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Berndorf, Jacques (Hrsg)

Berndorf, Jacques (Hrsg)

Titel: Berndorf, Jacques (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel 2
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liegt am äußersten Rand seiner Seite, und trotzdem kann ich seine Wärme spüren. Ich möchte ihn nur einmal berühren, ihn einmal so anfassen, wie ich es mich all die Jahre nicht getraut habe.
    Tau hängt an den Grashalmen. Die Tiere, die hier an der Grenze zwischen Wald und Laacher See leben, erwachen gerade. Man hört es an ihrem müden Zirpen und Quaken. Über mir droht der Schatten der Abtei. Ich weiß, wozu er mich an diese Waldlichtung geführt hat, aber ich verstehe immer noch nicht, warum er das tut.
    Ich blicke in sein verzweifeltes Gesicht und dann ohne Überraschung in den Lauf der Pistole.
    »Versprich mir zumindest, mich nicht zu verlassen«, sage ich.
    »Peng, Peng!«, sagt Lasse.

Unter Kollegen
    von Harald Bongart
    Du hast mich unterschätzt. Doch, hast du. Das war ein Fehler. Ein dummer Fehler. Ich bin dir auf die Schliche gekommen. Damit hast du nicht gerechnet. Gib’ es ruhig zu. Es spielt keine Rolle mehr für dich. Na, los! Zeig ein bisschen Großmut. Gib es zu! Nick mit dem Kopf!
    Dann eben nicht. Wenn du glaubst, ich würde dir den Knebel entfernen, hast du dich geschnitten. Du würdest noch das ganze Haus zusammenbrüllen.
    Interessiert es dich, zu erfahren, wie ich dir draufgekommen bin? Ja? Das dachte ich mir. Eigentlich – ich gebe das ungern zu – war es Zufall. Dein letzter Mann und ich, wir waren ... na, sagen wir mal, Freunde. Wenn es in unserem Gewerbe überhaupt so etwas wie Freundschaft gibt. Sei’s drum. Der entscheidende Punkt ist eben der, dass wir nicht nur Freunde, sondern auch ›Kollegen‹ waren.
    Genau genommen bist du ja auch eine Kollegin. Das bedingt, dass wir keine Freunde sein könnten. Ja, ja, schon gut. Ich werde jetzt nicht mit dem Spruch von Männern und Frauen kommen, die ohnehin nie Freunde sein können. Ich habe den Film auch gesehen. Mit meiner vierten Frau – Gott hab sie selig. Wir konnten übrigens beide nicht über die Stelle lachen. Was soll’s. Ich schweife ab. Wo waren wir stehen geblieben?
    Ach ja. Ich sprach davon, dass wir eigentlich Kollegen sind. Vielleicht hätte ich früher darauf kommen können. Dann wären wir jetzt beide nicht hier. Ich wäre mit Günter – das ist übrigens sein richtiger Name, nicht etwa Fred – ich wäre also mit Günter jetzt auf einem Kreuzfahrtschiff in der Karibik unterwegs. Das ist in dieser ... dieser ... toten Jahreszeit das Beste, was man machen kann. Eine ruhige, gemütliche Kreuzfahrt mit reiferen alleinstehenden Damen. Apropos tot: Du wärst jetzt schon Geschichte. Tot, begraben und vergessen. Und von deinem Vermögen würden der – leider viel zu früh verblichene – Günter und ich einen schönen Trip durchs unendliche Blau der Karibik unternehmen. Aber keine Sorge. Wenn ich mit allem hier fertig bin, wirst du auch so tot sein. Da fällt mir ein: Ich habe noch überhaupt keine Ahnung, wie ich deine Leiche entsorgen soll. Na, was soll’s. Es wird mir schon etwas einfallen. Eigentlich ist mir immer etwas eingefallen. Obwohl ... bei meinen teuren verstorbenen Ehefrauen musste ja immer die Leiche vorhanden sein, damit das Testament eröffnet werden konnte. Insoweit ist dein Fall also etwas anders gelagert. Sei’s drum.
    Du brauchst dir übrigens keine Mühe zu geben und zu versuchen, mit dem Stuhl umzukippen. Er wird nicht aus dem Leim gehen. Es gibt nur eine Chance für dich, die Fesseln loszuwerden: Ich müsste sie dir abnehmen. Aber das werde ich nicht tun. So leichtsinnig bin ich nicht. Dafür bist du mir viel zu gefährlich. Ich weiß, dass du einmal mit einem Lehrer für Selbstverteidigung verbandelt warst. Von dem scheinst du einiges gelernt zu haben. Günter hat es am eigenen Leib erfahren. Die Ärzte haben bei der Obduktion einen glatten Genickbruch festgestellt. Verursacht durch einen Treppensturz. Was sie nicht begriffen haben, ist, dass du ihm erst das Genick geknackt und ihn dann erst die Treppe hinuntergestoßen hast. Überhaupt habe ich den Eindruck gewonnen, dass du dir von allen deinen Lebenspartnern etwas abgeschaut hast. Vor dem Karate-Freak warst du mit einem Biologen liiert. Der Knabe war – soweit ich herausgefunden habe – ein begeisterter Pilzsammler. Der Handkantenschläger ist übrigens an einer Pilzvergiftung hopsgegangen. Seltsamer Zufall, nicht wahr? Überhaupt spielen die Zufälle in deinem Leben eine wichtige Rolle. Da hast du übrigens den ersten Fehler gemacht. Wenn Zufälle sich so häufen, dass man eine Gesetzmäßigkeit dahinter vermuten kann, dann hat man etwas

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