Bertrams Hotel
gehört.«
Mr Robinsons Gesichtsausdruck veränderte sich in keiner Weise. Der Mann zeigte weder Überraschung, als er den Namen hörte, noch gab er zu verstehen, dass er ihm bekannt war. Nachdenklich sagte er:
»Bertrams Hotel… das liegt, glaube ich, in der Pond Street, in der Nähe von Piccadilly.«
»Ganz recht, Sir.«
»Ich selbst habe gelegentlich dort gewohnt. Ein ruhiges Hotel. Gut geführt.«
»Ja«, stimmte Vater zu, »sehr gut geführt.«
»Und Sie möchten wissen, wem es gehört? Das kann man doch sicher leicht feststellen.«
Er lächelte etwas ironisch.
»Sie meinen, über die üblichen Instanzen? O ja.« Vater zog ein kleines Stück Papier aus der Tasche und las drei oder vier Namen und Adressen laut vor.
»Wie ich sehe«, meinte Mr Robinson, »hat sich jemand sehr viel Mühe gemacht. Interessant. Und Sie kommen zu mir?«
»Wenn es überhaupt jemand weiß, dann Sie, Sir.«
»Im Augenblick bin ich überfragt. Gewiss, ich habe Mittel und Wege, um mir die Information zu beschaffen. Man hat« – er zuckte seine sehr breiten Schultern –, »man hat so seine Beziehungen.«
»Ja, Sir«, sagte Vater mit ausdrucksloser Miene.
Mr Robinson blickte ihn an. Dann nahm er den Hörer von der Gabel.
»Sonia? Verbinden Sie mich mit Carlos.« Er wartete eine Weile. »Carlos?« Er redete sehr rasch in einer fremden Sprache die Vater nicht einmal erkannte.
Vater konnte sich in gutem Französisch mit leicht englischem Akzent unterhalten. Er konnte einige Brocken Italienisch und Deutsch. Er wusste, wie Spanisch, Russisch und Arabisch klangen, obwohl er diese Sprachen nicht verstand. Die Sprache, deren sich Mr Robinson bediente, gehörte aber nicht zu diesen. Nach seinem Dafürhalten mochte es Türkisch oder Persisch oder Armenisch sein, aber selbst das wusste er nicht mit Sicherheit. Mr Robinson legte den Hörer wieder auf und sah Chefinspektor Davy an.
»Ich glaube nicht«, sagte er jovial, »dass wir lange zu warten brauchen. Ich bin nämlich auch interessiert. Sehr sogar. Ich selbst habe mich gelegentlich im Stillen gewundert…«
Vater blickte ihn fragend an.
»Über Bertrams Hotel«, fuhr Mr Robinson fort. »In finanzieller Hinsicht, wissen Sie. Man fragt sich, wie es sich überhaupt rentieren kann. Ich hatte jedoch nie Anlass, der Sache nachzugehen. Und man schätzt« – wieder zuckte er die Achseln – »ein behagliches Absteigequartier mit ungewöhnlich gut geschultem Personal… Ja, ich habe mich oft gewundert.« Er blickte Vater an. »Sie kennen die näheren Umstände?«
»Noch nicht«, erwiderte Vater, »aber ich habe die feste Absicht, mich zu orientieren.«
Ein leises Summen ertönte auf seinem Schreibtisch, und Mr Robinson griff wieder zum Hörer.
»Ja? Ja, Sie haben sich aber beeilt. Ich bin hocherfreut. Ach so. Oh! Amsterdam, ja… Aha… Vielen Dank… Ja. Buchstabieren Sie es doch bitte. Gut.«
Er schrieb rasch etwas auf einen Notizblock.
»Dies wird Ihnen hoffentlich von Nutzen sein«, sagte er, als er das Blatt abriss und es Vater über den Tisch reichte, aber den notierten Namen laut vor sich hin sagte: »Wilhelm Hoffman.«
»Schweizerische Staatsangehörigkeit«, bemerkte Mr Robinson. »Obgleich nicht in der Schweiz geboren, möchte ich sagen. Besitzt ziemlichen Einfluss in Bankkreisen. Er hält sich zwar streng an den Buchstaben des Gesetzes, hat aber doch bei sehr vielen – fragwürdigen Geschäften mitgemischt. Er arbeitet einzig und allein auf dem Kontinent, nicht in diesem Land.«
»Oje.«
»Aber er hat einen Bruder«, fuhr Mr Robinson fort. »Robert Hoffman. Der lebt in London – Diamantenhändler – höchst angesehenes Geschäft. Seine Frau ist Holländerin. Er hat auch Büros in Amsterdam – Ihre Leute sind vielleicht über ihn im Bilde. Wie ich schon sagte, handelt er hauptsächlich mit Diamanten, aber er ist ein sehr reicher Mann und besitzt viele Grundstücke, die gewöhnlich nicht unter seinem eigenen Namen laufen. Ja, er steht hinter einer ganzen Reihe von Unternehmen. Er und sein Bruder sind Eigentümer von Bertrams Hotel.«
»Ich danke Ihnen vielmals, Sir.« Chefinspektor Davy erhob sich. »Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, dass ich Ihnen sehr verbunden bin.«
Im Polizeipräsidium fand er eine Notiz vor:
Kanonikus Pennyfather ist wieder aufgetaucht – leicht verletzt. Wurde offenbar in Milton St. John von einem Auto angefahren – G e hirnerschütterung.
18
K anonikus Pennyfather war wieder zuhause. Er saß in seiner Bibliothek in einem
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