Besatzungszone Erde - dystopischer Roman (German Edition)
das nicht. Denn sein Vater machte nie Fehler oder ließ nur einen Augenblick die Maske fallen. Hatte Nathan auch dieses Talent zum verstellen? Eigentlich glaubte sie, er sei anders, als der Rest der Goldenen. Jedoch blitzte in solchen Situationen, wie bei dem Vorfall mit dem Soldaten, bei ihm etwas durch, das sie an ihrem Mann zweifeln ließ. Nathan verzog das Gesicht, schnaufte tief durch und meinte: »Das hat nichts mit der Kaste zu tun. Der Idiot sieht, wer wir sind und zu wem wir wollen. Jedoch nutzt er lieber die Gelegenheit sich über einen Goldenen erheben könnten, da er ja direkt dem Befehl der Quawa untersteht. Das sollte einfach nur eine Schikane werden. Die meisten dieser Soldaten sind in diesen Dienst eingetreten, weil es die einzige Möglichkeit für einen Silbernen ist Macht zu spüren. Das ist der Grund dafür, dass sie überdurchschnittlich viele Mitglieder in ihren Reihen haben, die sich sehr gut als Inquesitöre gemacht hätten?«, erklärte sich Nathan.
»Inquesi...? Tut mir Leid Nathan. Wird wohl nicht bei Silber gelehrt«, ergänzte Shakima ihre Frage, sichtlich getroffen. Das Paar war es gewohnt, dass Nathan seiner Frau Dinge erklären musste, da der Unterricht der Silbernen absichtlich durch Anweisung der Quawa, auf einem niedrigerem Niveau gehalten wurde. Doch gerade in diesem Moment traf das Shakima besonders. Sie fühlte sich noch mehr in die Rolle der Untergebenen gedrängt. Nach dem Tor ging es durch einen dichten, jungen Wald. Der lichtete sich nach ein paar Minuten Fahrt und gab die Sicht auf eine Art Palast frei, gegen die Nathans und Shakimas Villa wie ein Pförtnerhäuschen wirkte. Die Limousine parkte direkt vor dem imposanten Eingang mit der breiten Steintreppe, der sich mit jedem früheren Bauwerk, ob Museum oder Oper, messen könnte. Ein eleganter Diener öffnete die rechte, hintere Tür des Wagens und wartete darauf, der Dame die Hand als Stütze zum Aussteigen zu reichen. Shakima verspürte dabei zwar immer noch ein leichtes Unbehagen, jedoch gewöhnte sie sich inzwischen an diese Prozeduren. Sie drückte Nathans Hand fest beim Aufstieg über die Stufen. Er lächelte sie an und gab ihr das Gefühl, dass er jede Kugel für sie abfangen würde. Im Vorraum zur Halle wurden ihnen die Mäntel abgenommen, was beide sehr begrüßten, da man nur der Etikette und nicht der Kälte wegen sich so kleidete. Vieles lief nach europäischen oder nordamerikanischen Traditionen, die nicht zum tropischen Klima am Äquator zu passen schienen. Shakimas dachte gerade, dass ihr gesamtes Elternhaus in diese Garderobe passen würde, als sie plötzlich Martinas schrille Stimme vernahm. »Das ist doch kein Wasser mit wenig Kohlensäure! Davon bekommt mein Sohn Bauchschmerzen! Sie haben den kleinen doch schon mal gesehen oder? Er hat nicht so eine Unempfindlichkeit gegen alles, was er zu sich nimmt, wie Ihresgleichen. Sein Magen verträgt nur das Beste! Ich weiß, das ist vielleicht alles etwas schwer für jemanden wie Sie zu verstehen, aber merken Sie sich: Viel Bläschen schlecht! Ist das angekommen oder reicht ihr Hirn für die Arbeiten einer Silbernen nicht aus? Soll mein Mann vielleicht lieber dafür sorgen, dass Sie als Bronzene eingestuft werden? Vielleicht schaffen Sie die Arbeiten in den Fabriken oder Minen! Ja was ist, haben Sie das verstanden oder sind Sie doch zu blöd?«, schrie Martina ein junges Mädchen an, das gerade Getränke am Tisch im Salon abstellen wollte.
»Nein. Tut mir Leid«, antwortete das Mädchen leise.
»Nein? Nein was? Nein, Sie haben das nicht verstanden? Oder nein, meinem Sohn macht das nichts aus, weil Sie das besser wissen? Was meinen sie mit nein?«, schrie Martina lauter. Shakima sah Nathan mit dem ›Tu-was-Blick‹ an, der schnell der Angestellten zur Hilfe kam.
»Martina! Du siehst ja toll aus! Aber du darfst dich doch nicht so aufregen. Du weist doch, dass du sonst wieder schnell Probleme mit deinem Kreislauf bekommst. Dann könnten wir deine Gesellschaft heute Abend vielleicht gar nicht genießen, wenn du dich wieder ausruhen müsstest. Das wäre doch an so einem Anlass wie heute eine Schande. Beruhige dich, meiner Mutter zu liebe. Das Mädchen ist das nicht wert. Ich sorge dafür, dass sie dir heute nicht mehr unter die Augen kommt«, schmierte Nathan seiner Schwägerin Honig ums Maul, während er dem Mädchen das Zeichen gab, sich schnell zu verdrücken. Die Art mit der Nathan diese unmögliche Frau aufhielt, gefiel Shakima zwar nicht,
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