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Bernie allein unterwegs

Bernie allein unterwegs

Titel: Bernie allein unterwegs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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dass dir das nach einer Weile zu anstrengend und zu langweilig wird.«
    Glaubten die wirklich, ich war so schwer von Begriff?
    Maike sprang offensichtlich auf, jedenfalls hörte ich, dass ihr Stuhl umkippte. »Das ist echt gemein! Immer denkst du, dass ich das nicht durchhalte. Wenn ich sage, ich mach das, dann mach ich das auch.«
    Maikes Vater schwieg.
    »Habt ihr euch mal seine Pfoten angeguckt?«, meinte Maikes Mutter. »Das sind ja jetzt schon halbe Elbkähne. Und mit den langen Krallen zerkratzt er uns das ganze Parkett.«
    Die Krallen kau ich mir ab, ist doch klar, dachte ich, und allmählich ging mir diese Schwarzmalerei, was mich betraf, erheblich auf den Hundekeks.
    Aber Frau Redlich war immer noch nicht fertig. »Aber das Schlimmste sind die Haare. So ein Tier verliert unendlich viele Haare. Da muss die Wohnung jeden Tag gesaugt werden, und so viel Zeit hab ich gar nicht.«
    Oh Gott! Ich verliere mein Fell? Wie schrecklich! Das konnte nur an der schlechten Ernährung liegen.
    Ich hatte gar nicht aufs Wetter geachtet und daher nicht bemerkt, dass schwarze Wolken aufgezogen waren. In diesem Moment fing es an zu regnen, nein, zu schütten! Es war ein
richtiger Wolkenbruch! Wassermassen stürzten vom Himmel, und innerhalb weniger Sekunden war ich klatschnass. Maikes Fenster war geschlossen, und ich hatte keine Lust, hier noch länger im strömenden Regen zu sitzen, also lief ich zur Tür, drückte die Klinke herunter, so wie ich es beobachtet hatte, und tatsächlich ging die Tür auf.
    Die ganze Familie staunte nicht schlecht, als ich plötzlich vor ihr stand. Aus meinem Fell lief das Wasser und bildete lauter kleine Seen auf dem Parkett.
    »Oh Gott, der Hund ist ja ganz nass!«, schrie Maikes Mutter.
    Nicht mehr lange, dachte ich und schüttelte mich heftig. Regentropfen, vermischt mit Erde, Schlamm, Blättern und Gras flogen durch das Zimmer.
    »Neeeiiin!«
    Maikes Mutter rannte in die Küche und kam mit einem Handtuch wieder.
    Ich fand es toll, dass die langweilige weiße Tapete jetzt mit graubraunen Wassertropfen übersät war, ebenso wie die Tür, die Kommode, die Bilder darüber und die hellblaue Tischdecke.
    »Er hat das ganze Zimmer eingesaut«, bemerkte Maikes Mutter tonlos.
    »Das liegt an dem Reflex«, erklärte Maike kleinlaut. »Hunde müssen sich schütteln, wenn sie nass sind, da können sie gar nichts gegen machen.«
    Vater Redlich fuhr sich entsetzt mit der Hand durch die Haare.
    »Is’ doch nicht so schlimm«, murmelte Tom.
    Maikes Mutter kniete vor mir und rubbelte mich trocken.
Als sie fertig war, war das Handtuch fast schwarz. Dass ich so dreckig gewesen war, hatte ich gar nicht gewusst.
    »Da seht ihr mal, was so ein großer Hund mit dichtem Fell und langen Haaren für einen Dreck macht. Könnt ihr euch vorstellen, wie die Wohnung aussieht, wenn er erst mal ausgewachsen ist, pitschnass nach Hause kommt, sich noch ein bisschen im Schlamm gewälzt hat und sich dann schüttelt? Da können wir jede Woche renovieren. Die Flecken hier an der Wand kann Papa gleich morgen überstreichen. Dazu kommt, dass diese Hunde fürchterlich sabbern, wenn sie ausgewachsen sind und lange Lefzen haben. Da fliegt die Spucke nur so durch die Luft, und wenn du Pech hast, landet sie genau auf den Spaghetti oder in der Milch.«
    Maike sah trotzig aus, aber ihr fiel so schnell kein Gegenargument ein. Und mal ganz ehrlich: Ich weiß auch nicht, was an Spucke so schlimm sein soll. Ist doch was ganz Normales! Ich tropfe halt. Wenn ich Appetit hab, wenn mir was ausgesprochen gut gefällt oder auch wenn ich was eklig finde. Eigentlich tropfe ich immer ein bisschen.
    Ich sah, dass sich dort, wo ich stand, auf dem Fußboden schon wieder eine kleine Sabberpfütze gebildet hatte. Also legte ich mich schnell in die Pfütze, rutschte mit dem Bauch hin und her und wischte sie weg. Fertig. So einfach war das. Da brauchte man sich wirklich nicht so künstlich aufzuregen!
    »Aber darum geht es ja jetzt gar nicht«, beendete Maikes Vater die Horrorfantasien. »Unser größtes Problem sind die Griesmeiers. Ich will keinen Streit. Es ist schon schlimm genug, dass sie uns so nah auf der Pelle sitzen, und ich will hier auch
nicht ausziehen. Das Haus ist genau richtig für uns und noch dazu erschwinglich. So schnell finden wir in Husum nichts Vergleichbares. Also haben wir keine andere Wahl und müssen Hundi abgeben. Die Frage ist nur: Wohin und zu wem?«
    Eine ganze Weile sagte niemand etwas, weil alle angestrengt nachdachten. Und da

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