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Bernstein Verschwörung

Bernstein Verschwörung

Titel: Bernstein Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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soeben die Leitung
einer Mordkommission gewonnen.«
    »Na, herzlichen
Dank auch«, brummte Ulbricht und zog an seiner Zigarette.
»Ich möchte wissen, wer den guten Mann zu
nachtschlafender Zeit aus dem Bett geklingelt
hat.«
    »Dann finde es
heraus, und du hast deinen Mörder, Norbert.« Bock wandte
sich zum Gehen. Nachdem er sich ein paar Schritte aus Ulbrichts
Dunstkreis entfernt hatte, wandte er sich noch einmal zu seinem
ehemaligen Partner um.
    »Dabei ist es so
schön hier, was? Man hat eine tolle Aussicht, Parks und
Denkmäler, die an die gute alte Zeit erinnern; an die
Bergbahn.«
    »Bleib mal
stehen«, rief Ulbricht ihm hinterher. »Sag mal, wenn du
so redest, hast du doch schon einen Verdacht?« Bock drehte
sich noch mal um. »Denk nach, es ist dein Fall:
Natürlich kann es Zufall sein, aber die Stadt spart an allen
Ecken und spricht selber von Sparmaßnahmen, die bis an die
Schmerzgrenze gehen. Und dann fährt der Herr Dezernent mit
seinem fetten Dienstwagen vor, um sich unweit der alten
Bergbahntrasse erschießen zu lassen.« Jupp Bocks
Zeigefinger rotierte neben seiner rechten Schläfe. »Na,
klingelt es irgendwo?«
    »Du meinst, es
gibt einen Zusammenhang?« Bock zog die Schultern hoch.
»Man darf nichts ausschließen, hast du mir selber mal
so beigebracht. Aber die Luft ist dicke im Tal, und ich kann mir
gut vorstellen, dass die Herren in der Stadtverwaltung nicht nur
Freunde haben.« Dann marschierte er davon und wechselte ein
paar Worte mit dem Notarzt, der den Totenschein ausgestellt hatte.
Ulbricht konnte nicht hören, worüber die beiden
Männer sprachen. Er wandte sich nun ebenfalls ab und ging ein
paar Meter den steil ansteigenden Weg hinauf. Zum Nachdenken musste
er allein sein. Doch wenn es stimmte, was Jupp Bock vermutete, dann
hatte er es mit einem äußerst pikanten Fall zu tun. Bock
hatte recht: In den Anlagen gab es bei Weitem nicht nur
Grünflächen - es gab zahlreiche Denkmäler, die vom
einstigen Wohlstand der Stadt erzählten. Das mächtige
eiserne Zahnrad mitsamt Gleis war nur eines davon; wohl das
markanteste, weil man es von der Straße aus sehen konnte.
Ulbricht überlegte, was einst den Reiz der Gegend über
der Stadt ausgemacht hatte. Es hatte ein Planetarium, die Barmer
Stadthalle, eine Meierei am Fischertal und vieles mehr gegeben.
Dinge, die man entweder weggespart hatte, oder die nach dem Zweiten
Weltkrieg nicht mehr aufgebaut worden waren. Ulbricht
fürchtete, dass die Wurzeln dieses Falles in weiter
Vergangenheit zu suchen waren. Er wusste nur nicht, wo er mit
seinen Ermittlungen ansetzen sollte. Unwillkürlich fragte er
sich, ob hier der Zusammenhang zwischen vergangenem Wohlstand und
den Folgen des Krieges zu suchen war. Wenn es einen Ort gab, der
diese beiden Attribute miteinander verband, dann waren es
sicherlich die prächtigen Barmer Anlagen. Er fröstelte.
Es war ein frischer Morgen, und als er den Blick talwärts
wandern ließ, ahnte er das erste Morgenrot des noch jungen
Tages über den Hügeln Wuppertals.

 
    Dreizehn
    Redaktion der
Wupperwelle, 9.15 Uhr
    Eckhardt
eröffnete die morgendliche Redaktionssitzung mit einem
fanfarenartigen Schnäuzen. Er schüttelte den hochroten
Kopf und stopfte sich das Taschentuch peinlich berührt in die
Hosentasche, bevor er in die Runde blickte. »Ich glaube, das
ist eine Pollen-Allergie«, murmelte er entschuldigend.
»Der Sommer macht mich fertig.« Die Mitarbeiter des
kleinen Senders nickten teils verständnisvoll, teilweise
amüsiert. 
    »So, genug
geklagt, was machen wir heute?« Eckhardt blickte
erwartungsvoll in die Runde. »Irgendwelche
Themenvorschläge? «
    Karin Dahl
räusperte sich. »Die regenerativen Energien stehen seit
der Katastrophe von Japan dauerhaft ganz weit oben, vielleicht
sollte ich recherchieren, welche konkreten Alternativen zur
Atomenergie es es hier vor Ort gibt?« Als Eckhardt den Kopf
wiegte, fuhr die dunkelhaarige Redakteurin fort: »Vor einigen
Jahren gab es Planungen, dass auf den Südhöhen ein
Windpark entstehen sollte. Die Pläne wurden aber wegen zu
erwartender Proteste der Bürger schnell wieder
verworfen.«
    »Recherchieren
Sie das mal«, stimmte Eckhardt zu. Er machte sich Notizen auf
seinem Block. »Weiter?«
    »Die Finanzkrise
der Stadt ist ein Thema«, meldete sich Heike zu Wort.
»Uns liegt eine Einladung des Presseamtes vor - heute wird es
zu den neuesten Entwicklungen eine Pressekonferenz im Barmer
Rathaus geben.«
    »Dann gehen Sie
hin«, schlug Eckhardt vor.

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