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Bertrams Hotel

Bertrams Hotel

Titel: Bertrams Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Oder darf ich das nicht wissen?«
    »Wir möchten zum Beispiel genau wissen, was er an dem Abend gemacht hat, als Michael Gorman erschossen wurde.«
    Bess Sedgwick richtete sich im Sessel auf.
    »Sind Sie etwa auf die lächerliche Idee gekommen, dass Ladislaus auf Elvira geschossen hat? Sie kannten sich ja nicht einmal.«
    »Es wäre möglich gewesen. Sein Wagen stand gerade um die Ecke.«
    »Blödsinn«, erklärte Lady Sedgwick entschieden.
    »Wie sehr hat diese Schießerei Sie eigentlich mitgenommen, Lady Sedgwick?«
    Sie blickte leicht überrascht auf.
    »Es hat mich natürlich beunruhigt, dass meine Tochter um ein Haar ums Leben gekommen wäre.«
    »Das meinte ich nicht. Ich wollte wissen, wie sehr der Tod Michael Gormans Sie berührt hat?«
    »Es hat mir leidgetan, dass er sterben musste. Er war ein tapferer Mann.«
    »Mehr hat es Ihnen nicht ausgemacht?«
    »Weshalb?«
    »Sie haben ihn gekannt, nicht wahr?«
    »Natürlich. Er war hier beschäftigt.«
    »Sie haben ihn doch etwas besser gekannt, nicht wahr?«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Na, Lady Sedgwick. Er war doch Ihr Mann. Stimmt’s?«
    Sie antwortete nicht sofort, obwohl man ihr weder Erregung noch Erstaunen ansah.
    »Sie wissen sehr viel, Chefinspektor, ja?« Sie seufzte und lehnte sich im Sessel zurück. »Ich hatte ihn seit langer Zeit nicht mehr gesehen, seit über zwanzig Jahren. Dann, als ich eines Tages aus dem Fenster sah, entdeckte ich Micky plötzlich.«
    »Und er hat Sie auch erkannt?«
    »Ganz erstaunlich, dass wir beide uns wieder erkannten«, sagte Bess Sedgwick. »Wir waren nur etwa eine Woche lang zusammen gewesen. Dann holte mich meine Familie in Ungnade zurück. Man zahlte Micky eine Abfindungssumme.«
    Sie hielt einen Moment inne.
    »Ich war noch sehr jung, als ich damals mit ihm durchbrannte. Ich war nur ein törichtes Mädchen, hatte nichts als romantische Ideen im Kopf. Er war in meinen Augen ein Held, hauptsächlich, weil er so gut reiten konnte. Er kannte keine Furcht und war ein hübscher Bursche, und lustig war er, wie es die Iren sind. Eigentlich bin ich wohl mit ihm davongelaufen! Ihm wäre es wahrscheinlich nie in den Sinn gekommen. Aber ich war wild, halsstarrig und rasend verliebt!« Sie schüttelte den Kopf. »Es hat nicht lange gedauert… Die ersten vierundzwanzig Stunden genügten, um mir meine Illusionen zu rauben. Er trank und war brutal. Als meine Familie erschien und mich wieder mit nachhause nahm, war ich dankbar. Ich wollte ihn nie wieder sehen, nie wieder etwas von ihm hören.«
    »Wusste Ihre Familie, dass Sie mit ihm verheiratet waren?«
    »Nein.«
    »Haben Sie es verschwiegen?«
    »Ich lebte in dem Glauben, gar nicht verheiratet zu sein.«
    »Wie das?«
    »Wir wurden in Ballygowlan getraut, aber als meine Angehörigen mich zurückholten, sagte mir Micky, die Trauung sei nur ein Schwindel gewesen. Er und seine Freunde hätten die ganze Sache inszeniert. Damals hielt ich es für durchaus möglich, dass er sich so etwas geleistet haben könnte. Ob er die Abfindung haben wollte oder ob er fürchtete, gegen das Gesetz verstoßen zu haben, weil er eine Minderjährige heiratete, weiß ich nicht. Jedenfalls zweifelte ich auch nicht einen Augenblick daran, dass er mir die Wahrheit gesagt hatte – damals nicht.«
    »Und später?«
    Sie schien in Gedanken versunken. »Erst etliche Jahre hinterher, als ich etwas mehr vom Leben und von juristischen Dingen wusste, ging mir plötzlich auf, dass ich wahrscheinlich doch mit Micky Gorman verheiratet war!«
    »Ihre Eheschließung mit Lord Coniston war demnach Bigamie.«
    »Ja, und auch die mit Johnny Sedgwick und ebenfalls die mit meinem amerikanischen Mann Ridgway Becker.« Sie blickte Chefinspektor Davy an und lachte. Ihre Heiterkeit war offenbar echt.
    »So viel Bigamie«, fuhr sie fort. »Es kommt einem wirklich lächerlich vor.«
    »Haben Sie nie an eine Scheidung gedacht?«
    Sie zuckte die Achseln. »Die ganze Episode erschien mir wie ein törichter Traum. Warum sollte man alles wieder aufrühren? Johnny habe ich es natürlich gestanden.« Ihre Stimme klang weicher und wärmer, als sie seinen Namen erwähnte.
    »Und was hat er dazu gesagt?«
    »Ihm machte es nichts aus. Weder Johnny noch ich haben uns je um Konventionen geschert.«
    »Bigamie ist strafbar, Lady Sedgwick.«
    Sie blickte ihn an und lachte.
    »Wer sollte sich je Gedanken machen über etwas, was vor Jahren in Irland geschah? Micky hatte sein Geld genommen und war abgezogen. Oh, verstehen Sie das denn

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