Bernsteinaugen und Zinnsoldaten
Gegenwart zurück, der Tarawassies glitt in die Vergangenheit), „daß die Dinge für den Rest unseres Lebens für uns immer schwieriger, immer härter werden. Selbst wenn die Kolonisten uns verlassen, werden wir keinen Zugang zur Ausrüstung und zu den Waren haben. Die Frage ist, ob wir unter diesen Umständen überleben können?“
Shemadans schüttelte den Kopf. „Die Frage ist, ob wir es nach allem über uns bringen, unsere Kith-Freunde zu verlassen? Niemand ist gezwungen hierzubleiben. Aber niemand, der diese Welt verläßt, kann sie jemals wieder betreten. Ich für meinen Teil bin mir darüber im klaren, daß dies nun meine Heimat ist. Mein Platz … unser Platz“ – sie blickte zu Basilione – „ist hier bei den Kith, was immer auch geschehen mag.“ Er lächelte, seine Finger streichelten zärtlich die ihren.
„Niemand von uns hat je gesagt, daß er gehen will“, sagte Pamello leicht gekränkt. Seine Stirn legte sich in Zornesfalten. Die anderen Menschen schüttelten nacheinander die Köpfe. „Nur glaube ich kaum, daß dieses Lager ein sehr luxuriöser Aufenthaltsort sein wird …“
Gelächter erklang unter den Umstehenden, und Tarawassie/Shemadans verstand die unterschiedlichen Ironien und Sorgen der Menschen und der Wirklichen, der Ureingeborenen, das darin mitschwang. Sie schaute nieder auf ihre und Basiliones Hände, beide zerfurcht und mit Schwielen übersät, Zeichen der ungewohnten Härte, die ihr Leben mit sich brachte. Ungewohnte Härte? Erneut lächelte sie, wehmütig. Sicher nicht, nach neun langen Jahren. Wieder aufblickend, erschien vor ihrem geistigen Auge das Bild von Jagdglück, der einen Infrarotheizer reparierte, Basilione, der einen der arktischen Springböcke fing, nur mit einer aus drei durch Riemen verbundenen Steinen bestehenden Bola. Wir haben uns verändert, alle. Wir können lernen, mit unserer Zukunft zu leben, wenn dies nötig sein sollte.
In einer Ecke des Zeltes, wo sie so viele spärliche Mahlzeiten zusammen geteilt hatten, auf dem kahlen, harten Boden knieend oder kauernd, sah sie nun die Kinder, die in einer Zeremonie des Vereinigens/Zeigens zusammensaßen. Sie würden dereinst eine bessere Welt sehen, wenn diese Härtezeit überwunden war, – und durch sie würde ihr eigener Geist weiterleben, sich vervielfältigen, sie würde die Verwirklichung ihrer Hoffnungen miterleben. Mit der Zeit würden Angst und Mißtrauen der Wirklichen Menschen, wie die Eingeborenen sich nannten, vergehen und die Kith-Sternenmänner würden endlich in der Lage sein, sie mit ihrer Botschaft zu erreichen. Und wenn die Hilfe von der Heimatwelt kam, würden sie bereits begonnen haben, eine neue Kolonie zu errichten, ohne die Fehler der Vergangenheit …
„Aber es ist dann doch anders gekommen …“ Tarawassie lauschte den verblassenden Klängen von Hoffnung und Zuversicht nach, bekämpfte die desolate Mutlosigkeit, die sie während ihrer Rückkehr in die Gegenwart erfüllte. „Die Menschen wurden getötet, und … und die Wirklichen Menschen haben wahrscheinlich niemals auf deine Ahnen gehört. Was ist geschehen, wo ist dein Kith-Bruder jetzt?“ „Sie alle hier …“, sagte er sanft, wobei er sie nicht anblickte; es dauerte einen Moment, bevor ihr bewußt wurde, daß er sie direkt ansprach. „Ich letzter – letzter Sternenmann!“ Ihres Unverständnisses gewahr werdend, beugte er sich nach vorn und schlug mit einem Finger auf eine der Scheiben, die knirschend zerbrach. „Ich zeige dir Rest.“
Sie reichte ihm ihre rotgefleckte Hand; das Unbehagen war nun vollständig von ihr gewichen, gefangen in einer intensiveren Wahrnehmung. Und als sie dieses Mal erneut in einen silberbepelzten Körper schlüpfte, fühlte sie, was es bedeutete, der letzte der Kith-Brüder zu sein.
Ein Mosaik vergangener Vorstellungen, zerronnener Jahre breitete sich in ihrem/Mondschattens Verstand aus, als dieser erneut seine Vergangenheit durchlebte … Im langen, bitterkalten Winter nach der Zerstörung des Dorfes und des Lagers, der Ermordung ihrer menschlichen Kith-Brüder und der Vernichtung ihrer Gerätschaften, versuchten die etwas mehr als dreißig verbliebenen Kith-Brüder der Sternenmenschen den Wirklichen Menschen so gut es ging zu helfen. Sie arbeiteten mit beim Wiederaufbau des Dorfes und der Kultur, versuchten sich anzupassen – und waren trotz aller Bemühungen unerwünscht. Und ohne die gedankliche Stimulanz, die sie aus der Vereinigung mit den menschlichen Kith bezogen hatten, waren sie
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