Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Besessene

Besessene

Titel: Besessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hayes
Vom Netzwerk:
noch ein Zeltdach im Garten stehen, von einer kleinen Party, die sie für ihre Studenten gegeben hat, und da hat Genevieve sie überredet, eine Überraschungsparty für mich zu schmeißen   – in allerletzter Minute. Fast alles Essen war noch von der Party übrig, aber   …«
    Hier unterbrach sie sich, weil sie wohl meine Reaktion bemerkte. Mir war übel vor Enttäuschung, Eifersucht, Verletztheit, Wut und fast jeder anderen Regung, die ich von mir kannte. Das Haus von Merlins Eltern war fantastisch   – ein herrschaftliches Anwesen   – umso mehr mit ihm darin! Schier unaushaltbar daher auch die Vorstellung, dass alle   – bis auf mich   – dort Nats Geburtstag gefeiert haben sollten   – ein Schlag in die Magengrube hätte nicht schlimmer sein können.
    »Wo bist du nur gewesen, Katy? Wir haben ständig versucht, dich auf dem Handy zu erreichen.«
    Plötzlich geschah etwas sehr Seltsames mit meinem Gesicht. Es fühlte sich mit einem Mal so straff und unbeweglich an, als hätte ich eine Schönheitsmaske aufgelegt und dürfte weder lächeln noch die Stirn in Falten legen, um sie nicht zu sprengen. Ich konnte kaum den Mund zum Sprechen öffnen.
    »Ich wurde aufgehalten   … da war nichts zu machen. Luke und ich saßen da und mussten auf jemanden warten, mit dem wir ein Gespräch führen wollten.«
    Nat sah mich aufmerksam an und ich versuchte verzweifelt, mit einigermaßen normaler Stimme zu sprechen, um wenigstens einen Rest an Würde zu bewahren. »Und, wie war die Party?«
    Nat rieb sich die Augen, streckte sich und lächelte verträumt. »Es war unglaublich. Merlins Mum war es egal, wie viele Leute kamen, und kaum hatte sich die Party rumgesprochen, wurde die Liste lang und länger und beinahe alle kreuzten auf. Es war zwar eine kalte Nacht, aber auf der Terrasse gab es Heizstrahler und Christbaumkerzen, und sie hatten eine Live-Band organisiert, die von Oldies bis Rock alles spielte. Es war so abgefahren, im Mond- und Sternenlicht da draußen auf dem Rasen zu tanzen   – und das bis vier Uhr morgens, dann hab ich schlappgemacht und   …Adam musste mich nach Hause tragen.«
    »Das freut mich wahnsinnig für dich«, murmelte ich, hin- und hergerissen zwischen meinem Kummer und dem Wunsch, mich aufrichtig mit Nat zu freuen.
    Nats Augen leuchteten, als sie mein lieblos verpacktes Geschenk sah, doch dann machte sie ein betroffenes Gesicht. »Katy, es tut mir wirklich total leid. Ich wusste selbst nichts von der Party, bis ich bei Merlin ankam, und wir haben dich den ganzen Abend immer wieder angerufen   …«
    »Ist schon okay«, murmelte ich wenig überzeugend. »Es war doch eine wunderschöne Überraschung und du hast sie verdient.«
    »Mit dir hätte es aber noch mehr Spaß gemacht.«
    Ich versuchte, einen dankbaren Laut von mir zu geben, aber er klang eher wie das Röcheln einer strangulierten Katze. »Merlin war den ganzen Abend unglücklich, weil er nicht wusste, was er tun sollte.«
    »Wirklich?« Das machte es mir etwas leichter, denn die Vorstellung, dass Merlin sich ohne mich amüsiert haben könnte, war schmerzlicher als alles andere.
    Nats Handy piepste, sie griff danach und checkte ihre Nachrichten.
    »Tut mir leid, dass ich deinen Anruf heute nicht gehört habe«, sagte sie entschuldigend. »Und hier kommt eine SMS von Gen.«
    Ich zog eine Grimasse, aber Nat war so in ihre SMS vertieft, dass sie es nicht bemerkte.
    »Aha   … sie schreibt, sie hat die Fotos von der Party schon bei Facebook hochgeladen.«
    Ich musste masochistische Tendenzen haben, denn als Nat leicht schwankend ihr Bett verließ, um den Computer einzuschalten, verabschiedete ich mich nicht etwa, sondern stellte mich mit eingefrorenem Lächeln hinter sie. Widerwillig musste ich mir eingestehen, dass die Fotos super waren   – nicht wie die gängigen Aufnahmen, auf denen man den Mund zu einem ›cheese‹ verzog, blöd in die Kamera grinste oder albern poste. Genevieve musste sich quasi unbemerkt von einer Stelle zur anderen bewegt haben, um Atmosphäre und Stimmung der Party einzufangen. Zwei Fotos gefielen mir am besten: das von Nat, auf dem sie mit geschlossenen Augen die Kerzen auf ihrem Geburtstagskuchen ausblies, und eins von dem nächtlichenZeltdach, das von sich wiegenden hohen Eichen eingefasst und von Lichterketten angestrahlt war. Erleichtert stellte ich fest, dass kein einziges Foto von Genevieve darunter war, da sie hinter der Kamera gestanden hatte.
    »Wow   … die sind ja richtig gut«, flüsterte

Weitere Kostenlose Bücher