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Besessene

Besessene

Titel: Besessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hayes
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besorgt, dass es mich reizte. »Aber es ist ihm wichtig, dass du nicht denkst, dass er sich   …
unehrenhaft
verhalten hat.«
    Ich legte den Kopf auf den Tisch und brach in zynischesGelächter über ihre Wortwahl aus. »Du kannst Sir Lancelot ausrichten, dass seine Ehre unversehrt geblieben ist   … und seiner Guinevere natürlich auch.«
    Wir gingen langsam zum College zurück, und als wir die Treppe erreichten, sahen wir sie. Wie in einem Film, den man auf Zeitlupe geschaltet hat, entfalteten sich die beiden Hand in Hand die Stufen hinaufgehenden Gestalten   – Einzelbild für Einzelbild. Es war ein heiterer Wintertag und mir kam es vor, als ob die beiden alles überstrahlten. Die Studenten, die sich in ihrer Nähe aufhielten, unterbrachen sich bei dem, was sie gerade taten, um die beiden anzustarren   – zwei glückliche, wunderschöne Menschen, denen die Welt zu Füßen lag.
    »Die beiden sind ein hübsches Paar«, gelang es mir zu sagen, da ich die Situation entschärfen wollte. Zwei Arme hakten mich unter und ich biss die Zähne zusammen. »Los kommt, bringen wir’s hinter uns!«
    Wir gingen etwas schneller, um die beiden einzuholen. Merlin bemerkte mich zuerst und wäre fast gestolpert, denn wir wechselten einen diffusen Blick und fast hätte er Genevieves Hand losgelassen, aber sie umklammerte seine nur noch fester.
    Ich hatte keine andere Wahl, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen. »Ich habe gerade von der guten Nachricht erfahren.«
    »Danke, Katy«, murmelte Merlin, sah mich jedoch dabei nicht an, was es mir leichter machte.
    »Danke, Katy«, wiederholte Genevieve und zum ersten Mal gelang es mir nicht, zu erkennen, was sich in ihren Augen widerspiegelte   – war es Wut, Triumph oder die fürsie typische drohende Haltung? Da fiel mir der Anhänger wieder ein und ich fragte mich, ob die Verbindung zwischen uns nun abgebrochen war.
     
    Nach dem College gelang es mir, mich davonzuschleichen, ohne dass mich Nat und Hannah sahen, und ich entschied mich auf dem Heimweg für meine Lieblingsstrecke. Während der letzten Wochen hatten sich Hecken und Bäume in ein Arrangement von Stöcken und Zweigen verwandelt, das von einer kahlen Schönheit war. Ich betrachtete die Reihe nebeneinanderliegender Terrassen und plötzlich kam mir, dass schon in einer Woche in jedem dieser Häuser Christbaumlichter glitzern würden; schnell versuchte ich, den Gedanken an Merlins Haus mit all dem Weihnachtsschmuck, den seine Mutter selber machte, zu verdrängen. Dem Weihnachtsschmuck, den ich jetzt nie mehr zu Gesicht bekommen würde. Statt meiner würde jetzt Genevieve dort Weihnachten feiern und das ganze romantische Drumherum gemeinsam mit Merlin erleben.
    Ich war nicht einmal überrascht, als ich hinter mir eine spöttische Stimme rufen hörte   – in gewisser Weise hatte ich es fast erwartet. »Ach, die arme Katy! Hier geht sie immer, wenn sie traurig ist und ganz für sich allein sein möchte.«
    Ich drehte mich nicht um, aber mein Herz wurde schwer bei der Aussicht auf einen erneuten Zusammenstoß mit ihr.
    »Warum sollte ich denn traurig sein, Genevieve?«
    »Weil Merlin dich jetzt nicht mehr liebt.«
    »Meinen Glückwunsch«, sagte ich. »Du wolltest ihn haben und du hast ihn bekommen.«
    »Und? Glaubst du immer noch, dass du ihn ausrangiert hast?«, fragte sie vergnügt. »Dass er dir überhaupt jemals gehört hat?«
    »Natürlich.«
    »Dann werde ich mal deine Seifenblase platzen lassen.«
    Sie ging jetzt, besser: hüpfte rückwärts vor mir her und zwang mich, langsamer zu gehen. Ich sah sie schon im Geiste stolpern, doch sie schien jede Unebenheit und jede Bodendelle auf dem Weg vorherzusehen. Geziert streckte sie die Hände aus und machte wie in einer Pantomine wellenförmige Bewegungen, als illustriere sie die Handlung der Geschichte.
    »Er war von Anfang an mit mir zusammen, Katy. Mach dir nichts vor, dir hat er nie gehört.«
    »Merlin hat mich nicht betrogen, das hätte ich sofort gemerkt.«
    »Ach Katy! Er wusste es ja selber nicht, er hat sich nur etwas vorgemacht   … erst seine Leinwand hat die Wahrheit ans Licht gebracht.«
    »Ach ja, das Bild«, antwortete ich ohne jeden Ausdruck in der Stimme und fragte mich, wie ich mir hatte einbilden können, dass Genevieve es nicht gesehen hatte.
    »Ist es nicht wunderbar?« Sie lachte unvermittelt und ihr Gelächter schreckte einen Schwarm Vögel auf, der sich aus einem Baum nach oben in die Luft erhob.
    »Das Mädchen auf dem Bild bin ich.«
    »Du

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