Bertelsmannrepublik Deutschland: Eine Stiftung macht Politik (German Edition)
demokratischen Gesellschaft nur schwer vermittelt werden kann.
Mohn wollte alles messen, nur nicht die Effizienz seiner Stiftung. In den USA gibt es Stiftungen, die die internen Evaluierungen von Projekten der Öffentlichkeit zugänglich machen. Demokratie heißt Öffentlichkeit. Die Bertelsmann Stiftung muss die Öffentlichkeit nicht nur über Erfolge, sondern auch über Fehlschläge unterrichten. Sie muss mehr Rechenschaft ablegen. Und die Aufsicht muss ihrer Rolle gerecht werden. Wenn Politiker das nicht einfordern, dann muss es die Gesellschaft tun. Dem Einfluss und Ansehen der Bertelsmann Stiftung würde das gut tun. Vor allem aber würde es sie effizienter machen.
Spürt die Stiftung, dass sie sich ändern muss? Bis jetzt hat sie nur die Besetzung der Jury des Carl Bertelsmann-Preises geändert, der 2010 in Reinhard Mohn-Preis umbenannt wurde. Statt wie bisher von einer Jury, deren Mitglieder die Familie Mohn bestimmt hat, sollen 2011 erstmals 10 000 nach dem Zufallsprinzip ausgewählte Bürger neue Ideen und Projekte beurteilen. Dazu will die Stiftung in 25 Städten regionale Bürgerforen mit jeweils 400 Teilnehmern abhalten. Das könnte ein Anfang sein, ist aber längst nicht genug.
Die Stiftung darf nicht mehr als Sparbüchse des Unternehmens missbraucht werden, sondern sollte einen Anteil am Gewinn erhalten, der stärker ihrer tatsächlichen Beteiligung am Unternehmen entspricht. Und die Stiftung sollte einen Teil dieses Gewinns jenseits ihrer operativen Projektarbeit zur Förderung gemeinnütziger Organisationen und Projekte verwenden.
Die Bertelsmann Stiftung ist undemokratisch, sie beeinflusst aber die Demokratie. Das kann eine demokratische Gesellschaft nur akzeptieren, wenn die Stiftungskonstruktion ein Mindestmaß an Mitsprache erlaubt. Familie Mohn muss ihren Einfluss begrenzen und akzeptieren, dass sie sich nicht selbst kontrollieren kann. Die Kontrolle der Stiftung darf nicht mehr die alleinige Sache der Familie Mohn sein. Die Gremien, die über Inhalte und ihre Finanzierung entscheiden, müssen ihren Alibicharakter ablegen, indem sie bezüglich ihrer Zusammensetzung und der Stimmrechte demokratisch entscheiden. Die Stiftung muss endlich die Unabhängigkeit vom Unternehmen und von Familie Mohn erhalten, die sie für sich gegenüber Staat und Politik in Anspruch nimmt. Erst wenn der Einfluss der Familie Mohn und der der Bertelsmann AG zurückgenommen sind, kann sie das Vertrauen, das sie verloren hat, zurückgewinnen. Die Stiftung sollte vorangehen, die Gehälter ihrer leitenden Mitarbeiter offenlegen und nach dem Vorbild des Foundation Center in New York ein Zentrum einrichten (möglicherweise zusammen mit anderen Verbänden und Instituten), das Vermögen und Geldflüsse und damit Entscheidungen von Stiftungen transparent macht. Sie würde sich und der Allgemeinheit den Nutzen bringen, den sie stets vorgibt zu leisten, und verfügte über die nötige Unabhängigkeit, um unbequeme Fragen zu stellen.
Dank
Ich danke dem Netzwerk Recherche und der Otto Brenner Stiftung für ein Stipendium, mit dem sie die Recherchen für dieses Buch unterstützt haben. Ich danke den Mitarbeitern der Bertelsmann Stiftung für Zusendung der Studien und Publikationen, die die Stiftung seit 1977 veröffentlicht hat. Ich danke allen Juristen und Stiftungsexperten sowie allen Mitarbeitern und Ehemaligen der Bertelsmann AG und der Bertelsmann Stiftung, die mit mir gesprochen haben und im Buch genannt sind, vor allem aber auch all jenen, die ungenannt bleiben wollen. Ich danke allen, die mir mit Hinweisen und Informationen geholfen haben. Ich danke der Firma Euroforum für die Teilnahme an einem Fachseminar über die Vermögensverwaltung und Besteuerung von gemeinnützigen Stiftungen. Ich danke Frank Adloff, Rupert Graf Strachwitz und dem Maecenata-Institut für Auskünfte und Hintergrundinformationen. Ich danke Stefan Brams, dem ehemaligen Lokalchef der Neuen Westfälischen , der mit seiner Zeitung erstaunlich unabhängig über Bertelsmann informierte. Ferner danke ich dem Bundesverband Deutscher Stiftungen und der Klaus-Tschirra-Stiftung für wiederholte Einladungen zu Seminaren über das Stiftungswesen in Deutschland. Ich danke meinem Agenten Alexander Simon für seinen Einsatz; Kollegen, Freunden und Familie danke ich für offene, angeblich naive Fragen, die meist die besten sind. Meiner Lektorin Sabine Niemeier danke ich für ihre Anregungen, Fragen und Verbesserungen und vor allem auch für ihr Interesse und ihre
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