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Besessene

Besessene

Titel: Besessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hayes
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immer noch«, sagte Nat in verteidigendem Ton. »Das ist allerdings noch nicht alles   …«
    »Da ist noch mehr?«
    »Genevieve ist nach dem Brand von ihrer Tante und ihrem Onkel aufgezogen worden, aber die beiden waren wohl recht grausam und haben Lügen über sie verbreitet.«
    Mir wurde schwindelig, so fassungslos war ich darüber, wie sich die Dinge nach und nach entwickelten. »Was denn für Lügen?«
    Nat lachte ungläubig. »Sie haben in die Welt gesetzt, dass sie gefährlich sei und Hilfe bräuchte   – professionelle Hilfe. Dabei war sie erst acht damals.«
    In mir schrie alles auf, doch ich konnte meine Ängste nicht zum Ausdruck bringen, weil es so offensichtlich war, dass Nat nicht den geringsten Zweifel an Genevieves Version hatte.
    Was wäre, wenn diese Anschuldigungen zuträfen und Genevieve tatsächlich böse wäre, kein Kind mit ihr zu tun haben wollte und selbst Erwachsene sich vor ihr fürchteten? Wenn sie inzwischen einfach nur gelernt hätte, ihr Alter
Ego zu verbergen, und ich die Einzige wäre, die sie durchschaut?
    »Es kommt noch schlimmer«, fuhr Nat fort und ich fiel noch mehr in mich zusammen.
    »Genevieve ist schon als Baby adoptiert worden, nachdem ihre Mutter sich das Leben genommen hatte und sie allein zurückließ.«
    Ich schlug die Hände vors Gesicht, um meine Gedanken zu sortieren, was zusätzlich den Vorteil hatte, dass es zugleich mitfühlend und erschüttert wirkte.
    Nats Stimme klang ungewohnt erwachsen, als sie sagte: »Ich wusste doch, wie nah dir das gehen würde.«
    »Es ist entsetzlich«, sagte ich und überlegte gleichzeitig, wie ich noch mehr aus Nat herausholen konnte, ohne dabei gleichgültig zu wirken. »Dann hat sie ja wahrscheinlich auch einen anderen Namen angenommen?«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Ist mir nur so eingefallen«, flunkerte ich. Ob Genevieve sich einen solch poetischen Namen ausgedacht hatte, damit man sich an sie erinnerte?
    »Das hat sie nicht gesagt. Sie meinte allerdings, dass die Person, die sie mal war, für sie gestorben ist   – und zwar für immer.«
    »Ich glaube, ich bin mal wieder nicht sehr einfühlsam gewesen«, sagte ich etwas hölzern. »Aber die Art, wie sie sich Merlin gegenüber aufführt, macht mich einfach fertig.«
    Nat nickte heftig. »Ich würde ganz genauso reagieren, wenn ich mit jemandem wie Merlin zusammen wäre. Die beiden sind aber wirklich nur befreundet. Sie hat ihm dabei geholfen, ein   … Geschenk für dich zu machen.«
    »Im Ernst?« Mich schauderte bei dem Gedanken.
    »Wenn ich ganz ehrlich bin, Katy   … Hannah und mir fällt schon seit geraumer Zeit auf, dass du kratzbürstig wie ein Stacheltier geworden bist.«
    Die beiden hatten also über mich gesprochen und hielten mich für schwierig. Ich war zwar froh, dass Nat sich traute, mir reinen Wein einzuschenken, doch es traf mich. »Es tut mir leid, dass ihr euch nicht mehr wohl in meiner Gegenwart gefühlt habt«, murmelte ich. »Aber jetzt hab ich mich wieder im Griff, besonders nach dem, was du mir über Genevieve erzählt hast.«
    Einmal mehr war mir Genevieve mit allem zuvorgekommen, was ich im Sinn gehabt hatte. Diesmal trieb sie mich jedoch zum Äußersten. Als wir uns zum ersten Mal begegnet waren, hatte sie gesagt, dass ich das Leben, das ich führte, nicht verdiene und dass sie es mir nehmen werde. Ich musste einfach immer wieder dafür sorgen, dass ich sie enttäuschte. Ich umarmte Nat noch einmal und verabschiedete mich von ihr.
    »Genevieves Problem ist«, fügte ich abschließend hinzu, »dass sie niemals finden wird, wonach sie sucht, und damit glücklich wird.«
    »Das glaub ich jetzt nicht«, flüsterte Nat.
    »Was?«
    »Genau das Gleiche hat sie über dich gesagt. Ach übrigens   … was wolltest du mir eigentlich über sie erzählen?«
    Ich lächelte matt. »Das spielt jetzt keine Rolle mehr   … war auch nichts Wichtiges.«

Kapitel 24
    I ch ging in meinem Zimmer wie ein Tiger auf und ab. Genevieve konnte nicht gewusst haben, dass Luke und ich gestern Abend aufgehalten worden waren   – wir waren ja selbst nicht darauf eingestellt gewesen. Die ganze Sache war unglaublich und ich war wirklich sehr gespannt, welche plausible Erklärung Luke mit der ihm eigenen Logik dafür finden würde. Wie machte Genevieve das nur? Und dieser blöde Anhänger war auch schon wieder aufgetaucht, diesmal verpackt in einem Blatt Papier, auf dem Mum mich ermahnte, ich solle nicht so nachlässig sein. Der Anhänger musste wohl aus einem der

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