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Besitze mich! (Band 1)

Besitze mich! (Band 1)

Titel: Besitze mich! (Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Brooks
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unsicher, um diese Texte an irgendeine Redaktion zu schicken. Die einzigen Leser waren meine One-Night-Stands gewesen oder die Barchefs, bei denen ich angestellt war und die es amüsant fanden, dass ihre Bardame leidenschaftlich gerne schrieb. Diese Leidenschaft sollte mich alsbald noch in gänzlich unerwartete Bereiche führen.
    Die Nacht vor meinem ersten Tag in der Buchhandlung
Des Sens
hatte ich kaum geschlafen. Ich musste noch bis zum Ende des Monats bei Rose arbeiten, in einer Bar in Pigalle, in der ich zu der Zeit beschäftigt war. Die Geschäftsführerin, also Rose, wohnte schon immer in dem Viertel und Pigalle schien ihr zu gehören. In ihrem Gesicht konnte man die schlaflosen Nächte sehen, aber auch viele andere Sachen, die ihr Leben wesentlich beeinflusst haben mussten. Ich konnte nicht einschätzen, wie alt sie war. Rose jagte mir beinahe Angst ein, denn ihre Augen konnten in die von Alkohol und nächtlichen Ausschweifungen durchtränkten Seelen hineinsehen. Rose stellte mir oft Fragen über mein Leben, ich antwortete nur mit einem vagen Schulterzucken und Lächeln. Sie streichelte mir danach immer über die Wange oder die Taille, wobei ich mich unwohl fühlte. Rose begnügte sich nicht mit ihren leichten Berührungen, man hatte den Eindruck, sie wollte immer mehr, bis sie in meine Seele eindringen würde. Und ich spürte bereits seit dem ersten Tag, ohne wirklich zu wissen weshalb, dass ich ihr Interesse weckte, sogar mehr als das, doch war mir die Natur dessen nicht klar oder vielleicht wollte ich es auch gar nicht wissen. Ich kreuzte oft ihren Blick und nahm ihre eindeutigen Bewegungen mir gegenüber wahr, wenn sie sich näherte, um mir den Kassenschlüssel zu geben, oder wenn sie darauf bestand, mir beim Tragen großer Flaschen zu helfen. Rose war nie weit weg und sah mich stets prüfend an, auch wenn ich das große Vertrauen spürte, das sie mir entgegenbrachte. Es lag kein Misstrauen in ihrem durchdringenden und scharfen Blick, es war etwas anderes. Es war Verlangen. Das begriff ich im Laufe der Monate und es beunruhigte mich immer mehr, auch wenn ich die sexuelle Neigung von Rose nicht kannte und über deren Liebesleben niemand etwas Genaueres wusste, auch wenn man ihr die außergewöhnlichsten Pariser Abenteuer nachsagte. Rose wäre verheiratet gewesen und hätte zusammen mit einem Transsexuellen gelebt, einem berühmten Modefotografen ... Alles schien in ihrem Leben möglich zu sein.
    Als ich ihr ankündigte, dass ich die Bar verlassen würde, schien sie sehr überrascht und ziemlich verärgert zu sein. Sie sagte mir, dass ich sie in eine schwierige Lage bringen würde. Dass ich sie verraten würde. Ihre Reaktion überraschte mich, ihre Bestürzung hatte ich keineswegs erwartet, da sie immer so stark wirkte. Wie ein Fels, ein unzerstörbares Wesen, das nichts erschüttern konnte ... Ich hatte mich getäuscht.
    „Wir reden noch mal, wenn geschlossen ist“, sagte Rose zu mir.
    „Wie Sie möchten“, entgegnete ich, ziemlich erschrocken darüber, was für eine Wendung eine solche Unterhaltung nehmen konnte. Ich tauschte mich für gewöhnlich kaum mit ihr aus. Seit einem Jahr arbeiteten wir Seite an Seite, aber ich vermied mehr und mehr Gespräche unter vier Augen mit ihr. Wenn ich fertig war, verschwand ich schnell, und unbewusst richtete ich es auch immer so ein, dass ein Kunde oder ein Stammgast aus dem Viertel zwischen uns war. Das kostete mich im Übrigen viel Energie.
    Die letzten Kunden ließen sich mit dem Gehen Zeit. Ich führte die letzten Handgriffe des Abends in Zeitlupe aus und erledigte die abschließenden Reinigungsarbeiten sehr sorgfältig, um das gefürchtete Gespräch so weit wie möglich hinauszuzögern.
    „Willst du einen Drink?“, fragte mich Rose.
    Eine seltsame Frage, denn Rose wusste, dass ich nie trank, wenn ich arbeitete. Ich kam immer mit dem Alkoholgestank nach Hause, wollte aber vor dem Schlafen noch etwas schreiben, egal wie spät es war, und das erste, was ich bei meiner Rückkehr tat, war mich ausgiebig zu duschen, um wieder sauber und frisch zu sein, wie der neue Tag, der langsam Gestalt annahm.
Obwohl ich nicht wusste warum, nahm ich das Glas Gin an, das Rose mir hinstellte. Mit dem Glas signalisierte sie mir, dass ich jetzt etwas Starkes brauchen würde.
    „Setz dich zu mir, Alice.“
    Ich gehorchte.
    Das Glas Gin, das ich auf Ex geleert hatte, wirkte augenblicklich entspannend. Ich suchte nach einer Aufgabe, nach einem letzten Glas, das abgeräumt werden

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