Beruf - Herzensbrecher
lief einfach besser.
Und komplizierter als Carly Wolfe ging nicht.
Ihm wurde klar, dass er sie auf keinen Fall noch einmal berühren durfte.
„Mein Alltag ist üblicherweise waffenfrei. Die Pistole ist nur in meinem Auto, da ich vor der Arbeit beim Schießstand vorbeigeschaut habe.“
Sie sah ihn vieldeutig an. „Gut, Sie halten sich in Form.“
Hunter zwang sich, zur Bühne zu gucken. Das Fortissimo der Musik ermöglichte ihm eine kurze Pause von der Unterhaltung. Seine wöchentlichen Schießstandbesuche waren unnötig, und doch konnte er sie nicht aufgeben. Waren sie doch das Einzige, was er beibehalten hatte, nachdem er seine Karriere beim FBI hatte aufgeben müssen.
Die Erinnerung schmerzte ihn, und er biss die Zähne zusammen. Er mochte seinen jetzigen Job, doch eine gewisse Eintönigkeit machte sich doch breit und machte ihm zu schaffen …
Carly musste seine Gedanken gelesen haben. „Warum haben Sie beim FBI aufgehört?“, fragte sie.
Er wandte sich ihr erneut zu. Obwohl sie offensichtlich nach Antworten suchte, so war doch die Herzlichkeit zurückgekehrt, die er bei ihr bislang nur auf dem Monitor im Sender erhascht hatte. Was würde sie mit der Wahrheit anfangen? Einige schlimme Details könnte er mit ihr teilen, doch die schlimmsten Einzelheiten würde er nie preisgeben dürfen. Um sensible Informationen nicht an die Öffentlichkeit gelangen zu lassen, hatte das FBI die Ermittlungen gegen ihn damals geheim gehalten. Außer Mandys Zeitungsartikel über seinen Fall war nichts an die Öffentlichkeit gelangt.
„Rein vertraulich?“, fragte er sie.
Sie zögerte länger, als ihm lieb war. „Rein vertraulich.“
„Man hat mir meine Sicherheitsfreigabe entzogen und mich unbegrenzt beurlaubt.“
Unbehagliches Schweigen folgte, was nur von der grauenvollen Musik gefüllt wurde. Dann fragte sie: „Warum?“
„Ich hatte an einem Fall gearbeitet, bei dem es um Hacker ging, die Kreditkartennummern stahlen. Die russische Mafia kümmerte sich um die Geldwäsche.“ Er hielt kurz inne, bevor er fortfuhr. „Man warf mir vor, Informationen an die Mafia weitergegeben zu haben.“
Sie sah ihn erstaunt an. „Und? Haben Sie?“
Die Worte taten ihm weh. So, wie ihn die Zweifel seiner Kollegen verletzt hatten. Außer seinen Eltern und Pete Booker hatte ihm niemand geglaubt. Selbst nachdem die Untersuchung abgeschlossen worden war. Warum sollte es bei ihr anders sein? Doch irgendwie war ihm ihre Meinung besonders wichtig.
„Was glauben Sie denn?“
Carly kannte ihn kaum und hatte keinen Grund, ihm zu trauen. Doch er ertappte sich dabei, den Atem anzuhalten, während er auf ihre Antwort wartete.
„Ich weiß nicht“, sagte sie sanft und sah ihn unsicher an. „Warum sagen Sie es mir nicht?“
Für Carly fühlten sich die Sekunden wie Stunden an, als sie auf Hunters Antwort wartete. Sie hatte Hunter ja schon zuvor interessant gefunden, doch nun … Sein Gesicht zeigte keine Regung.
Nur kurz schien es, als würde er an etwas denken. Doch dann lehnte er sich in seinem Sitz zurück und tat betont gelassen. „Ich lasse Sie am besten ihr eigenes Urteil fällen.“
Carly starrte Hunter nachdenklich an. Verdammt, dieser Kerl würde sie in den Wahnsinn treiben. „Wie ist es ausgegangen?“
„Die Ermittlungen wurden wegen Mangels an Beweisen fallen gelassen. Danach bin ich freiwillig gegangen.“
Es war klar, dass er nicht weiter darüber reden wollte. Doch er ließ offen, ob die Vorwürfe gegen ihn begründet gewesen waren oder nicht. Die Wahrheit wusste nur er selbst.
Sie räusperte sich. „Es hat sicher seine Vorteile, beim FBI gewesen zu sein.“
Er warf ihr einen scharfen Blick zu. „Genauso, wie es Ihnen geholfen haben muss, William Wolfe als Vater zu haben.“
Das saß. Sie redete nicht gerne über ihren Vater. Die nächsten Minuten würden nicht angenehm werden.
Erinnere dich an dein Motto, Carly. Cool. Leicht und locker.
„Nicht so sehr, wie Sie denken“, sagte sie locker. „Mein Vater bestand immer darauf, dass ich es ohne ihn schaffe.“ Und genau das hatte sie auch vorgehabt, damals, als sie noch daran geglaubt hatte, dass sich harte Arbeit auszahlen würde. „Als ich meine erste Stelle bei einer kalifornischen Zeitung bekam, wusste ein Jahr lang niemand, wer mein Vater war.“
Er sah sie interessiert an. „Die Reaktionen waren sicher interessant.“
„Mein Boss wurde natürlich auf einmal sehr freundlich.“
Besser gesagt war er nur freundlich geblieben, bis sie eine dumme
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