Bernsteinaugen und Zinnsoldaten
Sternenquelle? –, aber Shemadans Geist überrollte sie wie eine Lawine) … „Sie sind nicht gewalttätig gegen irgend jemand, nur gegen sich selbst. Aber die, die nicht der Droge verfallen sind, geraten in Panik, und zwischen diesen beiden Parteien …“
„Die Kolonie ist aufgeteilt zwischen den Süchtigen und dem Mob.“ Basilione nickte. „Nicht, daß wir das nicht vorausgesehen hätten …“
„Es wird Hilfe kommen“, sagte jemand. „Von der Heimatwelt, wenn die Flüchtlinge dort ankommen und alles erzählen. Dann werden erneut Menschen in einem Raumschiff kommen.“
„Das wird mindestens vierzig Jahre dauern“, hielt ein anderer entgegen. „Falls wirklich jemand kommen sollte, was geschieht dann mit der Heimatwelt? Sie werden kaum Kolonisten hierhersenden können.“
„Was geschieht hier ?“ Tarawassie/Shemadans drehte den Knopf und betrachtete Schöner Himmel, dessen Leben Basilione gerettet hatte; er war der erste der Wirklichen, der sich jemals mit einem Menschen vereinigt hatte. „Die Tobenden werden vielleicht eines Tages die Wirklichen Menschen angreifen – und uns auch. Was wollen wir dann tun, wohin gehen wir dann?“
„Wir sollten uns darüber keine Gedanken machen“, sagte Shemadans leise. „Die Menschen werden sich alle selbst umbringen. Jeder einzelne von ihnen. Alles, was die Wirklichen Menschen tun müssen, ist noch etwas länger Geduld haben, dann wird diese Welt wieder ihnen allein gehören.“ Diese Tragödie stimmte sie sehr traurig, doch die Richtigkeit der Worte konnte sie nicht leugnen.
Sie stellte sich den Transporter vor und das Gewebe, das diese Welt so schwach mit der Wirklichkeit verband, stellte sich einen Teil davon zerbrochen, zerstört vor – und der dunkle Schlund (Andar, was hatte Andar gesagt? Bitte, schrie Tarawassie lautlos, rezitierte in Gedanken: ‚ Den Drachen zu besiegen und in den dunklen Schlund zu tauchen …’ Bitte, bitte, zeigt es mir, jetzt!) … und gehorsam glitt Shemadans Geist tiefer in den See der Erinnerung und fand das folgende Gedicht :
Wer will vergehen? Wer wieder erstehen?
Wer besiegt den Drachen und taucht in den
Dunklen Schlund?
Still und lautlos gibt er sich dem
Ozean hin.
Das Gedicht von Gattan, dem Poeten, der für Shemadans die mystische Substanz einer Transmittierung mit diesen Worten festgehalten hatte, um die Funktion des Transporters zu erklären …
Und Tarawassie nahm alles auf, was Shemadans über die Sternenquelle wußte: Eine Transporterstation (das Schiff, das Kristallschiff!) war von einer anderen Welt hierhergesandt worden, die ein Teil jenes Weltenverbundes war, der durch die Sternenquellen miteinander verbunden ist. Nach einer vierzig Jahre langen Reise über unvorstellbare Entfernungen hinweg war ein Raumschiff hier eingetroffen, um ein Sternentor zu errichten. Das Tor war die Sternenquelle im transparenten Herzen des Kristallschiffes, das endlos über dieser Welt kreiste, ein Tor, das es Menschen ermöglichte, die Abgründe zwischen den Sternen in einem Augenblick zu überqueren, der nicht einmal einem Augenzwinkern entsprach.
Doch diejenigen, die sich zu dieser Reise entschlossen, zahlten einen hohen Preis, denn zwischen den Sternen, in den Eisestiefen des Weltraums, war das Königreich des Todes. Der Körper mußte zurückgelassen werden, bevor der Geist – die Essenz? – eines Reisenden die Dunkelheit überwinden konnte, um im Licht einer anderen Sonne wiederzuerstehen. Shemadans konnte sich den Mechanismus der Sternenquelle, die die Seele eines Individuums, die doch seine Ganzheit ausmachte, ergriff, diese von der nutzlosen Bürde des Fleisches befreite und in die Weiten des Alls abstrahlte, um am Zielpunkt eine originalgetreue Nachbildung anzufertigen, nicht erklären.
Aber wer würde vergehen, wer wiedererstehen? Jede Person, die diese Art des Reisens wählte, mußte die Tatsache ihrer Selbstzerstörung akzeptieren. Und das war der Grund dafür, erkannte Tarawassie, daß die Quelle noch keinen Menschen, den sie kannte, angenommen hatte. Nur Andar hatte die Wahrheit gewußt. Nur ihre Mutter und Andar waren wirklich bereit gewesen, den Drachen zu passieren und in den dunklen Schlund zu tauchen – einst mußten alle Menschen ihren Tod ohne Angst hingenommen haben, gedankenlos als eine Art Reise; sie hatten niemals ihre Körper leblos hinter ihnen treiben sehen, waren nur ihrer Ankunft, ihrer Wiedergeburt gewärtig …
„Aber das bedeutet“, sagte Pamello (Shemadans’ Geist kehrte in die
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