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Bernstein Verschwörung

Bernstein Verschwörung

Titel: Bernstein Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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wiegten. Nur das Team der Spurensicherung durfte sich in
den weißen faserfreien Overalls dem Leichnam nähern -
alle anderen mussten warten, bis alle Spuren gesichert waren. Um
diese Zeit gab es zum Glück noch keine Schaulustigen, auch die
Vertreter der örtlichen Presse zogen es offenbar vor, sich
noch einmal im warmen Bett umzudrehen. Eigentlich, sinnierte
Ulbricht, war das Sichern eines Tatorts abseits des
Großstadtgetümmels und um diese nachtschlafende Zeit
doch ein angenehmer Job. Er kämpfte sich schnaufend den steil
bergauf führenden Weg hinauf und hielt sich nach knapp zwanzig
Metern links. Der Rasen war auf wenige Millimeter gestutzt und
fühlte sich unter den Sohlen seiner ausgelatschten Schuhe an
wie Watte. Kaum zu glauben, dachte Ulbricht, dass man sich hier
mitten in der Stadt befand. Rund 100 Hektar Grünfläche
lockten an milden Sommertagen die Wuppertaler hierher, um sich in
den Wäldern, den privaten Parks mit den Teichen und
erschlossenen Wanderwegen vom Gewimmel der bergischen
Großstadt zu erholen. Dabei verloren sie im wahrsten Sinne
des Wortes die Stadt niemals aus den Augen, denn als sich Ulbricht
umwandte, hatte er einen traumhaften Blick auf das
beleuchtete Wuppertal. Alles wäre Idylle pur gewesen, wenn
hier nicht ein Toter gelegen hätte.
    »Norbert - auch
schon wach?«, wurde er von Jupp Bock
begrüßt.
    Bock war, wie er
selbst, Kriminalhauptkommissar. Vor Jahren hatten sie beide beim KK
11, dem Kommissariat für Gewaltverbrechen, zusammen
gearbeitet. Aber Ulbricht war alles andere als ein Teamplayer. Am
liebsten zog er alleine zu Ermittlungen los, dazu brauchte er
keinen Partner, das hatte er immer wieder betont. Und Bock hatte
irgendwann die Nase vom ständig übel gelaunten Norbert
Ulbricht voll gehabt. Jupp Bock hatte zudem unter dem, was er
täglich im Dienst ansehen musste, gelitten. Und so hatte er
sich ins Kommissariat 14 versetzen lassen. Dort bearbeitete er
jetzt schwerpunktmäßig Einbruchdiebstähle. Da die
Kriminalkommissariate im Rahmen der Bereitschaft wechselnd die
Kriminalwache besetzten, hatte er es nur noch in
Ausnahmefällen mit Toten zu tun - so wie jetzt.
    »Mir bleibt aber
auch nichts erspart.« Ulbricht grinste schief, als sie sich
die Hände schüttelten. »Dito«, erwiderte
Bock. Er war einen knappen Kopf größer als Ulbricht.
Trotz früher Stunde sah er frisch aus. Seine silbergrauen
Haare waren sauber gescheitelt, die modische Kleidung saß
perfekt, und ein feiner Duft teuren Rasierwassers umgab ihn.
»Dabei wollte ich mit dem Scheiß nichts mehr zu tun
haben.«
    »Nun stell dich
mal nicht so mädchenhaft an«, frotzelte Ulbricht und
fingerte eine Zigarette aus der Schachtel. Während er sich den
Glimmstängel anzündete und Bock einen halben Schritt
zurücktrat, fragte er: »Weiß man schon
mehr?« Er deutete mit dem Kinn zu der Stelle, an der die
Spurensicherer zugange waren. »Allerdings.« Jupp Bock
nickte. »Das ist ein ziemlicher Hammer. Der Tote ist Anfang
vierzig und bereits identifiziert. Bei ihm handelt es sich um ein
Verwaltungsmitglied der Stadt.«
    »Wie
bitte?« Um ein Haar hätte sich Ulbricht am Qualm seiner
eigenen Zigarette verschluckt. Er hustete. »Der Tote ist
Jörg Trautler — Dezernent beim Gebäudemanagement.
Die Papiere haben wir in seiner Brieftasche gefunden. Hast du nicht
den silbernen Benz der Stadtverwaltung auf dem Parkplatz
gesehen?«
    »Nein.«
Ulbricht schüttelte den Kopf und wandte den Blick in die
Richtung, aus der er gekommen war. Tatsächlich konnte er
unterhalb der Mauer eine silberne Limousine erkennen. »Das
ist ja ein dicker Hund.«
    »Leider trug er
kein Handy bei sich. Die Kollegen sind gerade bei seiner Frau, um
ihr die Nachricht vom Tode ihres Mannes zu überbringen. Ersten
Auskünften zufolge hat er vor anderthalb Stunden einen Anruf
erhalten. Er wurde zu einem Treffen hierher gebeten - und dabei
erschossen.«
    »Und von wem der
Anruf kam, weiß man natürlich nicht?«
    Kopfschütteln.
»Die Frau sagte nur, er musste nach diesem ominösen
Anruf noch mal raus. Er habe ihr gesagt, sie solle sich keine
Sorgen machen - das Ergebnis kennen wir jetzt.«
    »Scheiße.«
Ulbricht war fassungslos. Es war nicht so, dass er die Oberen der
Stadtverwaltung sonderlich mochte, aber wenn die Köpfe der
Stadt schon kaltblütig ermordet wurden, war es weit
gekommen.
    »Und nun bist du
dran, Norbert. Es ist deine Leiche, und wir verschwinden, sobald
ihr hier übernommen habt.« Bock feixte.
»Herzlichen Glückwunsch, Sie haben

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