Bernie allein unterwegs
Hose glatt.
»Wir geben dem Hund einen Namen, und dann bleibt er bei uns. Für immer und ewig!« Maike redete ganz schnell und bekam hektische rote Flecken im Gesicht. »Ich schwöre, dass ich mich um ihn kümmern werde. Und ich gehe auch jeden Tag mit ihm spazieren. Ich gehe überall mit ihm hin. Er wird groß und stark werden und auf mich und Tom aufpassen. Oh Mama, bitte, das ist mein Traum. Mein allergrößter Wunsch! Ihr braucht mir nie wieder etwas zum Geburtstag oder zu Weihnachten zu schenken, nie wieder! Wenn ich ihn nur behalten darf.«
Sie nahm mich in den Arm und drückte mich so fest, dass ich kaum noch Luft bekam.
Ich war sprachlos! Ich war Maike also mehr wert als alle Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke dieser Welt? Eine größere Liebeserklärung konnte ein Hund von einem Menschen gar nicht bekommen.
Maikes Mutter seufzte. »Ihr habt ja gehört, was Herr Griesmeier gesagt hat. Hier sind Haustiere, also auch Hunde, verboten. Das wisst ihr ganz genau, sonst hättest du den Hund ja auch nicht versteckt, Maike, oder? Und wenn wir den Hund behalten, fliegen wir raus und sitzen auf der Straße.«
Aha. So war das also. Diese Hausverwaltung hatte sich einen hundefeindlichen Mietvertrag ausgedacht, und Nachbar Griesmeier war eine alte Petze. Augenblicklich bekam ich unglaubliche Lust, ihm in die Waden zu beißen, wenn ich ihm noch einmal begegnen sollte.
Maike fing an zu weinen und küsste mich so oft auf die Nase, dass ich niesen musste.
»Ein paar Tage haben wir noch Zeit, für ihn ein schönes Zuhause zu finden, aber dann müssen wir ihn leider abgeben. Das seht ihr doch ein, oder?«
Maike und Tom schüttelten beide den Kopf.
»Hast du Hunger, mein Kleiner?«, fragte mich Maikes Mutter, nahm meine Schnauze in die Hand und sah mir in die Augen. »Bestimmt«, beantwortete sie sich ihre Frage selbst, und damit hatte sie völlig recht, denn ich hätte geantwortet: »Ich habe grundsätzlich immer Hunger. Es gibt keinen Hund auf der Welt, der nicht ständig Hunger hat, und bei mir ist es noch schlimmer, schließlich wachse ich noch.«
»Maike, bitte lauf schnell zum Supermarkt, und kauf ein paar Dosen Hundefutter, damit er was Vernünftiges zu fressen bekommt. Schließlich kann er nicht jeden Tag dicke Schweinebraten verputzen.«
Ich grinste, aber ich glaube, die Menschen konnten das nicht sehen.
»So langsam wird mir alles klar«, fügte Maikes Mutter noch hinzu und ging ins Haus.
Maike rannte los, und Tom warf einfach so einen Stock sinnlos durch den Garten und erwartete wohl, dass ich hinterherrannte und ihn zurückholte, aber ich hatte keine Lust.
GRIESMEIERS DROHUNG
»Ich fass es nicht«, sagte Maikes Vater. »Dann ist dieses Stofftier also doch lebendig. Und Tante Hulda ist gar nicht verrückt? «
»Ja«, meinte Maike.
»Ja«, wiederholte Tom.
»Ja«, ergänzte zum Schluss auch Maikes Mutter.
Herr Redlich packte mich am Nackenfell und hob mich hoch. So hoch, dass ich das Gefühl hatte, im Riesenrad zu sitzen. Er sah mich an und lachte.
»Dann hat dieser kleine Köter also Tante Hulda vergrault. Gut gemacht, Kumpel!« Er gab mir einen zärtlichen Klaps auf den Hintern und nahm mich jetzt richtig in den Arm, sodass es für mich gemütlich war. »Du bist ja ein ganz süßer Affe!«
Für Paule war ich ein Hase gewesen, und für ihn war ich also ein Affe. Ja, sah denn niemand, dass ich ein waschechter Bernhardiner war? Auch wenn ich keine schwarze Maske im Gesicht hatte? Eigentlich müsste ich doch ohne Maske viel besser als Bernhardiner zu erkennen sein, oder etwa nicht?
Manchmal waren die Menschen wirklich komisch und schwer zu verstehen.
Aber ich nahm es ihm nicht übel, sondern leckte ihm zart die Hand. Vielleicht konnte Herr Redlich ja irgendetwas bei Herrn Griesmeier ausrichten oder ihm zumindest eins auf die Mütze geben. Hugo vom Walde diskutierte auch nicht lange. Wenn ihm irgendetwas nicht passte, knurrte er, wenn das keine Wirkung zeigte, fletschte er die Zähne, und wenn das immer noch nichts half, sprang er denjenigen, der ihn geärgert hatte, an. Bei der Wucht des Aufpralls lag auch der stärkste Mann am Boden, und Hugo stand auf ihm und guckte ihm tief in die Augen. Nase an Nase. Meistens bekam er dann auch sofort das, was er wollte. Das hatte uns unsere Mutter immer erzählt, weil sie das so ungeheuer imponierend fand.
Herr Redlich hatte bestimmt mehr Möglichkeiten im Duell mit Herrn Griesmeier als Frau Redlich.
»Wie heißt er?«, fragte Herr Redlich seine Tochter
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