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Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition)

Titel: Berufen (Die Kinder des Schöpfers, Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marnie Schaefers
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waren klamm, meine Wangen brannten und wurden allmählich gefühllos und ich war überzeugt davon, nie wieder eine entspannte Körperhaltung einnehmen zu können, so sehr verkrampften sich meine Glieder vor zunehmender Kälte. Meine Zehen in den dicken Winterstiefeln spürte ich nicht mehr.
    Ich wollte nicht jammern, denn ich wusste, dass es mir weitaus besser ging, als meinen menschlichen Gefährten, doch konnte ich dieses urtümliche Bedürfnis einfach nicht länger unterbinden.
    Wir verließen den Tunnel auf der anderen Seite der Felswand, wo uns eine breite, eindeutig nicht von Menschenhand geschaffene, Brücke erwartete. Pechschwarz, geschätzte zehn Fuß breit und dreißig lang, überspannte das Bauwerk einen Abgrund, der endlos tief sein musste. Zu meiner Verblüffung wurde der dunkle Stein von keinem einzigen Körnchen Schnee bedeckt, was auf eine höhere Macht hindeutete.
    Wie auf einen stummen Befehl hielten wir eine Weile inne.
    Ich hörte wie Yve und Jayden miteinander tuschelten, woraufhin Crevi sich fragend zu ihnen umwandte.
    » Riesen«, erklärte die Rebellin, als läge auf der Hand, was sie damit meinte. »Wir mussten gerade an das unterirdische Skogak denken. Weißt du noch?«
    Die junge Frau lächelte kurz und zurrte das Tuch um ihren Kopf ein wenig fester. Sie vergrub die untere Hälfte ihres hübschen Gesichts in den dicken Lagen ihres Schals und gesellte sich zu Ennyd, der nachdenklich in den Abgrund blickte.
    Das gefiel mir kurz gesagt überhaupt nicht.
    Ich stiefelte ihr hinterher, beobachtete den falschen Dieb aus den Augenwinkeln, aber noch immer stand er mit dem Rücken zu ihr, als bemerke er sie gar nicht. Ein rauer Wind kam auf und blies uns in die Gesichter, so dass Ennyd einen Schritt zurücktrat und Crevi anrempelte.
    Meine Augen verengten sich.
    » Oh, Vorsicht, Crevi«, lachte der Mann und zog sie zu meiner Erleichterung von der Klippe fort. »Das hätte schnell ins Auge gehen können. Vergiss nicht, dass wir dich noch brauchen!«
    Peinlich berührt nickte sie und entfernte sich von uns.
    »Hast gedacht, ich würde die kleine Lady einfach hinunter stoßen, was?«
    Ich musterte ihn überrascht . »Ja, tatsächlich.«
    Ennyd schüttelte sich den Schnee aus den Locken und senkte die Stimme . »Das wäre doch zu einfach. Aber wenn du es genau wissen willst, ich werde ihr bei unserer nächsten Rast etwas in den Tee tun.«
    Nur wenig später setzten wir unseren Weg fort. Beeilten uns, das andere Ende der Brücke zu erreichen.
    Auf der anderen Seite angekommen, ging es wieder bergab.
    Wir hatten die schweren Rucksäcke mit dem Gepäck, den Vorräten und reichlich Decken, geschultert und quälten uns, in dicke Jacken aus Wolfspelz gehüllt, hintereinander den schmalen, glitschigen Pfad hinunter, der stetig abfiel und linkerhand nichts als eine bodenlose Schlucht erkennen ließ.
    Vielleicht hätte mich der Gedanke, einen Sturz mit großer Wahrscheinlichkeit zu überleben, aufheitern und mir Zuversicht schenken sollen, aber beim besten Willen konnte ich nichts als Beklemmung empfinden, wenn ich der Serpentinen gedachte, die wir bereits hinter uns gelassen hatten und die sich so eng an den Berghang schmiegten, das man nicht wirklich hoffen konnte, dort im Fall der Fälle Halt zu finden.
    Crevi ging dicht vor mir, die Arme trotz der Lagen aus Wolle und Fell eng um den Körper geschlungen. Es war entsetzlich kalt. Hatte es einmal zu stürmen und zu schneien begonnen, so schien das Wetter nicht gewillt, uns alsbald eine Verschnaufpause zu gönnen.
    Ich war jedoch viel zu sehr damit beschäftigt, meinen Schützling und den Dieb, der uns anderen voran ging, genau im Auge zu behalten und bei einem ungeschickten Sturz sofort zur Stelle zu sein.
    Bis hierhin war mir gar nicht bewusst gewesen, welch Last es war, plötzlich die doppelte Verantwortung zu tragen und mir diese Bürde nicht länger mit Vlain teilen zu können.
    Als wir schließlich das Ende des Weges erreichten, wäre es mir fast nicht aufgefallen.
    Inzwischen hagelte es so sehr, dass wir entschieden, unseren Weg für heute nicht mehr fortzusetzen. Wir schlugen unser Lager im Schutze einer kleinen Höhle auf, die Liwy uns auf der Karte eingezeichnet hatte, und entfachten mit dem wenigen Holz, das wir trocken bis hierher geschafft hatten, ein Feuer.
    Ennyd begann damit, den Tee aufzusetzen, während wir anderen die Decken ausrollten und das Lager herrichteten. Ich ertappte mich dabei, wie ich versuchte, den Dieb mit Blicken zu töten und

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