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Besessene

Besessene

Titel: Besessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hayes
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noch für den Weihnachtsball.«
    »Sie wird kein Kleid brauchen«, sagte Nat schnell und errötete. »Ich   … ich meine   … sie wird sich doch wahrscheinlich selbst eins nähen.«
    »Kann es sein, dass du uns vielleicht irgendwas verschweigst?«, fragte Hannah provozierend.
    »Nein   … nein, ehrlich nicht.«
    »Ich kenne dich jetzt schon seit dem Kindergarten«, sagte sie frotzelnd. »Komm, raus damit.«
    Nat verlor plötzlich das Interesse an ihrer Pizza und schob mürrisch den Teller von sich. Dann trank sie ersteinmal einen großen Schluck von ihrer Cola, bevor sie antwortete. »Ich hab ihr versprochen, nichts zu sagen.«
    Hannah zeigte erst auf mich, dann auf sich selbst. »Aber wir sind doch deine besten Freundinnen. Wir werden niemandem etwas verraten.«
    Nat zögerte noch einen Moment, aber ich hatte das Gefühl, dass sie schon fast überredet war. »Okay   … es geht um Genevieve. Sie wird wahrscheinlich nicht mehr lange hier sein.«
    Mein Messer rutschte mir vom Teller und fiel laut scheppernd auf den Boden. »Sie wird nicht mehr lange hier sein? Ist das dein Ernst?«
    »Wann hat sie dir denn das erzählt?«, fragte Hannah.
    Nat sah zu Boden, als müsse sie erst nachdenken. »Am   …Wochenende.«
    »Und wie kommt sie dazu?«, stammelte ich.
    »Sie meinte, hier sei es ihr zu langweilig, sie fühle sich wie eingesperrt. Ich glaube gar nicht, dass sie krank ist, sondern einen Plan ausheckt, wie sie von hier verschwinden kann.«
    »Und wohin will sie gehen?«
    Nat antwortete ein wenig wichtigtuerisch: »Sie hat von irgendeinem Ort gesprochen   … an dem es besser sein muss als an jedem anderen, den sie kennt.«
    Ich musste diese Neuigkeiten erst mal sickern lassen. »Und sie hat nicht gesagt, was für ein Ort das sein soll? Im Ausland oder hier?«
    »Nein, hat sie nicht. Aber ich glaube, sie will mit ihrem Rucksack einmal um die Welt trampen und ihren Schmuck verkaufen. Sie denkt zu frei, um es bei uns hier aushalten zu können.«
    Was für ein dramatischer Sinneswandel   – vor Kurzem noch hatte Genevieve mir gesagt, ich dürfe nicht mit Mum wegziehen, und jetzt, ganz plötzlich, wollte sie selber von hier fort, und das schon bald. Vielleicht war es ja das, worauf sie hingearbeitet hatte: genauso schnell von hier zu verschwinden, wie sie gekommen war. Für den Bruchteil einer Sekunde war ich fast neidisch auf das Bild des Freigeists, das Nat von Genevieve entworfen hatte, doch es hielt nicht lange vor.
    »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, Nat   … es kommt so unvermittelt.«
    »Für Genevieve nicht«, betonte Nat. »Sie kann es kaum erwarten, von hier abzuhauen.«
    Hannah runzelte die Stirn. »Und was sagen die Leute dazu, bei denen sie wohnt?«
    »Keine Ahnung. Aber sie meinte, sie würde nicht alleine gehen.«
    Auch wenn es mir schwerfiel, fragte ich nicht nach, wie Genevieve Merlin denn so einfach verlassen konnte, und konzentrierte mich auf meinen Teller. Nach diesen Neuigkeiten schmeckte mir die Pizza noch viel besser, sodass ich nicht nur meine eigene ganz verputzte, sondern auch noch den Rest von Nats. Als sie kurzzeitig auf die Toilette verschwand, warf mir Hannah einen vielsagenden Blick zu.
    »Das ist ja mal eine Überraschung, Katy, oder?«
    »Absolut«, erwiderte ich trocken.
    Hannah verdrehte die Augen. »Ich weiß überhaupt nicht, ob ich das glauben soll. Genevieve ist super   … aber eben auch ein bisschen unberechenbar.«
    Ich seufzte. Ich war so von meiner Hoffnung geblendet gewesen, dass ich gar nicht auf die Idee gekommen war, dass Genevieve gelogen haben könnte. »Vielleicht will sie ja, dass wir es rauskriegen, weil   … es nur ein Scherz ist.«
    »Nat hat ihr jedenfalls geglaubt«, gab Hannah zu bedenken. »Wie auch immer… besonders witzig ist der Scherz nicht gerade, oder?«
    In kürzester Zeit hatte sich meine Freude in Verzweiflung verwandelt. Ich kreuzte die Finger an beiden Händen, versteckte sie schnell auf dem Rücken, als Nat zurückkam, und betete still vor mich hin, dass wahr sein möge, was Nat erzählt hatte. Wir verließen die Pizzeria und machten uns durch die Menschenmenge, die die Fußwege verstopfte, auf den Weg zur Bushaltestelle. Wir kamen an dem Wohltätigkeitsladen vorbei, in dem Genevieve und ich zusammen gewesen waren und dessen Schaufenster neu dekoriert war. Dort standen jetzt zwei Schaufensterpuppen in hässlichster Weihnachtskluft   – ein goldbesetztes Kleid mit Puffärmeln und eine schwarze Samtkreation mit einem

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