Besitze mich! (Band 1)
kommen. Ich lächelte, als wollte ich meinem Kunden seinen Weitblick bestätigen, aber seine Reaktion machte mir auch deutlich, wie sehr Adrien Rousseau doch zu einem anderen Kaliber von Mann gehörte, gefährlich für all jene, die nicht wie er über eine magische Anziehungskraft verfügten.
Ich schlug ihm eine Anthologie von erotischen Texten bekannter Schriftsteller vor: Choderlos de Laclos, Apollinaire, … Mein Kunde war angetan. Zudem begriff er, dass ich nicht weiter über dieses Thema diskutieren würde, denn mit ihm vergeudete ich meine Zeit, die Zeit, in der ich das augenblickliche Objekt meiner Faszination beobachten konnte.
„Ich überlasse Sie wieder Ihrem hohen Gast“, sagte er zu mir. „Dieser Mann muss Kräfte besitzen, die über die Literatur weit hinausgehen“, meinte er schelmisch, als er ging. Er war charmant, präzise in seinen Analysen, aber ich beendete diesen Austausch durch ein Lächeln und verschwand schnell, um an Adriens Seite zurückzukehren.
Ich hatte es geahnt. Ich hätte nicht weggehen dürfen ... Es war etwas passiert. Adrien Rousseau war nicht mehr da, ich sah ihn, wie er mit einer Frau ins Lager ging. Sie schien ihn gut zu kennen, offenbar war sie keine unbedeutende Leserin. Sie war überaus elegant und beherrschte, wie Adrien, perfekt die Kunst ihrer äußeren Erscheinung. Die Frau, die den schönen Schriftsteller begleitete, war groß, rothaarig und trug ein hautfarbenes Kostüm mit exakt dazu passendem Schmuck: eine lange Halskette, die über ihr Dekolleté hing, und ein farbiges Edelsteinarmband, das ihr filigranes Handgelenk betonte. Ich fragte mich, was die beiden wohl verband, und vor allem, was sie wohl dort unten während der Signierstunde im Lager machen würden, während die Leserinnen die ganze Zeit warteten. Nur eins stand für mich fest: Diese Frau war offensichtlich vom selben Kaliber wie Adrien Rousseau.
4. Eine Frage der Korrektur
Meine Neugier war entfacht. Ich musste mehr darüber in Erfahrung bringen. Warum war Adrien gegangen, ohne mir Bescheid zu sagen? Wegen dieses verfluchten Kundens. Adrien hatte mich vielleicht gesucht. Aber wann würde er wieder nach oben kommen? Ich servierte Champagner und kündigte den Kunden der Buchhandlung eine kleine Pause an. Adrien würde wiederkommen, verkündete ich. Jedenfalls hoffte ich das. Ich fragte Paul, ob er mich einen Augenblick vertreten und darauf achten würde, dass es an nichts fehlte. Es gab genügend Champagner und Gebäck, um sie zu beschäftigen, also ging ich nach unten. Doch was bekam ich dort zu Gesicht, versteckt zwischen Bücherkartons! Die rothaarige, niedergeschlagene Frau flehte Adrien an ...
„Ich bitte dich, Adrien, ich werde vorsichtiger sein und besser aufpassen. Bitte, lass uns weitermachen. Ich bitte dich um Verzeihung ... Bitte, Adrien.“
„Lisa, ich habe dir bereits gesagt, dass ich nicht mehr so nachsichtig mit dir sein kann. Du hast mein Vertrauen missbraucht, ich möchte, dass du gehst, ich brauche dich nicht mehr, du entsprichst nicht mehr meinen Anforderungen. Zig Frauen wären zu allem bereit, um an deinem Platz zu sein. Und diesen Platz hast du nicht wertgeschätzt. Du verdienst ihn nicht. Jedenfalls nicht mehr. Es ist vorbei, Lisa.“
Um was für eine Verbindung handelte es sich? Ich streckte ein wenig den Kopf, um das, was ich hörte, mit einem Bild verbinden zu können.
„Ich kann nicht mit Leuten wie dir zusammenarbeiten, die die Sachen nur halb machen, mit einer Oberflächlichkeit, die ich verachte. Man hat mir gesagt, dass du eine hervorragende Korrektorin wärst, aber du hast Fehler gemacht. Ich liebe eine perfekt ausgeführte Arbeit und habe keine Nachsicht für jene Freiheiten, die du dir bei mir genommen hast. Eine Korrektorin hat sich keine Freiheiten gegenüber ihrem Autor zu nehmen, der ihr vollkommener Gebieter ist. Was du getan hast, ist inakzeptabel. Nichts wird meine Meinung ändern können. Verschwinde von hier. Ich will dich nie wieder sehen. Du hast mein Werk nicht respektiert, du existierst nicht mehr für mich.“
Mit einem finsteren Blick fixierte Adrien Rousseau Lisa, diese Frau, die vorher so imposant wirkte, schien nun neben ihm so zerbrechlich und unterwürfig.
„Ich werde tun, was du verlangst, Adrien, ich verspreche es dir. Gib mir noch eine Chance. Ich möchte bei dir bleiben, ich meine, in deiner Nähe, in Kontakt mit deinen Worten. Ich kann ohne sie nicht leben. Ich liebe es, bei dir zu sein, ich werde alles dafür tun, dass du mich nicht
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