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Bernstein Verschwörung

Bernstein Verschwörung

Titel: Bernstein Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Er
musste sich der Sache selber annehmen, und wenn es das Letzte sein
würde, was er in seinem Leben
tat.    
     
    An der Bergbahn,
2.25 Uhr
    Es dauerte einen
Augenblick, bis er begriff, dass sein Telefon klingelte. Norbert
Ulbricht war gerade in die Tiefschlafphase eingetaucht, als das
monotone Brummen ihn in die Wirklichkeit zurückholte. Der
kalte Schein einer Straßenlaterne warf einen breiten
Lichtstreifen auf den alten Teppich in seinem Schlafzimmer.
Während er vergeblich versuchte, den Schlaf
abzuschütteln, erhob er sich unter wilden Flüchen und
wankte schlaftrunken in den Flur. Hier steckte das Mobiltelefon in
der Ladestation. Das kleine Display leuchtete glutrot. Ulbricht
nahm das Mobilteil aus der Halterung und schüttelte den Kopf.
An der Nummer im Display erkannte er, dass der Anruf aus dem
Präsidium kam. Das war kein gutes Zeichen. Ulbricht holte tief
Luft. »Heinrichs, wenn Sie nicht einen verdammt guten Grund
haben, mich mitten in der Nacht aus dem Bett zu holen, dann gnade
Ihnen Gott!«, bellte er in den
Hörer.          
    »Ich glaube, da
kann ich Sie beruhigen.« Er klang viel zu munter, fand
Ulbricht. »Wir haben einen zweiten Mord.«
    »Dann fahren Sie
hin und veranlassen Sie alles Nötige.« Ulbricht war
versucht, die Verbindung zu unterbrechen und sich wieder
hinzulegen. »Zeigen Sie, dass Sie ein guter Bulle sind, ist
sicher gut für Ihre Karriere.«
    »Sie sind aber
näher dran.«
    »Wovon reden
Sie?«   
    »Der Leichnam
wurde in Ihrer Nachbarschaft gefunden — in den Barmer
Anlagen, um genau zu sein. Glatter Kopfschuss, soll wohl kein
schöner Anblick sein, aber Sie sind ja hart im
Nehmen.«
    Ulbricht schnaubte
wütend. »Können Sie endlich mal Klartext reden,
oder soll ich mir aus Ihren ungenauen Ausführungen selbst
einen Reim machen? Es ist halb drei am Morgen, und ich würde
gern schlafen.«
    »Wir hatten
einen anonymen Hinweis, dass dort ein Toter liegt, also haben wir
einen Streifenwagen losgeschickt, um nach dem Rechten zu sehen. Und
die Kollegen haben den Leichenfund
bestätigt.«
    »Ich will, dass
Sie den Anruf zurückverfolgen, koste es, was es wolle. Haben
Sie schon alles Nötige veranlasst?«
    »Selbstverständlich.
Das Team der Kriminalwache ist schon vor Ort, auch ein
Gerichtsmediziner aus Düsseldorf ist schon unterwegs. Die
Ballistiker habe ich auch aus dem Bett geklingelt. Vielleicht
fahren Sie selber auch mal hin und verschaffen sich einen
Uberblick.«
    »Aber nur wenn
Sie mir versprechen, im Präsidium die Stellung zu
halten.« Ohne die Antwort abzuwarten, hatte Ulbricht
aufgelegt. Schlecht gelaunt begab er sich ins Bad. Er schaltete das
Licht an und war sekundenlang geblendet. Eilig wusch er sich das
Gesicht mit kaltem Wasser. Rasieren und das Kämmen der Haare
verkniff er sich aus Zeitgründen - außerdem durfte es
ruhig jeder sehen, dass man ihn aus dem Bett geklingelt hatte.
Wieder im Schlafzimmer angekommen, schlüpfte er in seine Hose
und das Hemd, das über dem alten Stuhl neben dem Bett hing. In
seinen Jahren bei der Polizei hatte er es sich abgewöhnt, die
Kleidung abends ordentlich in den Schrank zu legen. Als er wenig
später vor dem Haus stand, zwitscherten bereits die ersten
Vögel in den Bäumen. Ulbricht fluchte leise vor sich
hin.     
     
    Barmer Anlagen,
2.50 Uhr
    Am Tatort empfing ihn
eine gespenstische Szenerie. Der Himmel über Barmen schien zu
leuchten. Da es in den Anlagen kein Licht gab, hatten die Kollegen
riesengroße Scheinwerfer aufgestelllt, die auch den letzten
Rest Dunkelheit aus dem Park peitschten und die Flora in ein nahezu
surreales Licht tauchten. Die alten Bäume, Sträucher und
Rosenrabatten wirkten unwirklich wie die Kulissen in einem
Theaterstück.
    Er parkte den alten
Vectra unweit des kleinen Parkplatzes am Abzweig der Unteren
Lichtenplatzer Straße zur Waldemarstraße, direkt vor
dem Zone 30-Schild. Der Platz, der den Eingang zu den Anlagen
darstellte, wurde von einer halbrunden Sandsteinmauer eingefasst.
Streifenwagen und zivile Einsatzfahrzeuge der Kollegen waren
bereits vor Ort. Der grüne Sprinter der Spurensicherung stand
mit eingeschalteter Warnblinkanlage halb auf der
Fahrbahn.
    »Großes
Kino«, grollte Ulbricht mit in den Manteltaschen versenkten
Händen, als er den Park betrat und dem uniformierten Kollegen
am Absperrband grüßend zunickte. Ulbricht musste nicht
lange suchen - der Tote lag neben einer Trauerweide mit tief
hängenden Zweigen, die sich im seichten Wind des frühen
Morgens

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