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Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Titel: Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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Stirn, und das nicht nur aufgrund der Schwüle, unter der Berlin litt. »Aber gern«, gab er zurück, während ein US-Sergeant seinen Vordermann abfertigte. »Wie kommt es eigentlich, dass die Russen dich vor acht Jahren eingebuchtet haben? Ausgerechnet dich, wo du doch so ausgeschlafen bist?«
    »Das Gleiche könnte ich dich fragen, Holländer.«
    »Der gute alte Ole, stets eine schlagfertige Antwort auf Lager.« Rembrandt zog die Stirn kraus und fuhr mit der Hand über die rechte Schläfe. »Manche Menschen ändern sich wirklich nie.«
    »So wie du, Holländer.«
    »Jetzt halt aber mal die Luft an, Genosse. Ist das etwa der Dank, dass ich dir einen Passierschein nach Westberlin verschafft habe? Von der Aussicht auf ein sorgenfreies Leben einmal abgesehen?«
    »Tu doch nicht so«, knirschte Jensen und ballte die Faust. »Ginge es nach dir, würde ich noch immer im Knast sitzen.«
    So gut wie nie um eine Antwort verlegen, schwieg sich Rembrandt überraschenderweise aus und ließ den amerikanischen Militärpolizisten, der soeben die Baracke verließ, nicht mehr aus den Augen. »Und wenn es nach dir ginge, Ole, hätte ich jetzt mehrere Kugeln im Kopf.«
    »Nur Geduld, alter Junge, was nicht ist, kann ja noch …«
    Zwischen einem Curt Holländer, wie Jensen ihn kannte, und dem Mann, dessen Gesicht beim Anblick des auf ihn zusteuernden MP-Leutnants in null Komma nichts aus den Fugen geriet, lagen Welten. Dennoch handelte es sich um ein und dieselbe Person. Auf den ersten Blick konnte sich Jensen diese Metamorphose nicht erklären, außer dass sich Holländer und der US-Streifenpolizist früher einmal über den Weg gelaufen waren.
    Ob, wann und wo, blieb freilich unbeantwortet. Lief doch das, was im Folgenden geschah, so schnell ab, dass Ole Jensen nicht einmal zum Luftholen kam.
    Keine drei Schritte von der Corvette entfernt, zog der bullige Leutnant plötzlich seine Waffe. Jensens Blick wanderte zu seinem Nebenmann, der ihn aber nicht wahrnahm. Stattdessen verschwand Holländers Rechte unter seinem Jackett, dies allerdings um Sekundenbruchteile zu spät. Der Militärpolizist war schneller, zielte und drückte ab.
    Sein Pech, dass er es mit einem Agenten vom Schlage Rembrandts zu tun hatte. Der fackelte ebenfalls nicht lange, riss seine Waffe empor und feuerte, was das Zeug hielt. Ohne mit der Wimper zu zucken, ohne auf den vielstimmigen Aufschrei der Umstehenden zu achten, ohne Rücksicht auf Verluste. Und ohne Rücksicht auf Jensen, der wie festgenagelt auf dem Beifahrersitz verharrte.
    Rembrandt hatte Glück, in der Tat. Die Waffe im Anschlag, torkelte der US-Leutnant auf die Corvette zu, drehte sich um die eigene Achse und krachte rücklings auf die Motorhaube.
    Holländer focht das nicht an. »In Deckung, du Idiot!«, brüllte er Jensen an, drückte ihm die Tokarew in die Hand, legte den Rückwärtsgang ein und stieß zurück. Gerade rechtzeitig, bevor eine MG-Salve auf ihn abgefeuert wurde, welche die Fensterscheiben der Verwaltungsbaracke der Reihe nach zu Bruch gehen ließ.
    Im Gegensatz zu dem GI, der zwischen dem Kofferraum der Corvette und der Motorhaube eines dunkelroten VW Cabriolet zerquetscht wurde, hatte Rembrandt nichts abgekriegt. Ohne Blick für den GI und den blutüberströmten Körper des Militärpolizisten, der unmittelbar vor ihm auf dem Pflaster aufschlug, legte er daraufhin wieder den Vorwärtsgang ein und ließ den Sechszylindermotor der Corvette laut aufheulen. Er tat dies mit einer Kaltschnäuzigkeit, welche die Umstehenden jäh erstarren ließ, mechanisch, abgeklärt und mit unbeteiligter Miene. Als ginge ihn alles nichts an, überrollte er den Zollbeamten, drückte aufs Gas, scherte nach rechts aus und jagte mit 140 Sachen davon. Auf die Schaulustigen, unter ihnen etliche Reporter, verschwendete Holländer keinen Blick. »Das wär’s dann wohl gewesen!«, brüstete er sich, wohl wissend, dass ihn niemand einholen konnte. »Glück muss der Mensch haben!«
    In einem Punkt hatte Curt Holländer, ehemaliger Obersturmbannführer der SS und Offizier im besonderen Einsatz, jedoch kein Glück, sondern ausgesprochenes Pech. Minuten später, im Begriff, seine Tokarew wieder ins Halfter zu stecken, fiel sein Blick in den Rückspiegel, woraufhin sich seine Miene umgehend verfinsterte.
    Die Benzinspur auf dem Straßenbelag sprach eine deutliche Sprache. Der Blick, mit dem Jensen ihn musterte, nicht minder.
    Ein Grund mehr für ihn, aufs Gas zu drücken, alles auf eine Karte zu setzen und das, was er

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