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Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection

Titel: Bernstein-Connection - Klausner, U: Bernstein-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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gerade dabei sind: Wer hat ihn denn auf dem Gewissen, Sie oder ich?«
    »Vorschlag zur Güte, lieber Doktor«, raunte der Stasi-Offizier dem Stationsarzt über die Schulter und das Ächzen der Verbindungstür hinweg zu, welche sich soeben hinter ihm schloss, »wenn Sie schlau sind, vergessen Sie, was sich am heutigen Tage zugetragen hat. Sonst …«
    Im Bewusstsein, sich den Rest des Satzes sparen zu können, zupfte der Oberleutnant seinen Seidenschal zurecht, begutachtete das Parteiabzeichen, das er auf dem Revers seines Anzuges trug, und strebte gemächlichen Schrittes dem Ausgang entgegen.
    Der Stationsarzt, herrisch gegenüber seinen Untergebenen, ansonsten der geborene Duckmäuser, hatte verstanden.
    Und machte sich an die Arbeit.

Zwei
     
     
     
    Berlin / Warschau / Hyannis Port, Massachusetts
     
    (16.06.1953)

Feuersturm
     
     
     
    Königsberg / Ostpreußen,
     
    (30.08.1944)
     
     
     
    »Ich brauchte lange, bis ich vor dem Haus meiner Verwandten stand. Auch hier gab es lediglich Ruinen. In den Kellern glühte noch der Koks, und die Luft war von einem unangenehmen Geruch erfüllt. Weit und breit kein Mensch, den ich hätte fragen können. Mich packte das Grauen und ich hastete weiter. Später bekamen wir Nachricht, dass die ganze Familie Opfer eines Terrorangriffs geworden und unter Nummer sechstausendsoundsoviel begraben worden sei.«
     
    Augenzeugenbericht über die Bombardierung Königsbergs durch die RAF in der Nacht vom 29. auf den 30. August 1944

5
     
    Stadtzentrum | 01.02 h
     
    Die Nacht, in der die Apokalypse über Königsberg hereinbrach, war wolkenverhangen, der vorletzte Tag im August, ein Mittwoch, gerade einmal eine Stunde alt. Der Wind, der vom Frischen Haff herüberwehte, roch bereits nach Herbst, und es schien, als würde dies eine Spätsommernacht wie jede andere werden.
    Doch der Schein trog. Die fünfte Bombergruppe der Royal Air Force und ihre 189 Maschinen vom Typ Avro 683 Lancaster war nicht mehr weit. Zum Verdruss der Piloten, allen voran der Masterbomber, lag jedoch eine schützende Wolkendecke über der Stadt. Und so hatten sie keine Ahnung, wo genau sich ihr Zielgebiet befand.
    Noch nicht.
    Schon drohte den mit jeweils vier Rolls-Royce-Triebwerken, bis zu sechs Tonnen Bombenlast und acht MGs bestückten Maschinen der Sprit auszugehen, als sich mit 20-minütiger Verspätung die ersehnte Lücke auftat. Was folgte, war bloße Routine. Der Masterbomber, etwa 8.000 Meter über der Stadt, dirigierte die Markierer an Ort und Stelle. Kaum war dies geschehen, regneten Lichtkaskaden vom Nachthimmel herab, gleißend hell wie ein explodierender Stern. Kurz darauf, begleitet vom Sperrfeuer der deutschen Flak, hatte die letzte Stunde der Perle Ostpreußens geschlagen. Die Schalen des Zorns ergossen sich über der Stadt, und binnen Kurzem wurde die Nacht zum Tage. Die No. 5 Group, Eliteverband der Royal Air Force, kannte keine Gnade, weder jetzt noch im weiteren Verlauf des Krieges. Die tödliche Fracht in den Bombenschächten belief sich auf knapp 500 Tonnen, die aus einer Höhe von 4.000 Metern auf die Metropole am Pregel herabregneten, etliche der Sprengkörper fast 1.000 Kilo schwer. Es war ein Schauspiel, wie es selbst die Hartgesottenen unter den Piloten kaum je erlebt hatten, und der Feuersturm, der unter ihnen entfacht wurde, war mehr, als manche von ihnen ertragen konnten. Schlimmer als sämtliche biblischen Plagen zusammen bahnte er sich seinen Weg, begleitet vom Krachen unzähliger Explosionen, den Einschlägen der Stabbrandbomben und dem unaufhörlichen Phosphorregen, vor dem es kein Entrinnen gab. Nicht lange, und eine unaufhaltsame, alles vernichtende, auch noch das letzte Quäntchen Sauerstoff aufsaugende Feuerwalze rollte heran, die jeden, der sich im Freien aufhielt, in Sekundenbruchteilen tötete.
     
    *
     
    »Sie können da jetzt nicht raus, Herr Direktor!«, entschied der Luftschutzwart und blockierte kurzerhand die Bunkertür. Die Arme vor der Brust verschränkt, blickte der übergewichtige Mittfünfziger mit dem markanten Doppelkinn auf den 52-jährigen, mittelgroßen, mindestens einen Kopf kleineren Brillenträger hinab. Wenn hier jemand etwas zu melden hatte, dann er, mochte sich sein Kontrahent auch Doktor nennen, Kunstgeschichte studiert haben und einer der bekanntesten Bürger der Stadt sein.
    »Und ob ich das kann!«, beharrte der unscheinbar wirkende Hanseate, seines Zeichens Direktor der Städtischen Kunstsammlungen von Königsberg. Obschon erst in den

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