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Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Titel: Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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lebt.«
    »Darf man fragen, wie Sie zu dieser Montur kommen?«
    »Ich arbeite in der Charité.«
    Obwohl es ihn beinahe umgehauen hätte, ließ sich Sydow nichts anmerken und mimte den Unbedarften. »So, so. Daher Ihre makellos reine Montur. Hoffen wir, dass dies auch auf Ihr Gewissen zutrifft.«
    »Rein oder nicht, ich kann Ihnen nicht mehr sagen, als der MGB schon weiß«, hielt der junge Mann, bei dem es sich offensichtlich um einen Krankenpfleger handelte, mit urplötzlich aufkeimendem Trotz dagegen. »Zum x-ten Mal – ich habe nichts mit der Sache zu tun. Aber auch rein gar nichts, hören Sie.«
    »Wie wär’s, wenn Sie sich erstmal beruhigen und wir beide anschließend noch mal kurz die Details durchgehen. Nichts für ungut, Herr Liebermann, aber so kommen wir nicht weiter.«
    »Also gut, was wollen Sie wissen?«
    »All die Dinge, worüber Sie sich bisher ausgeschwiegen haben«, antwortete Sydow, entknotete den Strick, mit dem der Ostberliner an den Stuhl gebunden worden war, und ließ ihm Zeit, seine Antwort genau zu überdenken.
    Er sollte es nicht bereuen.
     
    *
     
    Sydow konnte es immer noch nicht fassen, auf welche Goldader er dank der Unterstützung eines gewissen Juri Andrejewitsch Kuragin gestoßen war. »Und wie haben Sie es angestellt, diesen Benjamin Kempa verschwinden zu lassen? Nach Lage der Dinge dürfte das alles andere als ein Kinderspiel gewesen sein.«
    Liebermann stützte die Ellbogen auf die Knie und schlug die Hände vor die Augen. »Kann man wohl sagen«, stimmte er geraume Zeit später zu, massierte die Schläfen und richtete sich im Zeitlupentempo auf. »Vor allem, weil … weil …«
    »Niemand etwas davon mitbekommen durfte, ist mir klar. Jede Wette, dass sich der Herr Stationsarzt vor Angst beinahe in die Hosen geschissen hat.«
    »Hat er, Herr Kommissar, hat er.« Jens Liebermann, Krankenpfleger in der Psychiatrischen Klinik der Charité, lachte auf eine Weise, wie es Sydow bei einem Mann seines Alters und Aussehens nicht vermutet hätte. Dies hier war kein Lachen gewesen, nie im Leben. Es war der Ausdruck tief sitzenden Grolls, gepaart mit Enttäuschung, Rachsucht – und Hilflosigkeit. »Wenn’s nicht so traurig wäre, könnte man drüber lachen.«
    »Und dann? Wo haben Sie und dieser Stationsarzt den Leichnam anschließend hingekarrt?«
    »Rüber zum Humboldthafen.«
    »Um ihn mithilfe von Gewichten für immer in den kühlen Fluten der Spree versinken zu lassen«, flüchtete sich Sydow in Sarkasmus und hatte seine liebe Not damit, die Schilderungen seines Kronzeugen zu verdauen.
    Liebermann schaute verdutzt aus der Wäsche. »Woher wissen Sie das, Herr Kommissar?«
    »Erfahrung, junger Mann, jede Menge Erfahrung. Und ein geschultes Auge.«
    Der Krankenpfleger nestelte verlegen am Kragen seines Hemdes herum. »Ich hab das alles nicht gewollt, Herr Kommissar –«, klagte er, »glauben Sie mir. Aber wenn die Stasi aufkreuzt, dir die Pistole auf die Brust setzt und damit droht, dich und deine Familie in die Mangel zu nehmen, bist du am Ende mit deinem Latein. Da sackt dir das Herz in die Hose, darauf können Sie wetten.«
    »Keine müde Mark«, hieb Sydow in die gleiche Kerbe, um den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen. »Mit den Jungs aus der Normannenstraße ist bekanntermaßen nicht gut Kirschen essen.«
    »Beruhigend, dass Sie es genauso sehen, Herr Kommissar.« In seiner Not stieß Liebermann einen tiefen Seufzer aus. »Kempa hat mir vertraut, als Einzigem in dem ganzen Laden. Das hat Kröger natürlich schnell spitzgekriegt. So nach und nach ist der Kempa dann aufgetaut, hat mir seine Geschichte erzählt. Immer und immer wieder. Kein Tag verging, ohne dass er nicht in irgendeiner Form darauf zu sprechen gekommen ist.«
    »Seine Geschichte?«
    »Und was für eine, Herr Kommissar. Zwar habe ich mir das nie richtig vorstellen können, aber es sieht so aus, als sei Kempa tatsächlich in der SS und ein Experte in Sachen Grubenbau und Bergwerkskunde gewesen – in der SS, ausgerechnet der. Sei’s drum: Ende April 1945 hat er sich dann wohl dünnegemacht, nach Berlin durchgeschlagen und stand eines schönen Tages daheim in Köpenick vor der Tür. Pech aber auch, dass seine Alte gerade mit einem anderen im Bett zugange gewesen ist.«
    »Dumm gelaufen.«
    »Kann man wohl sagen. Wer rechnet denn mit so was. Na ja, sieht so aus, als seien Kempa danach die Sicherungen durchgeknallt. Nicht, was Sie jetzt vielleicht denken, Herr Kommissar, seiner Alten hat er kein Haar gekrümmt,

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