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Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Titel: Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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korrekterweise betonen muss. Wie du vor fünf Jahren diesen von der Tann zur Strecke gebracht hast, alle Achtung. Das war allererste Sahne, und ein schöner Zug von dir, ihn uns zwecks Sonderbehandlung zu überlassen. Recht ungewöhnlich für einen Klassenfeind, aber bekanntlich soll man die Hoffnung nicht aufgeben.« Kuragin klemmte ein Zigarillo in den Mundwinkel, nahm es wieder heraus und sagte: »Schade, dass wir beide nicht auf der gleichen Seite des Zauns beheimatet sind. An jemanden wie dich könnte ich mich wirklich gewöhnen. Du und ich zusammen auf Verbrecherjagd – eine vielversprechende Vision. Schade nur, dass sie so schnell nicht Wirklichkeit werden wird.« Kuragin zündete den original kubanischen Zigarillo an, paffte nachdenklich vor sich hin und sprach: »So, und jetzt heißt es wieder Dienst schieben. Zur Abwechslung mal nach Vorschrift. Nach allem, was mir bislang zu Ohren gekommen ist, scheint dies ein überaus denkwürdiger Tag zu werden. Wenn nicht gar der denkwürdigste seit dem Krieg.«
    »Und ich?«
    »Du, mein Freund, wirst diese Tür da drüben aufschließen und den Herrn, den du dort vorfinden wirst, ins Gebet nehmen. Auf dem Weg zur Lösung deines Falles wird er dir ein erhebliches Stück weiterhelfen, so viel kann ich dir versprechen. Besonders, was die Konsequenzen angeht, die sich aus seinen Ausführungen ergeben.«
    »Welche Konsequenzen?«
    »Das musst du schon selbst herausfinden, Tom.« Auf Kuragins Gesicht, welches beinahe vollständig hinter einem süßlich riechenden Rauchschleier verschwand, blitzte ein rätselhaftes Lächeln auf. »Nur so viel sei gesagt: Du bist einem Riesending auf der Spur. Gäbe es für mich derzeit nicht so viel zu tun, würde ich mich liebend gerne selbst darum kümmern.« Kuragin hob die Rechte zum Abschiedsgruß. »Und wäre da nicht ein gewisser Tom Sydow, der vermutlich viel bessere Karten hat als ich.«
     
    *
     
    Die erste Tat, zu der sich Sydow nach dem Betreten des geräumigen Zimmers im rückwärtigen Teil der Etagenwohnung entschloss, bestand in dem vergeblichen Versuch, das von außen verbarrikadierte Fenster zu öffnen, die zweite darin, das Licht anzuknipsen. Nachdem beides fehlgeschlagen war, wandte er sich der Gestalt zu, die auf einem Stuhl inmitten des gähnend leeren Raumes saß. Durch die Tür, die Sydow offen gelassen hatte, fiel ein greller Lichtkegel und sorgte dafür, dass der Mann reflexartig zusammenzuckte.
    ›Mann‹ war vielleicht nicht das richtige Wort, eher Teenager. Der an Händen und Füßen gefesselte Blondschopf mit den markanten Wangenknochen, der bleichen Haut und den hervortretenden Augen war höchstens 20 Jahre alt, unter Umständen erheblich jünger. Er war völlig verängstigt, wies jedoch keinerlei Spuren von Misshandlungen auf. Das Auffallendste an ihm war das kindliche Gesicht, was Sydow zu der Schlussfolgerung verleitete, er habe es mit einem vor der Zeit in die Höhe geschossenen Lausejungen zu tun. Dass dem nicht so war, wurde ihm bei genauerem Hinsehen klar, zumal der Jüngling weiße Hosen, ein ebenfalls weißes Hemd und darüber einen Arztkittel trug, auf der mit schwarzen Lettern ein Name eingestickt war.
    Wenige Schritte von ihm entfernt versuchte er, das Eingestickte zu entziffern, doch der Blondschopf begann am ganzen Leibe zu zittern, weshalb Sydow rasch näher trat und das Klebeband, mit dem er mundtot gemacht worden war, entfernte.
    »Ich … ich habe doch schon alles gesagt!«, stammelte der junge Bursche und riss verängstigt die Augen auf. »Mehr als das, was ich bei Ihrem Kollegen zu Protokoll gegeben habe, kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen.«
    »Das brauchen Sie auch nicht.« Um ihn nicht weiter zu ängstigen, legte Sydow eine kurze Pause ein. Danach sah er den Blondschopf prüfend an und verriet: »Damit Sie Bescheid wissen: Ich bin nicht vom MGB.«
    »Nicht vom …?«
    »Tom Sydow, Kripo Berlin. Von mir haben Sie nichts zu befürchten.«
    »Sie nehmen mich auf den Arm, oder?«
    »Weshalb sollte ich«, entgegnete Sydow, warf das Klebeband weg und begann damit, den jungen Mann von seinen Fesseln zu befreien. »Jens Liebermann, wenn ich nicht irre?«, fügte er nach einem Blick auf die Brusttasche seines Gesprächspartners hinzu, dem vor Furcht beinahe die Haare zu Berge standen und dem Sydow offenbar nicht ganz geheuer war. »Sehe ich das richtig?«
    Der junge Mann, dessen Kinnpartie von einer hauchdünnen Flaumschicht überwuchert war, deutete ein Nicken an. »Wie er leibt und

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