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Bernie allein unterwegs

Bernie allein unterwegs

Titel: Bernie allein unterwegs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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Maike.
    »Hundi«, sagte Maike wie aus der Pistole geschossen.
    Ich schnappte nach Luft. Was war das denn für ein bescheuerter Name? Das war ja eigentlich gar kein Name! Für mich war Maike ja auch Maike und nicht Kindi und Maikes Mutter war Frau Redlich und nicht Menschi oder Fraui. Das ging ja alles gar nicht! Hoffentlich bekam ich nachher noch was zu fressi und zu saufi …
    »Das ist doch kein Name«, meinte Maikes Mutter völlig richtig.
    »So hab ich ihn von Anfang an genannt, und er gehorcht mir auch, wenn ich Hundi sage. Und was Besseres ist mir auch noch nicht eingefallen.«
    »Ich finde den Namen ganz süß, jedenfalls besser als Struppi
oder Purzel«, sagte Maikes Vater und pustete mir liebevoll ins Ohr.
    Das stimmte. Da hatte er recht.
    In diesem Moment wurde im Nachbarhaus im ersten Stock das Fenster aufgerissen, Frau Griesmeier steckte den Kopf heraus und begann augenblicklich zu keifen.

    »Der Hund muss weg!«, schrie sie, als ginge es um Leben und Tod. »Es geht nicht, dass Sie hier Extrawürste braten. Mein Mann wird es Ihnen erklären. Warten Sie, er kommt gleich!«
    Und richtig. Die Haustür öffnete sich, und Herr Griesmeier kam heraus. Er war krebsrot im Gesicht. Ich nehme mal an, dass er sich gerade mit seiner Frau gestritten und dabei fürchterlich aufgeregt hatte.
    Herr Redlich, der mich immer noch auf dem Arm hielt, setzte mich ab und ging zum Gartenzaun, direkt auf Herrn Griesmeier zu. Tom, Maike und ihre Mutter hielten sich etwas im Hintergrund, und ich zog es vor, vorläufig zu verschwinden. Ich verkroch mich unter einem Holunderbusch und wartete ab.
    »Es ist nämlich Folgendes …«, begann Herr Griesmeier.
    »Guten Tag, Herr Nachbar«, sagte Maikes Vater zuckersüß und nahm damit Herrn Griesmeier erst mal das Wort aus dem Mund.
    Herr Griesmeier presste vor Wut die Lippen aufeinander. »Also, was ich sagen wollte … Es ist nämlich Folgendes …«
    »Ja, das sagten Sie bereits.«
    »Jetzt bringen Sie mich doch nicht andauernd aus dem Konzept! « Herr Griesmeier wurde laut, während Maikes Vater weiterhin lächelte. »Ich habe mich bei einem Anwalt, der Hausverwaltung und dem Eigentümer der Häuser erkundigt, Herr Redlich, und alle waren entsetzt, dass bei Ihnen ein Hund im Haus ist. Auch ein unangemeldeter Hundebesuch wird nicht länger als drei Tage geduldet. Drei Tage ist der Hund schon hier, also muss er weg. Sofort!«

    »Nun aber mal ganz langsam voran«, empörte sich jetzt auch Maikes Mutter. »Das steht nicht in unserem Mietvertrag.«
    »Das ist so. Überall. Geltendes Recht.«
    »Da werden wir uns ebenfalls erkundigen!«
    »Tun Sie das! Und ich sage Ihnen eins: Wenn der Hund nicht bis morgen früh verschwunden ist, melde ich das, und dann kommt die Polizei. Und die wird dafür sorgen, dass der Tierfänger kommt und den Hund ins Tierheim bringt. Oder am besten gleich zum Abdecker. Was weg ist, ist weg.«
    Ich fing fürchterlich an zu zittern. Wollten die Menschen denn andauernd kleine Hunde umbringen? Wir tun doch gar nichts! Wir wollen doch bloß die Freunde der Menschen sein.
    Eine Weile waren Herr und Frau Redlich über so viel Bösartigkeit regelrecht sprachlos.
    »Hast du es ihnen gesagt?«, keifte von oben Frau Griesmeier aus dem Fenster, weil sie nicht hören konnte, was im Garten gesprochen wurde. »Der Hund ist gefährlich! Eine Gefahr für alle Nachbarn! Er braucht nur über den Gartenzaun zu springen, und dann kann Fürchterliches geschehen! Ich darf gar nicht daran denken, was passieren kann, wenn er bis zum Kindergarten läuft!« Frau Griesmeier schüttelte sich vor Entsetzen.
    Dass diese hysterische Nachbarin selbst mal einen Hund hatte haben wollen, konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen.
    Herr Griesmeier ging gar nicht darauf ein, überhörte, was seine Frau gesagt hatte, und winkte mit der linken Hand nur einfach ab.
    »Meinetwegen informieren Sie Hinz und Kunz und rufen Sie die Polizei, Herr Griesmeier«, sagte jetzt Herr Redlich. »Tun
Sie, was Sie nicht lassen können. Ich habe jedenfalls keine Lust, mich auf diesem Niveau weiter mit Ihnen zu unterhalten. Komm, Katrin, kommt, Kinder, komm mit, Hundi, wir gehen ins Haus! Angenehmen Tag noch, Herr Griesmeier.« Er betonte den Namen so, als würde er »Sie dicke Schmeißfliege« sagen, legte die Arme um Maikes und Toms Schultern und ging mit ihnen ins Haus.
    Maikes Mutter folgte ihnen. Sie sagte keinen Ton mehr zu Herrn Griesmeier und drehte sich auch nicht um. Sie ließ ihn einfach wie einen dummen

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