Felix fragen, was er mit der Zeitung vorhatte? Natürlich NICHT, das hätte Treibel ja auch selbst erledigen können. Nein, Treibel hatte sie hierher geschickt, damit sie ihre ehemalige Bekanntschaft …
Bekanntschaft?
… ihren Kontakt zu Felix nutzte, um … irgendwie hintenherum herauszubekommen …
„Kein Problem, Frau Bentheim.“ Felix hatte sich wieder auf seinen Platz gesetzt, ohne ihr einen Stuhl anzubieten. „Was führt Sie zu mir? Wir können unsere Runde hier auch kurz unterbrechen.“ Lächelnd ließ er den Blick über die Anwesenden schweifen.
„Herr Treibel bat mich darum, ihn bei Ihnen zu entschuldigen“, stammelte Lisa.
„Aber sicher doch, wie gesagt, kein Problem.“
Er hat es absichtlich so eingerichtet! Felix hat die Versammlung absichtlich einberufen, um mich vor aller Augen bloßzustellen … Ihre Lippen bewegten sich -
„Meine Damen, meine Herren?“, wandte sich Felix an seine Versammlung. „Wollen wir in … sagen wir zwanzig Minuten weiter machen?“
Man murmelte.
‚Aber das ist doch nicht nötig … ‘, drängte es Lisa zu rufen - aber da hatten sich die ersten bereits erhoben. Stühle rückten über den Plexiglasboden, Papiere wurden zusammengeschoben, einzelne Mitarbeiter wandten sich einander zu und begannen leise miteinander zu sprechen.
Nur zu Lisa schaute niemand. Auch Felix nicht, der an seinem Platz sogleich von mindestens einem halbem Dutzend Kollegen wie von einem Kreis neugieriger Jünger umringt worden war. Ein junger Mann kniete regelrecht neben ihm.
Lisa verfluchte sich. Nie in ihrem Leben war sie sich so unbeholfen und tumb vorgekommen. Während die ersten an ihr vorbei nach draußen liefen, zitterten ihre Beine und sie fürchtete, neben dem Tisch auf den Boden zu sinken, wenn sie sich nicht einen Moment setzte. Mit dem nassen Regenmantel auf den Knien nahm sie auf einem inzwischen geräumten Stuhl Platz und legte die noch immer eiskalten Hände vor sich auf die ebenfalls kühle Tischplatte.
Wenig später hatte auch der letzte Mitarbeiter den Saal verlassen. Felix lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, um seinen Mund spielte ein Lächeln.
„Treibel hat mich vorgeschickt“, platzte es aus Lisa heraus, „ich soll in Erfahrung bringen, was du mit unserem Blatt vorhast.“ Er kannte sie doch viel zu gut, was sollte sie ihm denn vormachen?! „Ich hätte Treibel gleich sagen sollen, dass ich da nicht mitmache, dass er sich hinter mir nicht
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