Beruf(ung) Trader
davon profitieren könnte? Tatsache ist, dass dies ein ganz normales Business ist und dass die Systeme nur so gut funktionieren, wie die eingesetzten Codes zum aktuellen Markt passen. In einem starken Trendmarkt beispielsweise funktionieren entsprechende Trendfolgesysteme. Kritisch sind bei Handelssystemen vor allem die Turning-Points, wenn ein Markt von einer Trend- in eine Seitwärtsphase wechselt – solche Phasen erfasst ein (menschlicher) Trader besser als ein System. Man wird mir nachsehen, dass ich von meinem diskretionären Tradingansatz überzeugt bin: Ich bemerke Veränderungen im Orderbuch in Echtzeit und kann darauf sofort reagieren. Ein Handelssystem muss umgestellt oder abgestellt werden, wenn das System vorher reihenweise VerlustTrades produziert hat.
Aus Sicht eines Traders ist es erfreulich, dass es Handelssysteme gibt, die an bestimmten, meist vorhersagbaren Punkten agieren und so dem Markt Liquidität verschaffen. Als Aktientrader bin ich von Handelsmaschinen allerdings weniger betroffen als Akteure auf den Futures-Märkten oder im Devisenhandel. Die Folge dort sind ausgeprägte Trends. Wenn alle die gleiche Idee verfolgen, dann kommt es zu entsprechenden Entwicklungen. Besonders ärgerlich sind natürlich Flash-Crashs, die durch Handelsmaschinen ausgelöst werden und Kursbewegungen zur Folge haben, die sich kein ernsthafter Marktteilnehmer wünschen kann. Hier habe ich als diskretionärer Trader wiederum den Vorteil, auf solche Marktgegebenheiten reagieren zu können.
Meine Hauptkritik an Indikatoren und dem Glauben an den Heiligen Gral ist jedoch eine andere: Novizen im Trading verlieren sich zu häufig in unwichtigen Detailfragen, wenn sie komplizierten Indikatorkonzepten hinterherlaufen und hier Verfeinerungen vornehmen. Es ist wichtiger, Erfahrungen im Trade-Management zu sammeln, als den ultimativen Indikator zu erfinden. Der funktioniert nämlich nur in 50 Prozent aller Fälle.
GRÜNDE FÜR TRADES
Es gibt unzählige Gründe, am Aktienmarkt aktiv zu werden und Wertpapiere zu kaufen oder zu verkaufen. Für Aktientrader sind die zahlreichen Inhalte von Nachrichten von besonderer Bedeutung. Da gibt es zum einen die planbaren Ereignisse wie Quartals- oder Jahres-Pflichtberichte. Nicht planbar sind natürlich Gewinnwarnungen oder Sonderereignisse wie anstehende Übernahmen beziehungsweise die Unternehmensnachricht über die Einführung neuer Produkte.
Hinzu kommen Gerüchte, die sich über Boards in Sekundenschnelle verbreiten, oder Börsenbrief-Push-Aktionen. In diesen Bereichen sollte der Trader nur aktiver Zuhörer sein, sich aber nicht selbst beteiligen, da hier die Grenze zum illegalen Handel verläuft.
Zudem bietet das Orderbuch interessante Einblicke, wenn sich größere Teilnehmer ganz plötzlich zeigen oder tatsächlich schubweise den Markt leerfegen. Der Trader wird in dieser Situation zwar vorsichtig sein, aber ein Trade im Schutz großer Marktteilnehmer bietet meist gute Chancen.
Charttechnische Drehpunkte oder typische Unterstützungslevels sind ebenfalls hilfreich für den Trader, da er seine Risiken an solchen Stellen deutlich reduzieren kann. Hier gilt es, taktisch geschickt zu agieren und Gewinnziele nicht auf störende „Chartmarken“ zu legen. In jedem Fall bieten all die genannten Aspekte und Gründe für Positionen interessante Möglichkeiten für Trader. Die folgende Tabelle zeigt eine unvollständige Übersicht von allgemeinen Gründen für Trades.
TABELLE 7 : Gründe für Trades
Signal
Beschreibung
Nachrichten
Daten (Jahres-, Quartalszahlen)
Gewinnwarnungen
Übernahmen
Produktinnovationen
Herab- oder Heraufstufungen
Börsenbriefempfehlungen
Gerüchte
Orderbuch
Aktivitäten großer Player erkennbar
Größere Kauf-/Verkaufsaufträge
Signifikante Kursbewegungen
Intraday-Reversal von Indizes
Test Unterstützungslevels
Momentum dreht oder nimmt zu
Test Widerstandslevels
Momentum dreht oder nimmt zu
Extreme Situationen
Überkaufter/unterkaufter Markt
Charttechnische Ausbrüche
Zunahme des Momentums
Charttechnische Formationen
Trendumkehren, Dreiecke
Neue Höchst-/Tiefstkurse
Pivot-Punkte und anderes
Kurslücken
Nachholbedarf mancher Trader
Ich möchte die einzelnen genannten Beispiele nicht bis in jede Verästelung hinein besprechen. Aber alle genannten Gründe können Tradern als Einstiegs- oder Aktivitätshinweise dienen. Manche Trader spezialisieren sich auch auf bestimmte Chartsituationen oder bestimmte bedeutsame Marken im Chart. Pivot-Punkte sind solch eine Idee.
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