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Berndorf, Jacques (Hrsg)

Berndorf, Jacques (Hrsg)

Titel: Berndorf, Jacques (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel 2
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Freiwilligen Feuerwehr. Das ging um 18 Uhr los, Osebius war von Anfang an dabei. Sie hatten noch Gäste von einer befreundeten Wehr. Rund vierzig Mann, und hoch die Tassen bis etwa drei Uhr. Aber ich habe noch keine Zeugen. Die muss ich jetzt auf der Arbeit treffen.«
    »Sag mal, war er eigentlich Alkoholiker?«
    »Also, das kann ich noch nicht sagen. Er soff grundsätzlich ziemlich viel, und wahrscheinlich auch jeden Tag. Nach Meinung der Anonymen Alkoholiker war er todsicher einer, nach Meinung der Eifler war er wohl einer in Ausbildung.«
    »Ich will dich nicht von der Arbeit abhalten«, betonte Kischkewitz. »Und dieser alte Bauernhof hier?«
    »War der vom Vater. Und es wird behauptet, dass er den schon beschissen hat.«
    »Hatte er gar keine gute Seite?«
    »Er war kalt und gierig und vulgär, sonst nichts.«
    Kischkewitz war einigermaßen ratlos. Wie begegnet man der Gier?
    Er ging zum Wohnhaus über den großen Hof und klingelte.
    Die Frau, die ihm öffnete, war eine der Frauen, von denen er zu sagen pflegte: Sie sind stark, und sie bergen die meisten Überraschungen. Sie hatte sehr lange, blonde Haare, die hinten zu einem dicken Zopf geflochten waren. Er hatte Schwierigkeiten mit Haaren, immer schon gehabt. Also fragte er in ihr ruhiges, sehr weibliches und schönes Gesicht hinein: »Sind die gefärbt?«
    Das Verblüffende war, dass sie nicht verblüfft war. »Nein«, antwortete sie. »Warum?«
    »Weil ich das nie weiß«, sagte er. »Haben Sie etwas Zeit für mich? Ich bin der Chef von dem Haufen da draußen.«
    »Natürlich«, nickte sie. »Kaffee oder Tee?«
    »Tee, bitte. Kaffee macht meinen Magen kaputt. Sind Ihre Kinder zu Hause?«
    »Aber ja. Brauchen Sie die auch?«
    »Ja, aber später erst, und wenn sie es nicht so merken, verstehen Sie?«
    »Das verstehe ich«, sagte sie und ging vor ihm her. Sie hatte einen eigenartigen Gang, sie lief über die dicken Onkel, und sie bemühte sich erst gar nicht, so etwas wie eine Dame vorzuspielen. Einfach gesagt: Sie ging nicht, sie latschte.
    Das Wohnzimmer sah nach drei Kindern aus, es herrschte heillose Unordnung.
    »Nehmen Sie Platz, wo Sie können«, sagte sie. Dann verschwand sie irgendwohin und kam kurze Zeit später mit Tassen, Milch und Zucker auf einem Tablett zurück. »Sie erwarten hoffentlich keine Weinkrämpfe, oder?« Ihre Jochbögen waren stark ausgeprägt, sie sah aus wie Frauen aus dem Kosovo. Ihre Augen waren vollkommen ruhig und von einem intensiven, graublauen Schimmer.
    »Nein«, nickte Kischkewitz brav. »Sie sollten aber nicht versuchen, mir etwas über menschliche Beziehungen beizubringen. Das wäre töricht.«
    »Okay«, nickte sie sachlich. Dann setzte sie sich ihm gegenüber in einen Sessel und wartete ganz gelassen.
    »Haben Sie ihn geliebt?«
    »Nein, schon seit langer Zeit nicht mehr.«
    »Respektiert?«
    »Nein, auch nicht mehr.«
    »Als Sie ihn heute Morgen sahen: Wie könnte man Ihre erste Reaktion beschreiben?«
    »Ich habe geheult. Schließlich war es mal Liebe.«
    »Wie haben Ihre Kinder reagiert?«
    »Erschreckt, maßlos erschreckt.«
    »Die Vierzehnjährige?«
    »Sehr distanziert irgendwie. Sie ist vor einem Jahr Frau geworden. Sie hat Schwierigkeiten damit, sie muss sich damit einrichten. Ich habe ihr natürlich nicht erlaubt, ihren toten Vater zu sehen.«
    »Wer hat Sie informiert?«
    »Der alte Alois. Er war vollkommen aus dem Häuschen.«
    »Was werden Sie jetzt machen?«
    Sie überlegte eine Weile. »Weggehen, so schnell wie möglich.«
    »Was werden Sie mit seinem Besitz und seinem Geld machen?«
    »Keine Ahnung. Das wird mal den Kindern gehören.«
    »Seit wann ist er so gierig gewesen?«
    »Vor ein paar Jahren fing es an. Den genauen Zeitpunkt kenne ich nicht. Es mögen fünf oder sechs Jahre sein. Er zählte sein Geld, jeden Tag. Von morgens bis abends.«
    »Wie viel Geld ist es denn?«
    »Er sagte vor einem halben Jahr, es seien jetzt vier oder fünf Millionen. Ich sollte ihn bewundern, aber das konnte ich nicht.«
    »Für wen, glauben Sie, hat er all das Geld verdient?«
    »Für die Kinder, für mich. Das hat er jedenfalls gesagt.«
    »Und was haben Sie darauf geantwortet?«
    »Dass wir das nicht wollen, habe ich ihm gesagt.«
    »Und das Leben mit ihm?«
    Sie sah ihn verblüfft an, verstand aber sofort, was er meinte. »Wir ... also, ich habe nicht mehr mit ihm geschlafen. Das durfte er nicht mehr.« Sie machte eine kleine Pause. »Was denken Sie?«
    »Ich weiß nicht, was ich denken soll«, antwortete

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