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Berliner Aufklaerung - Roman

Berliner Aufklaerung - Roman

Titel: Berliner Aufklaerung - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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fertig bist, dann könnt ihr beide euch jetzt nämlich zusammen überlegen, wo Ihr Vico hinschafft — und zwar bald, ich glaube, er fängt schon an zu stinken.«
    Peer schnappte sich ebenfalls eine Tasse, goß sich in
aller Seelenruhe Kaffee ein und setzte sich auf den verbleibenden freien Stuhl am Küchentisch. »So schnell fängt ein Kadaver nicht an zu verwesen. Außerdem finde ich es überhaupt nicht klar, daß Ulf und ich uns um diesen toten Köter kümmern sollen. Schließlich hast du ihn ja in die Wohnung gebracht.«
    Anja knallte ihre Tasse auf den Tisch. Ihre Nüstern weiteten sich unheildrohend. »Ich glaub’, es geht los. Du fickst Ulf auf meinem Küchentisch, du verpestest meine Wohnung mit deinem Fischragout, du vergiftest den Hund meiner Freundin. Und jetzt willst du dich nicht einmal darum kümmern, die Spuren deiner letzten Unverschämtheit zu beseitigen?«
    Ulf hatte vor Schreck aufgehört zu heulen, er konnte es nie ertragen, wenn sich seine Freunde stritten. »Anja, laß doch. Peer und ich machen das. Nicht wahr, Peer?«
    Bevor dieser antworten konnte, klingelte das Telefon. Ulf sprang auf. »Ich geh schon ran. — Ja hallo, hier Ulf Laumers.«
    Anja band schnaubend den Kimono neu, der sich bei ihrem Ausbruch geöffnet hatte.
    »Wer soll hier wohnen, ’ne Frau Sommer? Kenn’ ich nicht. Ich glaub’, da hat Ihnen jemand ’ne falsche – «
    Unsanft riß Anja Ulf den Hörer aus der Hand. »Ja?!«
    »Frau Sommer, sind Sie es? Ich glaube, es ist etwas passiert.«
    »Ach, Sie. Warten Sie einen Moment.« Anja verzog sich mit dem Telefon in ihr Zimmer. »Was ist los?«
    »Petra Uhse ist verschwunden.«
    Anja ließ sich auf ihre Matratze fallen. »Ja und?«
    Lévi-Brune verschlug es für einen kurzen Augenblick die Sprache. »Äh ja, wieso ›ja und‹?«

    Anja suchte nach Zigaretten. Irgendwo neben dem Bett mußte noch ein Päckchen liegen. »Was heißt, ›Petra Uhse ist verschwunden‹ ? Woher wissen Sie denn, daß sie nicht einfach einkaufen gegangen oder ein paar Tage weggefahren ist?«
    »Ich war gestern abend mit ihr verabredet. Es war aber nur ihre Mitbewohnerin zu Hause, und die meinte, Petra hätte am Nachmittag ihre Sachen gepackt und gesagt, sie wisse noch nicht, wann sie wieder zurückkommt. Wohin sie fährt, hatte sie ihr auch nicht sagen wollen.«
    Anja hatte endlich ihre Prince gefunden. »Wissen Sie, Herr Lévi-Brune, Frauen haben manchmal Geheimnisse, die sie nicht einmal ihren Mitwohnerinnen anvertrauen wollen.«
    »Ja äh, da war aber noch was. Gestern vormittag hatte Petra Besuch von einer Frau, die völlig aufgelöst war und über die sich Petra ziemlich aufgeregt hat. Meinen Sie nicht, da könnte irgendein Zusammenhang bestehen ?«
    Anja blies einige Rauchkringel in die Luft. Die Vorstellung, daß Susanna und Petra jetzt in irgendeinem Himmelbett in der Karibik lagen, amüsierte sie durchaus. »Sie meinen, daß Frau Uhse mit dieser Frau, die sie am Vormittag besucht hat, abgehauen sein könnte?«
    Der Gedanke brachte Lévi-Brune ins Stocken. »Äh, ich dachte eher, es hängt mit der Angelegenheit Schreiner zusammen. — Ich habe Ihnen gestern nicht alles gesagt. Petra Uhse und Schreiner haben sich nämlich wirklich gehaßt.«
    »Ja und?«
    Die Nervosität am anderen Ende der Leitung wuchs. »Könnte Petra Uhse nicht ein schlechtes Gewissen haben
und nun auf der Flucht sein, weil diese Frau gestern etwas wußte?«
    Anja sagte sich, daß man wohl Logik studiert haben mußte, um auf diese elegante Kausalverbindung zu kommen. »Möglich ist das schon, Herr Lévi-Brune, aber ich würde an Ihrer Stelle jetzt erst einmal abwarten. Vielleicht ist Frau Uhse wirklich nur übers Wochenende weggefahren und kommt am Sonntag wieder zurück. Ansonsten gibt es da eine prima Sendung bei SAT 1, heißt ›Bitte melde dich!‹. Die können Ihnen bestimmt weiterhelfen, wenn Frau Uhse verschwunden bleibt.«
    »Äh ja, äh wie – «
    Anja legte auf. Ihretwegen konnte Petra Uhse auf Nimmerwiedersehen verschollen bleiben.
    Es war fast eins. Bevor sie in den Spreewald fuhr, wollte Anja noch in Ruhe frühstücken, also machte sie sich auf den Weg in die Küche. Sie hoffte, daß die beiden Homos inzwischen wieder Vernunft angenommen hatten.
     
    Peer stand am Herd und briet Spiegeleier mit Speck. Ulf stand an der Spüle und wusch ab. Bei diesem Bild der Freude war Anja sogar geneigt, die Frechheiten von eben zu vergessen. Sie setzte sich an den Küchentisch, Ulf unterbrach sein Spülen. »Sag mal, seit

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