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Berthold Beitz (German Edition)

Berthold Beitz (German Edition)

Titel: Berthold Beitz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Käppner
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internationalistischer Gesinnung der großen Idee weltweiter olympischer Spiele seine Tatkraft zugewandt hat.
    Auch sonst habe ich seit den 60er Jahren vielerlei Anlass zu Dank gegenüber Berthold Beitz. So hat er der Nationalstiftung geholfen. Und er hat mir mehrfach Ratschläge gegeben. Mir ist aber auch bewusst, dass ich ihn als einen den Olympischen Spielen verpflichteten, international gesonnenen Mann enttäuscht habe, als ich mich 1980 gezwungen sah, dem amerikanischen Präsidenten zu folgen, der über Nacht seine Meinung geändert hatte und nunmehr die europäischen Verbündeten aufforderte, seinem Beispiel zu folgen und, wegen Afghanistan, die Moskauer Olympischen Spiele zu boykottieren.
    Bei alledem hat sein eigener Lebenslauf ihn befähigt zu wissen, was den einfachen Mann beschwert – und was ihn bewegt. Es waren keine Universitätsseminare, sondern vielmehr sein innerer Kompass, welcher ihm soziale Verantwortung auferlegt hat. Berthold Beitz’ unverwechselbar eigener Stil, seine Ablehnung von Angebern, von bürokratischen Bedenkenträgern und von intellektuellen Schönrednern, und sein Stolz haben ihm geholfen, sich durchzusetzen. Vielleicht hatte Hermann Josef Abs recht, als er Beitz anlässlich seines 80. Geburtstags einen Liebling der Götter genannt hat.
    Ich verbeuge mich vor seiner Lebensleistung und freue mich sehr, dass Joachim Käppner dieses mit der vorliegenden Biographie eines großen Mannes für die breite Öffentlichkeit ebenso tut.
    Helmut Schmidt, 8.September 2010

Zur Einführung: In Jerusalem, 1990
    Selbst an heißen Sommertagen bringt der leichte Wind noch etwas Kühlung rund um den Herzl-Berg. Hier im Westen Jerusalems liegt Yad Vashem, jene eindrucksvolle Stätte, in der das Volk der Juden all der Toten gedenkt, der sechs Millionen Ermordeten, der Shoah. Die hebräischen Worte Yad Vashem bedeuten »Denkmal (aber auch: Mahnmal, Hand) und Name«, abgeleitet aus einem Spruch des Propheten Jesaja aus dem Alten Testament: »Ihnen allen errichte ich in meinem Haus und in meinen Mauern ein Denkmal, ich gebe ihnen einen Namen, der mehr wert ist als Söhne und Töchter: Einen ewigen Namen gebe ich ihnen, der niemals getilgt wird.«
    Zu den Gästen, die sich am 7. Mai 1990 im »Hain der Gerechten« versammelt haben, gehört auch ein junger Mann aus New York. Robert Ziff wird in wenigen Jahren mit seinen beiden Brüdern Dirk und Daniel eines der erfolgreichsten Investmentunternehmen der USA leiten, aber jetzt steckt er mitten in den Uni-Prüfungen. Er hat es gerade noch rechtzeitig vom Flughafen nach Jerusalem geschafft, und beim Abflug in den USA hatte er nicht unbeträchtliche Schwierigkeiten, dem Sicherheitspersonal der El Al darzulegen, warum er für genau 14 Stunden nach Jerusalem fliegen wolle. Robert Ziff soll am nächsten Tag in New York sein Examen ablegen. Aber diese Stunde im Hain der Gerechten will er nicht versäumen.
    Denn der hochgewachsene, trotz der Sonne in einen eleganten dunklen Anzug gekleidete Mann, der ganz vorn steht und dem diese Feierstunde gewidmet sein wird, ist sein Großvater: Berthold Beitz. Yad Vashem gibt den Opfern einen Namen und ein Denkmal, ihnen und jenen, die geholfen haben in einer Zeit, in der so viele Hilfe suchten und das so oft vergeblich. Einer dieser Helfer der Verfolgten war Berthold Beitz.
    Die Ehrung ist Israels höchste Auszeichnung für Nichtjuden, eine Geste des Dankes und der Anerkennung. Beitz wirkt gefasst. Was in ihm vorgeht, kann man anfangs nur ahnen. Aber das bleibt nicht so. Vor der Zeremonie hat ihn Israels Staatspräsident Chaim Herzog empfangen und mit Handschlag begrüßt. In Yad Vashem sinken Beitz alte Frauen in die Arme und weinen, sie drücken ihm Zettel in die Hand: »Lieber Herr Beitz, zur Erinnerung an meinen Vater Markus Kleiner und Ihre Freundschaft mit ihm.« Er begegnet Menschen wieder, die er Jahrzehnte nicht mehr gesehen hat. Und die ohne ihn längst tot wären. Und ihren Kindern und Enkeln, die es ohne ihn gar nicht geben würde.
    Ganz hinten in der Gruppe steht Jerzy Rotenberg aus Haifa. Er spricht fließend Deutsch und Englisch und könnte, gleich vielen anderen, nach vorne kommen und Berthold Beitz fragen: Wissen Sie noch, damals? Als Sie mir den rettenden Ausweis gegeben haben? Aber er tut es nicht. Dabei ist alles wieder ganz nah, wie es war, damals, in Boryslaw. Jerzy Rotenberg, der damals Jurek hieß, war noch ein Junge, als Beitz ihn vor der SS rettete. Und jetzt ist er hier: »Ich wollte ihm danken, indem

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