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Bertrams Hotel

Bertrams Hotel

Titel: Bertrams Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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wollte j e mand anders erschießen. Schreie und Schüsse – das tatsächliche Ereignis aber ist, dass Michael Gorman getötet wurde. Vielleicht war das beabsichtigt. Malinowski legt sich sorgfältig einen Plan zurecht. Er wählt eine neblige Nacht, versteckt sich in dem Kellervorhof und wartet, bis Ihre Tochter die Straße entlangkommt. Er weiß, dass sie kommt, da er es so eingerichtet hat. Er feuert einen Schuss ab, der das Mädchen aber gar nicht treffen soll. Im Gegenteil, Malinowski schießt absichtlich daneben. Sie aber nimmt an, dass man auf sie gezielt habe. Sie schreit. Der Portier des Hotels, der den Schuss und den Schrei gehört hat, stürzt auf die Straße, und dann erschießt Malinowski den Mann, dem er die Kugel zugedacht hat. Michael Gorman.«
    »Ich glaube kein Wort davon! Warum in aller Welt hätte Ladislaus Michael Gorman erschießen wollen?«
    »Ein kleiner Erpressungsversuch könnte der Grund gewesen sein.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass Micky Ladislaus erpresste? Weshalb?«
    »Vielleicht«, erwiderte Vater, »wegen der Dinge, die in Bertrams Hotel vor sich gehen. Michael Gorman war möglicherweise in dieser Hinsicht hinter allerlei gekommen.«
    »Dinge, die in Bertrams Hotel vor sich gehen? Was soll das heißen?«
    »Es ist ein tadellos geplantes Unternehmen, glänzend organisiert«, sagte Vater. »Aber nichts währt ewig. Miss Marple fragte mich vor Kurzem, was eigentlich an diesem Hotel nicht stimme. Diese Frage will ich jetzt beantworten. Bertrams Hotel ist in Wirklichkeit das Hauptquartier eines der besten und größten Verbrechersyndikate, dem wir seit Jahren begegnet sind.«

27
     
    E s folgte ein kurzes Schweigen. Dann ergriff Miss Marple das Wort. »Das ist sehr interessant«, bemerkte sie im Konversationston.
    Bess Sedgwick wandte sich ihr zu. »Sie scheinen gar nicht überrascht zu sein, Miss Marple.«
    »Das bin ich auch nicht. Jedenfalls nicht sehr. Es gab da so viele seltsame Dinge, die nicht zusammenpassten. Es war alles zu schön, um wahr zu sein – wenn Sie mich richtig verstehen. Beim Theater würde man es als gekonnte Szenerie bezeichnen. Aber hier war es – Wirklichkeit. Und dann die vielen Kleinigkeiten: Leute, die Freunde oder Bekannte zu entdecken glaubten – und dann feststellen mussten, dass sie sich geirrt hatten.«
    »So etwas kann natürlich vorkommen«, warf Chefinspektor Davy ein, »aber hier passierte es zu oft. Nicht wahr, Miss Marple?«
    »Ja«, gab Miss Marple zu. »Menschen wie Selina Hazy unterlaufen solche Irrtümer häufig. Aber vielen anderen erging es ebenso. Es war geradezu auffallend.«
    »Sie passt scharf auf«, sagte Chefinspektor Davy zu Bess Sedgwick, als wäre Miss Marple sein bester Dressurhund.
    Bess Sedgwick wandte sich ihm heftig zu.
    »Was bedeutet eigentlich Ihre Bemerkung, dieses Hotel sei das Hauptquartier eines Verbrechersyndikats? Meiner Meinung nach ist Bertrams Hotel das respektabelste Haus der Welt.«
    »Natürlich«, sagte Vater. »Das hat es auch zu sein. Viel Geld, Zeit und Fantasie sind darauf verwendet worden, aus dem Hotel das zu machen, was es jetzt ist. Das Echte und das Falsche sind sehr raffiniert miteinander vermischt. In Henry hat man einen prachtvollen Schauspieler-Manager, der intern die Regie führt, und dieser Humfries ist eine wunderbar glaubwürdige Figur. In unserem Land ist er noch nicht vorbestraft, aber er war in einige sehr merkwürdige Fälle im Ausland verwickelt. Ein paar sehr gute Charakterdarsteller spielen hier die verschiedenen Rollen. Ich will gern zugeben, dass mir die ganze Organisation nicht wenig Bewunderung abnötigt. Sie hat dieses Land schon eine Stange Geld gekostet. Sie hat der Kriminalpolizei und den lokalen Polizeibehörden sehr viel Kopfzerbrechen verursacht. Jedes Mal wenn wir uns scheinbar unserem Ziel näherten und auf einen besonderen Vorfall stießen, dann stellte sich heraus, dass er mit unseren anderen Feststellungen nichts zu tun hatte. Aber wir haben nicht lockergelassen und mühsam die Steinchen zusammengetragen, die jetzt ein Mosaik bilden. Eine Garage, in der Haufen von Nummernschildern aufgestapelt werden konnten. Eine Firma, die Möbelwagen stellte, der Lieferwagen eines Schlachters, eines Lebensmittelhändlers, sogar ein paar nachgeahmte Postautos. Ein Rennfahrer mit einem Rennwagen, der unglaubliche Entfernungen in unglaublich kurzer Zeit zurücklegt, und andererseits ein alter Geistlicher, der in seinem alten Morris Oxford dahinschunkelt. Ein Gärtner, der Erste Hilfe

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