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Bertrams Hotel

Bertrams Hotel

Titel: Bertrams Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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leistet, wenn Not am Mann ist, und mit einem brauchbaren Arzt in Verbindung steht. Ich brauche nicht alles aufzuführen. Die Verflechtungen scheinen endlos. Dies ist die eine Hälfte. Die ausländischen Besucher, die Bertrams Hotel aufsuchen, stellen die andere dar. Meistens stammen sie aus Amerika oder aus den Dominien. Reiche, über jeglichen Verdacht erhabene Leute, die hier mit einem Haufen von luxuriösem Gepäck eintreffen und dann mit einem Haufen von luxuriösem Gepäck abziehen, das dasselbe zu sein scheint, es aber nicht ist. Reiche Touristen, die in Frankreich ankommen und von den Zollbeamten nicht sonderlich belästigt werden, weil die Zollbeamten Touristen, die Geld ins Land bringen, in Ruhe lassen. Aber es waren nicht zu oft dieselben Touristen. Der Krug darf nicht zu häufig zum Brunnen gehen. Es wird ganz schön schwer sein, die nötigen Beweise zu erbringen und die Zusammenhänge festzustellen, aber am Ende wird es uns gelingen. Wir haben einen guten Anfang gemacht. Die Cabots, zum Beispiel…«
    »Was ist mit den Cabots?«, fragte Bess scharf.
    »Ah, Sie erinnern sich an sie? Sehr nette Amerikaner. In der Tat, sehr nett. Sie wohnten im vergangenen Jahr hier und waren dieses Jahr auch wieder da. Ein drittes Mal wären sie nicht gekommen. Niemand erscheint hier öfter als zweimal in Verbindung mit demselben Schwindel. Ja, bei ihrer Ankunft in Calais haben wir sie verhaftet. Sehr geschickt konstruiert, dieser Schrankkoffer, den sie bei sich hatten. Er enthielt über dreihunderttausend Pfund, schlau versteckt. Erlös aus dem Eisenbahnüberfall von Bedhampton. Das ist natürlich nur ein Bruchteil.
    Bertrams Hotel – das kann ich Ihnen versichern – ist das Hauptquartier der ganzen Bande. Das halbe Personal gehört dazu. Auch einige Gäste. Manche Gäste sind wirklich Gäste – andere aber nicht. Die richtigen Cabots zum Beispiel halten sich im Augenblick in Yukatan auf. Dann dieser Schwindel, Personen nachzuahmen. Nehmen wir mal Richter Ludgrove. Ein bekanntes Gesicht mit Knollennasse und Warze. Ganz leicht zu imitieren. Kanonikus Pennyfather, ein sanfter Geistlicher vom Land, mit einem dicken weißen Haarschopf und auffallend zerstreutem Benehmen. Sein Gehabe, seine Art, über die Brillengläser hinwegzuschielen – alles von einem guten Charakterdarsteller leicht nachzumachen…«
    »Aber zu welchem Zweck dies alles?«, fragte Bess.
    »Liegt das denn nicht klar auf der Hand? Richter Ludgrove wird in der Nähe eines Banküberfalls gesehen. Irgendjemand erkennt ihn und erwähnt es. Wir prüfen nach und entdecken, dass es ein Irrtum ist. Er war zu der Zeit woanders. Aber es dauerte eine ganze Weile, bis wir dahinter kamen, dass dies alles so genannte ›absichtliche Fehler‹ waren. Niemand wurde auf den Mann aufmerksam, der dem Richter so ähnlich sah. Und in Wirklichkeit ähnelt er ihm auch nicht besonders. Er entfernt sein Make-up und legt seine Rolle ab. Das Ganze stiftet heillose Verwirrung. Ein Richter vom Hohen Gerichtshof, ein Erzdiakon, ein Admiral und ein Generalmajor sind schon in der Nähe von Schauplätzen eines Verbrechens gesehen worden.
    Nach dem Eisenbahnüberfall von Bedhampton waren mindestens vier Fahrzeuge daran beteiligt, die Beute nach London zu schaffen: ein von Malinowski gefahrener Rennwagen, ein falscher Lieferwagen, ein altmodischer Daimler mit einem Admiral am Steuer und ein Morris Oxford, den ein alter Geistlicher mit einem weißen Haarschopf lenkte. Es war ein groß angelegtes Unternehmen, generalstabsmäßig geplant.
    Und eines Tages dann hatte die Bande ein bisschen Pech. Der alte konfuse Geistliche, Kanonikus Pennyfather, machte sich am verkehrten Tag auf den Weg zum Flughafen. Bei der Abfertigung schickte man ihn fort. Er wanderte durch die Cromwell Road, besuchte ein Kino, kehrte nach Mitternacht hierher zurück, ging nach oben in sein Zimmer, für das er den Schlüssel in der Tasche trug, öffnete die Tür, marschierte hinein und bekam fast einen Schlaganfall, als er sich se l ber in einem Sessel sitzen sah! Den wirklichen Kanonikus Pennyfather, den sie sicher in der Schweiz wähnten, ins Zimmer kommen zu sehen – damit hatte die Bande am allerwenigsten gerechnet. Sein Double war gerade drauf und dran aufzubrechen, um seine Rolle in Bedhampton zu spielen, als der wirkliche Kanonikus hereinspazierte. Sie wussten nicht, was sie machen sollten, aber einer reagierte mit einer raschen Reflexbewegung – Humfries, nehme ich an. Er versetzte dem alten Mann einen Schlag

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