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Bestimmt fuer dich

Bestimmt fuer dich

Titel: Bestimmt fuer dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Rognall
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in ihrem Talar auf dem Kir chenboden und versuchte mit einem feuch ten Tuch einen dunklen Fleck zu entfernen, der auf grund der bunten Muster, welche vom Licht der durch die verzierten Fenster fallenden Nachmittags sonne verursacht wurden, leider schlecht zu sehen war.
    »Was ist denn da passiert?«, fragte Lukas.
    Maren winkte ab. »Ein kleiner Unfall.«
    »Hoffentlich kein Blut.«
    »Nur Rotwein.« Sie zwinkerte Lukas zu, stand auf und rieb sich das Kreuz. Dann stieg sie ein paar fla che Stufen vom Altarbereich herunter und bot Lukas an, sich gemeinsam in die erste Reihe der Kirchenbänke zu setzen.
    »Und Sie kennen meine Schwester wie lange?«
    »Zehn, elf …«
    »Monate?«
    »Tage.«
    Maren sah ihn fragend an.
    »Ich weiß«, sagte Lukas. »Und ich muss dazu sagen, dass ich mich gestern von ihr getrennt habe.«
    Maren musterte ihn weiter, sagte aber nichts.
    »Deshalb muss ich genau wissen, was sie damals getan hat. Weil ich natürlich Angst habe, dass sie … es wieder tun wird. Und da sie nicht die Tür aufmacht, nicht ans Telefon geht und niemand weiß, wo sie ist … Verstehen Sie?«
    Maren deutete vielsagend zu den Kirchenfenstern empor und sah ihn an. »Wollen wir das vielleicht woanders besprechen?«
    »Glauben Sie, nur hier hört jemand mit?«
    Maren lachte. »Ich kann Sie beruhigen«, sagte sie dann. »Meine Schwester hat damals nicht versucht, sich umzubringen.«
    Lukas atmete ein wenig auf. »Was hat sie dann getan?«
    Marens Blick ging wieder zu den bunten Fenstern hinauf. »Sie war … zwölf. Auf dem Weg in die Pubertät, aber vom Gemüt her noch eher kindlich, verstehen Sie? Und sie war schon frühzeitig sehr religiös. Kein Wunder. Unser Vater war ja bereits Pastor. Und sehen Sie mich an.« Sie zupfte am Ärmel ihres Talars.
    »Das heißt …«
    »Rosanna ist in dem Bewusstsein groß geworden, dass alles einem göttlichen Plan folgt. So ging’s mir natürlich auch. Aber anders als meine kleine Schwester war ich nie so …«
    »Kritisch?«
    Maren schüttelte den Kopf. »Gläubig.«
    Lukas starrte die Pastorin an.
    » Übertrieben gläubig«, verbesserte sie. »Anders ausgedrückt: Ich habe nie wirklich das Gefühl gehabt, ich könnte mich mit Gott unterhalten.«
    Lukas spürte, wie sich sein Hals zuschnürte, während seine Gedanken vorschnelle Schlüsse zogen.
    »Mein Vater genauso wenig. Deshalb haben wir es auch nie ernst genommen, wenn Rosanna davon erzählt hat. Wir hielten es für eine Reaktion auf Mamas Tod. Da meine Schwester ohne Mutter aufwuchs, suchte sie sich eben einen Ersatz.«
    »Wann ist Ihre Mutter denn gestorben?«, fragte Lukas.
    »Kurz nach Rosannas Geburt.« Maren zögerte und sah Lukas an, als wollte sie sich vergewissern, dass es richtig war, ihm alles zu erzählen. Sie kam offenbar zu dem Schluss, dass sie ihm vertrauen konnte. »Das mit den Gesprächen ging ungefähr los, als meine Schwester vier Jahre alt war. Und es hörte auf, als sie zwölf wurde.«
    »Warum hörte es auf?«
    »Genau das konnte Rosanna auch nicht verstehen. Aber von einem Tag auf den anderen – tote Leitung.« Maren zuckte mit den Schultern. »Wie gesagt, als Rosanna klein war, haben wir über ihre Zwiegespräche selten bis gar nicht gesprochen. Mein Vater und ich hatten es nahezu vergessen, bis sie plötzlich erzählte, dass Gott ihr nicht mehr antwortete. Wir hielten es für einen Scherz. Bis uns klar wurde, dass meine Schwester wirklich traurig war. Tief unglücklich. Sie fühlte sich verlassen, furchtbar einsam. Hoffnungslos. Deshalb hat sie versucht, eine Antwort zu erzwingen.«
    Lukas sah sie angespannt an. »Aber Sie sagten doch, sie hätte nicht –«
    Maren lächelte. »Meine Schwester hat sich auch nichts angetan. Sie hat nur … etwas herausgefordert.«
    »Und was?«
    Maren stand auf und bedeutete ihm, ihr zu folgen.

    Hinter der Kirche erstreckte sich eine breite Wiese mit vereinzelten Bäumen, die in einen Wald übergingen.
    »An jenem Tag ist Rosanna in diese Richtung gelaufen. Es hat furchtbar geregnet, richtig gestürmt und gewittert. Wir hatten sie gewarnt: Bleib hier! Geh jetzt nicht da raus. Aber sie wollte nicht hö ren.«
    Lukas sah Maren an. »Sie meinen –«
    Sie nickte. »Ein Blitz hat sie getroffen.«
    Lukas musste schlucken. Sein Herzschlag beschleunigte sich. »Und sie hat unverletzt über lebt …«
    »Von wegen«, widersprach Maren. »Sie hatte starke Verbrennungen. Beim Hinfallen ist sie auch noch mit dem Kopf auf eine Baumwurzel geschlagen, was eine schwere

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