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Besser verhandeln - Das Trainingsbuch

Titel: Besser verhandeln - Das Trainingsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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viele Dinge erst so spät? Jetzt überblickte ich die Zusammenhänge. Es war meine Schuld. Nellie hatte immer recht gehabt. Ich drückte ihren Kopf an meine Brust, ihr konnte, ihr durfte nichts geschehen! Sie war doch meine ganze Welt. Ich schloß die Augen und begann zu beten. Tränen flossen mir über die Wangen. »Bitte, lieber Gott. bitte.«
    Ich lief in dem kleinen Wartezimmer des Krankenhauses nervös auf und ab. Mir schien es, als wäre ich nicht einige Stunden, sondern bereits tagelang hier. Ich steckte eine frische Zigarette in den Mund und versuchte sie anzuzünden. Ich zerbrach drei Streichhölzer, ehe Zep schließlich eines anzündete und an meine Zigarette hielt. Ich sah ihn dankbar an. Ich weiß nicht, was wir an diesem Tag ohne ihn angefangen hätten. Er war den ganzen Tag über bei Nellie gewesen, hatte sie beruhigt und ihr geholfen. Und jetzt war er hier bei mir. »Danke, Zep«, murmelte ich. Erschöpft ließ ich mich zwischen meinem Vater und Zep in einen Sessel fallen. »Der Arzt ist schon schrecklich lang bei ihr«, sagte ich.
    Zep sah mich mit tiefem Verständnis an, er wußte, wie mir zumute war. »Mach dir keine Sorgen, Danny«, sagte er und klopfte mir unbeholfen auf die Schulter, »sie wird bestimmt bald wieder ganz okay sein. Der Arzt hat gesagt, daß sie eine Chance hat, und ich kenne meine Schwester - sie ist zäh! Sie wird bestimmt durchkommen.« So stand es. Sie hatte eine Chance. der Arzt hat's gesagt. Sie hatte eine Chance. Ich mußte mich an diesen Gedanken klammern, sonst wäre ich verrückt geworden - restlos und unwiderruflich verrückt. Den ganzen Weg ins Krankenhaus mußte ich immer nur daran denken, während ich neben ihr im Ambulanzwagen saß, ihre eiskalte schlaffe Hand in der meinen, und wir mit heulender Sirene durch die Straßen rasten.
    Sie hatte innere Verletzungen erlitten. Das Kind hatte seine Lage verändert, wie der Arzt sagte, sie fühlte einen starken
    Druck und blutete aus einer inneren Wunde. Aber das wußte man bereits, wenn man in ihr blutleeres Gesichtchen sah.
    Man hatte sie rasch und geschickt auf ein schmales weißes Rollbett gelegt und unverzüglich in den Operationssaal gefahren. Ihre Augen waren noch immer geschlossen, sie konnte mich nicht sehen. Leises Stöhnen drang durch ihre blassen Lippen. Und dann war sie hinter den weißen Türen verschwunden, und ich. ich mußte warten.
    Das war vor mehr als zwei Stunden gewesen, und ich wartete noch immer. Wir warteten alle. Ich blickte zu ihrer Mutter hinüber, die am Fenster saß und nervös ihr Taschentuch zerknüllte. Ihre Augen waren vom Weinen verschwollen, und sie hörte meiner Mutter zu, die versuchte, sie ein wenig zu trösten. Sie hatte zu mir kein Wort gesagt, aber ich wußte, sie gab mir die Schuld an dem, was Nellie zugestoßen war. Und irgendwie hatte sie auch recht. Dennoch. wäre Sam nicht gewesen, dann wäre all das nicht passiert. Draußen auf dem Korridor näherten sich jetzt Schritte. Mimi kam mit besorgter Miene auf mich zu. »Danny, was ist geschehen?« Ich antwortete nicht. Meine Augen waren starr auf Sam gerichtet, der hinter ihr eingetreten war. Auf seinem Gesicht lag ein fremder, gequälter Ausdruck. »Was suchst du hier?« schrie ich ihn an. »Dein Vater hat angerufen und uns erzählt, daß Nellie einen Unfall hatte. Und da Mimi zu aufgeregt war, um selbst zu fahren, hab ich sie hergebracht«, erklärte er.
    Ich stand langsam auf und fühlte, wie meine Beine vor Wut zitterten. Mein Mund war plötzlich ganz trocken. »Bist du nun endlich zufrieden?« fragte ich mit rauher Stimme, »ist jetzt alles so, wie du's wolltest?«
    In seinen Augen stand ein merkwürdig beschämter Ausdruck. »Danny, das hab ich bestimmt nicht gewollt«, erwiderte er leise. Ich sah ihn einen Augenblick starr an, dann brach die aufgespeicherte Wut aus mir hervor und ich stürzte mich mit drohend geschwungenen Fäusten auf ihn. Ich traf ihn mitten aufs Kinn, und er stürzte rücklings zu Boden. Der Krach hallte in dem kleinen Raum, als ich mich wieder auf ihn stürzte.
    Zwei Hände hielten meine Arme fest, und ich hörte, wie Mimi auf mich einschrie. Verzweifelt versuchte ich meine Arme loszureißen. Ich wollte ihn mit eigenen Händen töten. Dann begann ich zu weinen. Er hätte die ganze Sache ebensogut zugeben können. Auf einmal hörte ich die Stimme des Arztes. »Mr. Fisher!« Sam war im Augenblick vergessen, ich drehte mich um und hielt den Arzt an seinem Mantelaufschlag fest. »Wie geht's ihr, Herr Doktor?«

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