Berndorf, Jacques (Hrsg)
falsch gemacht. Ich bin deine Ehen durchgegangen. Eine nach der anderen. Mit einem Automechaniker hat es begonnen. Er starb vielleicht eines natürlichen Todes. Vielleicht ... es gab durchaus auch Hinweise auf eine Vergiftung. Seltsamerweise ist die Polizei dem aber nicht richtig nachgegangen. Gut, er hatte schon vor eurer Verbindung einen Infarkt gehabt. Dein zweiter Mann jedenfalls wurde das Opfer eines Autounfalls. Und ich halte jede Wette, du hattest die Finger im Spiel. Er war übrigens – wie wir ja beide wissen – ein begeisterter Wassersportler. Er liebte das Tauchen im Roten Meer. Apropos Tauchen. Ist dein Biologe nicht bei einem Tauchgang ums Leben gekommen? Dann folgte der Karatekämpfer – Pilzvergiftung. Dann ein Sprengmeister, dann Günter. Ich gäb‘ was drum, zu erfahren, wie du den Sprengmeister beseitigt hast. Er scheint übrigens der Einzige zu sein, dessen Fähigkeiten du dir nicht zunutze gemacht hast.
Du siehst, ich bin gut informiert. Mir ist nämlich per Zufall ein Zeitungsartikel in die Hände gefallen, in dem du abgebildet warst. Es handelte sich, wenn ich mich recht erinnere, um diesen ominösen Tauchunfall. Erst als ich von Günters Ableben erfuhr, habe ich die Sache recherchiert.
Du hast als Krankenschwester angefangen. Hast damals schon hin und wieder lange Finger gemacht. Verständlich. Mit dem bisschen, das eine Krankenschwester verdient, konntest du deinen Drang nach Freiheit und einem Leben im Luxus nicht befriedigen. Sie sind dir schnell draufgekommen. Wenn mal bei einem Patienten etwas verschwindet, ist es noch sehr wahrscheinlich, dass er es selber verschusselt hat. Das, meine Liebe, ist Zufall. Wenn aber immer öfter Geld verschwindet, und gerade immer dann verschwindet, wenn eine bestimmte Person den Dienst versieht, ja, dann ...
Sie haben dich natürlich gefeuert. Klar. Fristlos. Aber das hat dich nicht aus der Bahn geworfen. Du hast einen privaten Pflegedienst gegründet und deine Arbeit fortgesetzt. Bis ... ja, bis die Zufälle sich wieder häuften. Dann bist du auf die Masche mit dem Heiratsschwindel und damit Günter und mir ins Gehege gekommen. Eigentlich schade, dass wir uns getroffen haben. Du bist wirklich talentiert. Nicht so talentiert wie ich oder Günter, das nicht. Ich frage mich, wie du ihn übertölpeln konntest. Wahrscheinlich hat er nicht mit deinem Angriff gerechnet. Egal. Mir jedenfalls bist du auf den Leim gegangen. Dabei warst du so aufmerksam. Mit Sicherheit hast du gemerkt, dass ich in eines der beiden Gläser etwas eingefüllt habe. Aber genau das war ja der Trick. Du solltest es sehen. Dann musste ich dir nur noch Gelegenheit geben, die beiden Gläser zu tauschen. Zu dem Zweck hatte ich meine beiden Handys so präpariert, dass ich nur noch in die Tasche greifen musste, um mich selbst anzurufen. Und während ich den Raum verließ, hattest du freies Spiel, dir selbst das Glas mit den K.-o.-Tropfen zuzuteilen. Mit anderen Worten, du bist mir gehörig auf den Leim gegangen. Im Grunde hast du dich selbst Schachmatt gesetzt. Du wirst einsehen, dass ich dich ausschalten muss.
C’est la vie. C’est la mort
, sollte ich in deinem Fall wohl besser sagen.
Ich hatte damit gerechnet, dich in Günters Wohnung anzutreffen. Ich bin überzeugt, wir suchen das Gleiche. Finden werde allerdings ich es. So viel steht fest. Denn Günter hat mir verraten, wo ich suchen muss. Damit du nicht ganz umsonst gekommen bist, darfst du dabei sein, wenn ich fündig werde. Es wird das Letzte sein, was du in diesem Leben mitbekommst.
Wie du ja weißt, hatte Günter einiges geerbt. Geld, Wertpapiere und natürlich Schmuck. Wahrscheinlich weißt du es sogar besser als ich, wie viel die einzelnen Schmuckstücke wert sind. Er hat sie in einem Schließfach hinterlegt, welches zusätzlich mit einem Zahlencode gesichert ist. Diesen Zahlencode hat er auf einem raffinierten Weg gesichert – für den Fall, dass einmal ein Dritter in seinem Auftrag den Zugriff auf das Schließfach bekommen soll.
Du kannst dich noch so sehr abmühen, du kommst nicht los.
Sieh dir dieses Prachtstück genau an. Günter hat sie maßstabsgerecht bauen lassen. 1:87 – wenn ich mich nicht irre. Es ist die Bahnstrecke Euskirchen – Bad Münstereifel. Ich glaube nicht, dass du sie kennst. Günter kam aus einem der Dörfchen an der Bahnstrecke. Welches es genau war, ist mir entfallen. Ist auch nicht so wichtig.
He, gib endlich Ruhe. Es scheint dich ja mächtig zu fuchsen, dass du so kurz vorm Ziel
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