Besser
der Stadt, ganz offensichtlich. Wir sind das, was wir trotz unseres Schicksals sind und tun, wir sind das, was wir aus uns machen. Ich bekomme eine nette Mail von Adam, in der er etwas skeptisch fragt, ob ich mir ganz sicher sei: ja, bin ich. Wir sind, wie wir lieben. Und wen wir lieben. Ich bestelle mir bei Amazon eine Laufhose und eine atmungsaktive Fleecejacke. Keiner straft einen, man bestraft sich meistens selbst. Und für die Kinder alle Folgen «Pan Tau» und einen Bobbycar für Adile und «Moonstruck» für Astrid und für Adam die neue Leonard-Cohen- CD . Mir ist Cohen wurscht, aber Adam, dieses Mädchen, liebt ihn. Die Vergangenheit ist vergangen. Ich google die Züge nach Linz und an einen Ort nicht weit davon. Jeder ist verletzt. Ich lehne mich in meinem Schreibtischstuhl zurück und schaue ungefähr fünf Minuten durch die riesigen Fenster in den brüllend blauen Himmel hinein. Jeder hat sein Geheimnis. Oder zwei. Dann tippe ich meinen Code ins iPhone ein, 3993 , und schicke ihm eine Nachricht. Ich lese die Nachricht noch einmal, und dann stecke ich mein iPhone in das weiße Lautsprecherding und stelle Scott Matthews auf Repeat. «Make it beautiful now». Ja, mach es schön jetzt, mach es besser. Ich beginne, die alten Zeitungen in kleine Fetzen zu reißen. Es dauert länger als eine halbe Stunde, bis mein Telefon zwitschert, es dauert genau dreiunddreißig und nochmal sechs Minuten, aber dann zwitschert es. Als ich seinen Namen auf dem Display lese, W, fällt mich die Erleichterung an wie ein tollwütiger Hund. Ich nehme das iPhone aus dem Lautsprecherding und lasse es noch einmal klingeln, und ich lese noch einmal seinen Namen, und dann schiebe ich den grünen Pfeil nach rechts und sage hei.
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Über Doris Knecht
Doris Knecht, geboren 1966 in Vorarlberg, war stellvertretende Chefredakteurin des Wiener Stadtmagazins «Falter» und Kolumnistin des Schweizer «Tages-Anzeigers». Für den «Kurier» schreibt sie die tägliche Kolumne «Knecht», für den «Falter» wöchentlich eine Familienkolumne, in der Wiener «rhiz-bar» legt sie regelmäßig als DJane auf. «Gruber geht» (2011), ihr erster Roman, wurde ein Überraschungserfolg und stand auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis. Doris Knecht lebt mit ihrer Familie in Wien und im Waldviertel.
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Über dieses Buch
Antonia Pollak hat ein Leben, von dem viele träumen – ihr Mann Adam trägt sie und die beiden Kinder auf Händen, man leistet sich, worauf man Lust hat, hat Freunde mit interessanten Jobs, alles läuft in festen Bahnen. Doch Toni Pollak hat auch ein paar Geheimnisse, von denen ihr Liebhaber noch das kleinste ist. Zu ihrer Mutter hat sie jeden Kontakt abgebrochen, und als junge Frau kannte Toni die falschen Leute, was sie fast vergessen hat – bis eines Tages ein Mann von früher auftaucht. Während der ökohedonistische Alltag weiterläuft, wächst in Toni die Angst, die Vergangenheit könne sie einholen …
Doris Knecht schickt ihre Heldin, die immer das Gefühl hat, gar nicht in ihr schönes Leben zu passen, durch Feuerproben, in denen sie alles zu verlieren fürchtet und langsam ein paar Dinge zu begreifen beginnt. Und wie nebenher porträtiert Doris Knecht mit unbestechlichem Blick unsere Zeit, ihre Typen und Lebensentwürfe. Ein verteufelt ehrliches Buch über das Dasein und die wahrhaften Lügen, die es zusammenhalten – und ein ebenso schwarzer wie komischer Roman über das richtige Leben im falschen.
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Impressum
Rowohlt Digitalbuch, veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, März 2013
Copyright © 2013 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages
Umschlaggestaltung: ANZINGER WÜSCHNER RASP, München
Foto-/Illustrationsnachweis: plainpicture/Hollandse Hoogte/Iris Loonen
Schrift DejaVu Copyright © 2003 by Bitstream, Inc. All Rights Reserved. Bitstream Vera is a trademark of Bitstream, Inc.
ISBN Buchausgabe 978-3-87134-740-5 (1. Auflage 2013)
ISBN Digitalbuch 978-3-644-11311-4
www.rowohlt-digitalbuch.de
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