Bestimmt fuer dich
als Verfasser.
Das Schaufenster erlaubte auch einen Blick ins Innere der Buchhandlung, wo sich bereits eine große Schar von Bewunderern versammelt hatte, um brav in einer Schlange vor dem Podium zu warten, bis Herrlichter jedes Exemplar mit seiner Unterschrift veredelte.
Lukas schauderte, als Herrlichter kurzzeitig in seine Richtung schaute und ihm fröhlich zuwinkte. Niedergeschlagen eilte er weiter.
25
Auf seinem Heimweg lag das Haus, in dem sich Rosannas Wohnung befand, keineswegs. Dennoch versuchte Lukas sich einzureden, dass er keinen unnötigen Umweg eingeschlagen hatte, um hier zu landen.
Zudem fand er eine perfekte Entschuldigung für seine Anwesenheit, als er aus Rosannas Briefkasten das Ende einer Zeitung herauslugen sah. Es handelte sich um die heutige Ausgabe, die mit dem Herrlichter-Artikel. Da Lukas nicht dazu gekommen war, Rosanna zu erklären, warum sein Name unter dieser Peinlichkeit stand, sah er nun seine Chance für eine Richtigstellung, wenigstens in ihrem Zeitungsexem plar. Auch wenn er nach seinem Geständnis befürch tete, dass Rosanna ihn für einen Feigling hielt, sollte sie nicht denken, dass er nun völlig den Verstand verloren hatte.
Da die Zeitung im engen Briefkastenschlitz festklemmte, war es kaum möglich, sie herauszuziehen, ohne den Mantelteil einzureißen. Aber daran störte sich Lukas nicht weiter. Eilig blätterte er die Seiten durch bis zu Dominiks Artikel, um dann seinen Kugelschreiber zu zücken und seinen Namen durchzu streichen. Lukas überlegte, beschloss einen Pfeil zum Seitenrand zu malen und dort hinzuschreiben, dass sein Name gegen seinen Willen verwandt worden war und seine ursprüngliche Version Herrlichter als Betrüger entlarvt hatte.
Aber noch während Lukas die Zeitung wieder zusammenfaltete und in den Briefkasten zurückschob, fragte er sich, ob er einen furchtbaren Fehler beging. Müsste Rosanna anhand seines Kommentars nicht zwangsläufig denken, er wollte erneut Kontakt herstellen? Würde sie ihn nicht zumindest anrufen, um sich zu vergewissern, dass er es gewesen war, der sich an ihrer Zeitung zu schaffen gemacht hatte? Dabei fiel es ihm schon jetzt schwer genug, sich von ihr fernzuhalten. Wie konnte er so dumm gewesen sein? Alles, was er mit dem Hinweis auf den wahren Verfasser des Herrlichter-Artikels bewirken würde, wäre ein schreckliches Missverständnis, in dessen Folge er Rosanna erneut zurückweisen müsste, wodurch die gestern zugefügte Wunde noch tiefer einreißen würde.
Lukas beschloss, die Zeitung wieder aus dem Briefkasten zu ziehen und lieber wegzuwerfen. Leider hatte sie sich in dem schmalen Schlitz derart verklemmt, dass die ohnehin aufgerissenen ersten Seiten nun erst recht zerfledderten. Fluchend zerrte Lukas die Zeitung heraus, aber ein Teil riss ab und blieb im Briefkasten zurück – ausgerechnet jener Teil, der auch den Herrlichter-Artikel beinhaltete. Lukas schob seine Finger in den schmalen Zwischenraum und versuchte nach dem Rest der Zeitung zu fischen, bis er die junge Frau bemerkte, die hinter ihm herangekommen war und ihn nun mit befremdetem Gesichtsausdruck beobachtete. Jedenfalls so befremdet, wie es Kiras Pokerface-Mimik erlaubte.
Lukas nickte ihr zu und versuchte so zu tun, als wäre sein Vorgehen nichts Besonderes. Zu seinem Ärger ging Kira jedoch nicht weiter, sondern blieb neben ihm vor der Haustür stehen und sah ihn an wie eine mathematische Gleichung, die sie einfach nicht aufzulösen vermochte.
»Morgen«, sagte Lukas nervös.
Kira antwortete nicht. Ihr Blick fiel auf den herausgerissenen Teil der Zeitung, der inzwischen auf dem Boden gelandet war.
In der Hoffnung, die Neugier der jungen Frau zu stillen, deutete Lukas auf den Briefkasten. »Mir ist da was reingefallen.«
»In den Briefkasten meiner Freundin?«, gab Kira zurück.
Lukas lächelte und versuchte seine Hand aus dem Briefkastenschlitz zurückzuziehen, steckte nun aber selbst darin fest.
»Wer sind Sie?«, wollte Kira nun wissen.
»Auch ein Freund«, sagte Lukas.
»Ich bin Kira.«
»Ah. Hallo.« Reflexartig streckte er seine freie Hand ihr entgegen, die Kira vorsichtig schüttelte. Rosanna hatte Lukas von ihrer jüngeren Kollegin nur wenig erzählt. Er fragte sich, ob sie ihn Kira gegenüber wohl erwähnt hatte.
»Was ist mit der Zeitung passiert?«, fragte Kira.
»Ach, Sie wissen ja, wie das ist. Die Austräger stecken die immer so blöd da rein …«
Kira zuckte die Achseln. »Ich lese nur online.«
»Dann kann Ihnen so was wohl
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