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Bertrams Hotel

Bertrams Hotel

Titel: Bertrams Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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beißt! Gesellschaften und Dachorganisationen – macht einen ganz schwindlig!«
    »Na, na, Vater. So geht das eben in der City. Hat etwas mit der Besteuerung zu tun – «
    »Ich möchte aber hinter die Kulissen sehen. Wenn Sie mir ein paar Zeilen mitgeben, würde ich mich an eine höhere Instanz wenden.«
    Der Vizepräsident starrte ihn an.
    »Und was verstehen Sie unter einer höheren Instanz?«
    Vater erwähnte einen Namen.
    Der Vize schien bestürzt. »Ich weiß nicht recht«, sagte er stirnrunzelnd. »Ich glaube kaum, dass wir an ihn herantreten dürfen.«
    »Es könnte sehr nützlich sein.«
    Es entstand eine Pause. Die beiden Männer sahen sich unverwandt an. Vater machte einen gelassenen, geduldigen Eindruck. Der Vize gab nach.
    »Sie sind ein eigensinniger alter Teufel, Fred«, meinte er. »Aber machen Sie, was Sie wollen. Gehen Sie hin und rücken Sie dem Spitzenmann der internationalen Finanzwelt Europas auf die Bude.«
    »Er wird’s wissen«, sagte Chefinspektor Davy. »Er wird es wissen. Und wenn nicht, kann er es herauskriegen, indem er einen Knopf auf seinem Schreibtisch drückt oder telefoniert.«
    »Ich weiß nicht, ob er sehr glücklich sein wird.«
    »Wahrscheinlich nicht«, gab Vater zu. »Aber es wird ihn nicht groß aufhalten. Ich brauche jedoch die nötige Vollmacht.«
    »Sie haben also allen Ernstes Bertrams Hotel ins Auge gefasst, wie? Aber worauf stützt sich eigentlich Ihr Verdacht? Es wird vorzüglich geleitet, hat eine gute, angesehene Kundschaft – keine Übertretung der Ausschankgesetze.«
    »Ich weiß – ich weiß. Keine Saufgelage, kein Rauschgift, keine Spielhölle, kein Unterschlupf für Kriminelle. Alles unschuldig und rein wie frisch gefallener Schnee. Keine Gammler, keine Rowdys, keine jugendlichen Verbrecher. Nur gesetzte alte, viktorianische Damen, Landadel, Touristen aus Boston und den vornehmeren Gegenden der USA. Nichtsdestoweniger hat man beobachtet, dass ein ehrbarer Kanonikus das Hotel um drei Uhr morgens auf etwas verstohlene Weise verlassen hat.«
    »Wer hat das gesehen?«
    »Eine alte Dame.«
    »Reden Sie etwa von – wie heißt er doch noch – Kanonikus Pennyfather?«
    »Ganz recht, Sir. Sein Verschwinden wurde gemeldet, und Campbell bearbeitet die Sache.«
    »Komischer Zufall – sein Name ist gerade erwähnt worden, im Zusammenhang mit dem Postraub in Bedhampton.«
    »Wirklich? Inwiefern, Sir?«
    »Eine andere alte Dame – oder jedenfalls eine nicht mehr ganz junge – hat ihn identifiziert. Als der Zug durch das manipulierte Signal zum Halten gezwungen wurde, wachten ziemlich viele Passagiere auf und blickten auf den Gang. Diese Frau, die in Chadminster lebt und Kanonikus Pennyfather vom Sehen her kennt, behauptet, sie habe beobachtet, wie er in den Zug stieg. Sie hatte damals angenommen, er sei ausgestiegen, um festzustellen, was los war, und sei dann wieder eingestiegen. Da er vermisst wird, wollten wir diese Spur aufnehmen…«
    »Warten Sie mal – der Zug wurde morgens um fünf Uhr dreißig angehalten, und Kanonikus Pennyfather verließ Bertrams Hotel kurz nach drei Uhr morgens. Ja, es könnte möglich sein. Falls er – sagen wir mal – in einem Rennwagen hingefahren worden wäre.«
    »Also sind wir wieder bei Ladislaus Malinowski angelangt!« Der Vize betrachtete die Kritzeleien auf seiner Schreibunterlage. »Was für eine Bulldogge Sie doch sind, Fred«, meinte er.
    Eine halbe Stunde später betrat Chefinspektor Davy ein ruhiges und ziemlich schäbiges Büro.
    Der große Mann hinter dem Schreibtisch erhob sich und streckte seine Hand aus.
    »Chefinspektor Davy? Bitte nehmen Sie Platz«, sagte er. »Darf ich Ihnen eine Zigarre anbieten?«
    Davy schüttelte den Kopf.
    »Ich muss Sie um Entschuldigung bitten«, sagte er mit seiner tiefen, Vertrauen erweckenden Stimme, »dass ich Ihre kostbare Zeit in Anspruch nehme.«
    Mr Robinson lächelte. Er war ein korpulenter, sehr gut gekleideter Mann. Er hatte ein gelbliches Gesicht, dunkle, schwermütige Augen, und sein Mund war groß und voll. Sein Lächeln entblößte übergroße Zähne. »Damit ich dich besser fressen kann«, ging es Chefinspektor Davy unwillkürlich durch den Kopf. Mr Robinson sprach ein tadelloses, akzentfreies Englisch, aber er war kein gebürtiger Engländer. Vater fragte sich im Stillen – wie manch einer vor ihm –, welcher Nationalität Mr Robinson eigentlich war.
    »Nun, was kann ich für Sie tun?«
    »Ich möchte gern wissen«, sagte Chefinspektor Davy, »wem Bertrams Hotel

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