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Bernie allein unterwegs

Bernie allein unterwegs

Titel: Bernie allein unterwegs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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Jungen am Gartentor stehen.

KRISENSITZUNG
    »Wir müssen alle zusammen überlegen, was zu tun ist«, begann Vater Redlich.
    Ich hatte wie immer meine Position unter dem Wohnzimmerfenster und hörte zu.
    »Mal ganz abgesehen von den Problemen mit unserem Nachbarn und seiner liebreizenden Gattin«, sagte Maikes Mutter mit einem ironischen Unterton. »Habt ihr eine Vorstellung davon, wie groß dieser Hund wird? Das ist kein Schoßhündchen, mit dem man problemlos durch die Stadt spazieren kann. Er ist ja noch klein, aber das wird einmal ein Hunderiese. Ich hab nachgeschlagen: So ein Rüde kann bis zu hundertzwanzig Kilogramm schwer werden. Papa wiegt fünfundachtzig. Er wäre dann also anderthalb Mal so groß und schwer wie Papa.«
    Ja, ja, ja! Genauso groß und schwer wollte ich werden. Vielleicht sogar noch einen Zentimeter größer als Hugo vom Walde! Dann wäre ich der größte Bernhardiner aller Zeiten, ein Bild von einem Hund. Das hatte Frau Küster immer gesagt, wenn Bodo mal zwei Sekunden still vor ihr saß und so aussah, als könnte er kein Wässerchen trüben. – Und wenn ich so überirdisch groß und berühmt wäre, würden sich plötzlich alle Leute
Bernhardiner ohne schwarze Maske wünschen. Alle Hunde müssten dann so aussehen wie ich …
    Plötzlich schreckte ich aus diesen wundervollen Träumen auf, als ich hörte, wie Frau Redlich sagte: »Diese Hunde fressen Unmengen. Die fressen einem regelrecht die Haare vom Kopf.«
    Na, das war ja wohl der größte Blödsinn überhaupt! Erstens hatte ich in diesem Haus außer einem klitzekleinen Schweinebraten noch nichts Anständiges zu fressen gekriegt … und selbst in dieser größten Not hätte ich niemandem die Haare vom Kopf gefressen. Das würde ich nie tun. Das schmeckte nämlich nicht, machte nicht satt und war auch noch eklig im Maul.
    »Diese Hunde haben eine unglaubliche Kraft«, fuhr Maikes Mutter fort. »Man kann nichts machen, wenn sie mal nicht wollen. In der Fußgängerzone bist du darauf angewiesen, dass der Hund brav ist, denn wenn nicht, dann erlebst du dein blaues Wunder. Selbst Papa könnte einen ausgewachsenen Bernhardiner nicht halten.«
    »Ich bin mir sicher, dass er immer brav ist«, murmelte Maike. »Er ist ja froh, dass er bei uns ist.«
    Na klar bin ich brav! Was denn sonst? Ich will doch auch keinen Stress … und schon gar nicht in einer Fußgängerzone, wo es überall unfreundliche Ladenbesitzer gibt, die diese hässlichen Schilder an die Tür hängen, wo draufsteht: Hunde müssen draußen bleiben!
    »Das stimmt«, meinte Herr Redlich. »Dieser Hund muss fantastisch erzogen sein, sonst tanzt er uns auf dem Kopf rum, und dann ist so ein Kraftbolzen natürlich auch gefährlich. Er
könnte vor ein Auto rennen, das Auto fährt vor Schreck in eine chemische Reinigung, und das ganze Haus explodiert. Oder der Hund reißt eine Oma um, die bricht sich das Bein und kommt ins Krankenhaus. Oder er beißt einen anderen Hund, und der ist tot.«
    Niemals würde ich einen meiner Kumpel totbeißen. Im Leben nicht! Die Redlichs hatten wirklich eine richtig schmutzige Katastrophenfantasie.
    »Wenn der Hund nicht aufs Wort gehorcht, kann es ganz fürchterlichen Ärger geben. Und den Schaden bezahlt keine Versicherung.«
    »Ich erziehe den Hund. So lange, bis er aufs Wort gehorcht!«, trumpfte Maike auf. »Das verspreche ich. Darum braucht ihr euch nicht zu kümmern.«
    »Ich erzieh ihn auch«, krähte Tom.
    Wie bitte? Erziehung? Das ist ja wohl das Letzte! Ihr braucht mich nicht zu erziehen, ihr Lieben, wenn ich gehorchen will, dann gehorche ich, wenn nicht, dann nicht. So einfach ist das. Wenn es sinnvoll ist, was ihr von mir wollt, dann mach ich das. Ist doch klar. Aber wenn ihr irgendetwas Blödsinniges von mir verlangt, dann lass ich es bleiben. Ich bin nämlich nicht so doof, wie ihr immer alle glaubt. Zum Beispiel denke ich nicht im Traum daran, ständig hinter einem blöden Stöckchen herzurennen, das irgendjemand nur so aus Quatsch in den Garten schmeißt, damit ich es hole, und dann schmeißt er es wieder und immer wieder. Und das alles nur, damit ich außer Puste komme. Nee, Freunde, so was macht ein Bernhardiner nicht!

    »Ich glaub dir ja, dass du vorhast, den Hund zu erziehen, Maike«, sagte Maikes Vater. »Und ich bin mir auch sicher, dass du dir viel Mühe geben willst, aber das ist eine Aufgabe für Jahre. Zwei Jahre mindestens. Und man muss jeden Tag mit dem Hund üben. Mindestens ein bis zwei Stunden. Und ich kann mir gut vorstellen,

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