Beruf(ung) Trader
einem echten Schwergewicht: ThyssenKrupp (TKA). Diesmal erfolgte mein Einstieg ebenfalls als Long-Trade mit dem Ziel, den Rebound zu spielen. Auch ThyssenKrupp war für eine Blue-Chip-Aktie in den Vorwochen mächtig unter Druck geraten und hatte ein Drittel abgegeben. Jedenfalls ergaben sich nicht zufällig nach einigen Wochen des Abschwungs im September bei mehreren Aktien ähnliche Situationen. Betrachtet man den langfristigen Chart, dann schien die Aktie in den zwei Wochen zuvor bei 20,50 Euro einen Boden gefunden zu haben.
THYSSENKRUPP AG
Mir gelang der Einstieg bei 21,20 Euro, nachdem die Aktie zuvor untere Levels getestet hatte. Meinen Stopp setzte ich bei 21,00 Euro und das Kursziel legte ich mit 21,60 an. Das CRV dieses Trades lag also solide bei 2 – der maximale Verlust betrug 20 Cent je Aktie und der angestrebte Gewinn 40 Cent. Der Trade ging prächtig auf, wie der folgende Chart zeigt.
Am Folgetag gelang mir ein scheinbar ähnlicher Trade im gleichen Wert. Die Aktie hatte sich am Vortag nach vorheriger Konsolidierung klar bullish gezeigt und ich griff zu. In längerer Perspektive handelte es sich um einen echten Rebound. Betrachtet man aber nur die Bewegung am Tag zuvor, könnte man argumentieren, dass eine Fortsetzung des Vortagestrends erfolgte. Einerlei. Als Praktiker interessieren mich solche theoretischen Unterscheidungen wenig. Diesmal lagen meine Kursmarken zum Einstieg bei 21,80 Euro und als Stopp diente mir die Widerstandszone bei 21,60. Als Kursziel wollte ich über 22,00 Euro hinaus. Das CRV lag demnach diesmal über eins, aber nicht so hoch wie am Tag zuvor. Dafür war dieser Trade auf einen schnelleren Gewinn ausgerichtet. Der Einstieg gelang mir um 10:15 Uhr und noch vor 11 Uhr konnte ich dann mit 22,08 den Trade schließen, nachdem die Bewegung abgeebbt war.
THYSSENKRUPP AG
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Warum mich nur Börsenkürzel interessieren
Als Trader muss man so manche Vorurteile in seinem Umfeld und in der Gesellschaft aushalten können. In der Tat interessiere ich mich nicht für die Fundamentaldaten von Unternehmen. Das ist für meinen Anlagehorizont von wenigen Minuten auch nicht notwendig, sondern wäre reine Zeitverschwendung. Im Tagesgeschäft interessiert mich nicht einmal der Name der Aktie, sondern das Kürzel der Aktie reicht mir völlig aus. Diese Einstellung ist für die meisten Profis typisch. Es handelt sich dabei um eine Art des Selbstschutzes.
Meine Herangehensweise begründe ich mit meinem subjektiv schlechtesten Trade, den ich vor vielen Jahren abgesetzt hatte: Als Banker glaubt man zunächst an die Bedeutung von Fundamentaldaten, denn die ganze Finanzwelt verkauft Produkte mit dem Argument, die Kurse würden sich in Richtung eines „wahren“ Wertes entwickeln. Für Trader und manchmal auch für Investoren ist diese Sicht fatal. Ich zahlte mein Lehrgeld bei der Siemens-Aktie, deren Kurs ich für ein solches Top-Unternehmen damals für zu niedrig bewertet hielt. Die Aktie befand sich in einem Abwärtstrend und ich versuchte, mich dagegenzustellen. Ein teures Vergnügen, aber ich hatte meine Lektion gelernt: Die eigene Meinung ist an der Börse wertlos. Ein anderer Kardinalfehler des Trades war: Als Day-Trader muss man sein Kapital nach kurzer Zeit wieder aus dem Wert herausnehmen, sonst ist man handlungsunfähig. Nur Investoren können einige Jahre warten, um Recht zu behalten. Insofern ist es aus meiner Sicht nur vernünftig, sich keine weitergehenden Gedanken über das Handelsobjekt zu machen oder gar eine emotionale Bindung zu einer Aktie aufzubauen.
Ein außenstehender Kritiker wird das scheinbare Desinteresse an den einzelnen Unternehmen kritisieren. Meist fehlt es an Systemverständnis: Trader wie ich bieten Langfristinvestoren ihre Liquidität und damit die Möglichkeit, aus Wertpapieren zu guten Preisen auszusteigen. Illiquide Märkte dürften niedrigere Preise hervorbringen und das wäre dann sicher nicht im Sinne der Investoren, die sich gerne ausführlicher mit den Fundamentaldaten eines Unternehmens beschäftigen können.
Hot-Stocks
Ich bekenne: Ich lese aktiv Börsenbriefe, um Chancen zu finden und zu nutzen. Dabei bin ich in beide Kursrichtungen aktiv. 90 Prozent der von Börsenbriefen gepushten „heißen“ Aktien sollte man vermutlich langfristig „shorten“. Solche Langfristüberlegungen sind bekanntermaßen nicht mein Konzept. Ich stelle hier einen Trade vor, der eine Aktie betrifft, die sich zuvor bereits im Abverkaufs-Modus befand. Das
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