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Beruf(ung) Trader

Beruf(ung) Trader

Titel: Beruf(ung) Trader Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Cicivelli
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Arbeitstagen stehe ich um 7 Uhr auf. Etwa um 7.30 Uhr sitze ich dann am Rechner, um bis zum offiziellen Handelsstart um 9 Uhr in verschiedenen Newsabonnements nach relevanten Nachrichten zu suchen, die meine typischen Handelsinstrumente und die üblichen Verdächtigen meiner Watchlist betreffen. Hinzu kommt das Studium von Börsenbriefen, die bekanntermaßen Aktienkurse „pushen“. Für mich als Aktientrader sind natürlich Unternehmensnachrichten wichtiger als Konjunkturdaten oder statistische Informationen, die zu Tagesbeginn bekannt werden – wenn man mit Devisen, Futures oder Anleihen handelt, kann das natürlich anders sein.
    Falls die Suche nach geeigneten Aktien nicht erfolgreich verläuft oder der Markt mir keine Chancen bietet, kann mein Arbeitstag schon mal um 10 Uhr und ohne Trade enden. Das Auslassen solcher Tage ist für mich ein wichtiger Teil des Geschäfts, denn dadurch verzichte ich darauf, im falschen Moment aktiv zu sein. Handelstage ohne Trades sind jedoch die Ausnahme. Die Handelshäufigkeit und die Chancen bestimmen natürlich den Tagesablauf und meine Handelsfrequenz. An extremen Handelstagen tätige ich bis zu 250 Trades. Dann fällt das eigentlich obligatorische warme Mittagessen meistens aus. Dennoch gehört die Mittagspause zu meiner Tagesplanung dazu. Die Zeit der Nahrungsaufnahme und von Pausen ist für mich als Day-Trader zeitlich nicht genau planbar, da ich prinzipiell keinen Trade offen lasse, wenn ich essen gehe. Beispiele von völlig ruinierten Tradern, die unvorsichtigerweise aus verschiedenen Gründen ihren Rechner verlassen haben, ohne ihre sämtlichen Positionen zu schließen, sind mir Warnung genug.
    Abends endet die Handelsphase nicht unbedingt, aber oft, mit dem Börsenschluss um 17.30 Uhr. Die Zeit danach nutze ich vor allem, um die gemachten Trades und Abrechnungen durchzusehen. Außerdem schaue ich mich in Chats und Börsenboards nach neuen Handelsideen für den nächsten Tag um oder ich tausche mich mit anderen Tradern aus.
    Ein Detail noch: Zu meiner Vorstellung von Professionalität gehört die Wahl der Getränke während der Arbeitszeit. Trading ist bezogen auf den einzelnen Trade bei mir ein Sprint, wobei der Handelstag insgesamt eher einem Marathon gleichkommt, der meine ständige Konzentration erfordert. Ich trinke daher Tee und Wasser und vermeide so das kurzfristige Aufpeitschen, das man durch das Trinken von Kaffee oder Cola erreicht. Auch dieser Aspekt ist nicht unwichtig für einen professionellen Trader, der einen Beruf ausübt und den gesamten Handelstag über eine möglichst gleichmäßige Leistung bringen muss.
    Nicht wirklich zum Arbeitsalltag gehört das Entspannen danach, aber solche Ruhephasen sind mir wichtig und ich versuche, jeden Tag für Ausgleich zu sorgen, um mich gedanklich vom Börsengeschehen zu lösen und zu entspannen. Als Day-Trader ohne Overnight-Positionen besitze ich den großen Vorteil, dass nichts den Genuss des Kinofilms oder des Essens am Abend trüben kann. Nicht zum Tagesablauf, aber zu meinen Entspannungsphasen, gehört ein Jahresurlaub, den ich jedes Jahr fest einplane.

VERSTÄNDNISFRAGEN
    Es existieren einige grundsätzliche Fragen, die unter Profis nicht mehr gestellt werden, aber dennoch für Neueinsteiger oft nicht ganz einfach zu verstehen sind. Diese Fragen sollen vor den anderen Themen dieses Buches kurz „abgeräumt“ werden: Trader sind kreativ, aber anders. Trader sind meinungslos, aber nur wenn es um das Geschäft geht. Trader setzen auf einfache Konzepte, kennen aber die Aussagen von Indikatoren.
    Über Kreativität
    Beim Traden kommt es auf das eigene Vorstellungsvermögen an. Manche nennen das Kreativität, meinen aber etwas anderes. Wenn man mit Kreativität beim Traden die Fähigkeit bezeichnet, eine Entwicklung zu antizipieren, dann ist der Begriff für Trader richtig übersetzt. Als Trader muss man so verstanden sehr kreativ sein. Oft jedoch wird der Begriff der Kreativität als Originalität verstanden, und dann bekommt die Übersetzung eine falsche Schlagseite. Ein Trader kann durchaus den ganzen Tag oder wochenlang nur ein Handelsinstrument hin und her tauschen. Selbst wenn er damit erfolgreich ist, wird ein Außenstehender das möglicherweise als langweilig und wenig kreativ bezeichnen. Aber auf die so gemeinte Kreativität kommt es bei dieser Profession gar nicht an. Für Trader reicht es, wenn ein Handelsstil oder ein Handelskonzept funktioniert, also dauerhaft profitabel ist.
    Mein persönlicher

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