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Black Box

Black Box

Titel: Black Box Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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Vorwort
    Moderne Horrorgeschichten sind nicht immer subtil. Die meisten Schriftsteller, die ihren Lesern den Schlaf rauben wollen, stürzen sich direkt auf die Halsschlagader und vergessen dabei, dass die gefährlichsten Raubtiere auf leisen Pfoten jagen. Natürlich ist es nicht dezidiert falsch, es auf die harte Tour zu versuchen, aber wirklich talentierte Autoren haben mehr als einen Kniff auf Lager.
    Nicht alle Erzählungen in dem Band, den Sie in Händen halten, sind Horrorgeschichten im üblichen Sinn – manche behandeln das Übernatürliche mit einer gewissen Wehmütigkeit, andere sind einfach nur düster, und einer Story geht sogar jede Garstigkeit ab, ja, sie ist eigentlich ziemlich nett. Aber sie sind alle sehr subtil. Joe Hill ist ein ausgesprochen hinterlistiger Autor: Selbst wenn er von einem Jungen erzählt, der sich in ein riesiges Insekt verwandelt, ist er subtil. Und wann kann man das schon einmal von einem Schriftsteller sagen?
    In einer Anthologie mit dem Titel »The Many Faces of Van Helsing«, herausgegeben von Jeanne Cavelos, bin ich zum ersten Mal auf den Namen Joe Hill gestoßen. Ich hatte auch eine Geschichte in diesem Band, aber ich muss zugeben, dass ich mir keine der anderen näher angesehen hatte, als ich zu einer Signierstunde im Pandemonium, einer Buchhandlung in Cambridge, erschien. Neben Thomas F. Monteleone, Jeanne und mir war auch Joe Hill dort.
    Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch kein einziges Wort von ihm gelesen, doch im Laufe des Tages wuchs mein Interesse an ihm immer mehr. Denn wie sich herausstellte, begeisterte sich Joe Hill zwar für Horrorgeschichten, aber eben nicht nur. Er hatte Geschichten in »literarischen« Zeitschritten veröffentlicht (und ich gebrauche diesen Begriff so frei, dass er mir fast davonläuft) und Preise dafür bekommen. Trotzdem kehrte er immer wieder zur Horrorliteratur zurück.
    Was – davon werden Sie sich gleich selbst überzeugen können – ein Glück ist.
    Natürlich hätte ich mir bestimmt irgendwann die Zeit genommen, »The Many Faces of Van Helsing« zu lesen, doch es war vor allem meiner Begegnung mit Joe Hill zu verdanken, dass ich das Buch ganz oben auf den Stapel legte. Seine Story darin ist eine kühl durchstrukturierte Beobachtung von Kindern, die sich – wie alle Kinder – immer klarer darüber werden, dass ihr Vater nicht vollkommen ist. Ein wenig erinnerte sie mich an den Gruselstreifen Dämonisch, und ich meine das als Lob: »Abrahams Söhne« ist eine hervorragende Geschichte, die einem durch Mark und Bein geht. Ich war so begeistert, dass ich mehr von Joe Hill lesen wollte. Allerdings hatte er bisher ausschließlich Kurzgeschichten veröffentlicht, und die meisten davon in Publikationen, die man nicht unbedingt am Bahnhofskiosk beziehen konnte. Also nahm ich mir vor, künftig verstärkt Ausschau nach seinem Namen zu halten.
    Als mich dann nach einiger Zeit Peter Crowther fragte, ob ich Joe Hills Storysammlung lesen und ein Vorwort dafür schreiben wolle, hätte ich ihm die Bitte eigentlich abschlagen müssen; neben meiner eigenen schriftstellerischen Arbeit und der Familie bleibt mir kaum Zeit für anderes. Doch ich wollte dieses Buch unbedingt lesen. Ich wollte herausfinden, ob Joe Hill wirklich so gut war, wie »Abrahams Söhne« hoffen ließ.
    Nun, er war nicht so gut.
    Er war viel besser!
    Der Titel der Story »20th Century Ghosts« könnte exemplarisch für den ganzen Band stehen, geht es doch in vielen der Erzählungen um Geister in der einen oder anderen Form, während andere die Geschichte des 20. Jahrhunderts reflektieren. In »Der Gesang der Heuschrecken« gelingt es dem Autor, seine Begeisterung für die Science-Fiction- und Monsterfilme der 1950er-Jahre mit der Angst vor der atomaren Bedrohung zu verbinden, von denen diese Filme durchdrungen sind. Das Ergebnis ist ein schwarzer Humor, der den Leser zutiefst berührt.
    »20th Century Ghosts« steht aber auch für den Autor insgesamt. Seine Texte sind von einer Eleganz und Zärtlichkeit, die an eine frühere Epoche, an Joan Aiken und Ambrose Bierce, Richard Matheson und Rod Serling erinnern. In den besten Geschichten überlässt Hill es dem Leser, die jeweilige Szene zu vollenden, mit seiner emotionalen Reaktion das Geschriebene in voller Gänze zu erfassen. Eine Reaktion, die der Autor auf meisterhafte Weise hervorzurufen weiß. Ja, es scheint, dass Hills Geschichten überhaupt erst zusammen mit dem Leser entstehen; sie sind auf seine Komplizenschaft

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