Bestimmt fuer dich
schon was anderes finden.«
»Wenn du unbedingt willst«, gab Eva zu bedenken. »Aber eigentlich bist du hier weiterhin willkommen.«
»Ha, ha, ha …«
»Ich meine es ernst.«
»Weil ich preiswert bin, kein festes Gehalt beziehe und keine Sozialleistungen?«
»Das auch. Darüber hinaus hast du einen gewissen Ruf.«
»Ach, lohnt es sich neuerdings, schwierig zu sein?«
»Es lohnt sich, etwas von seinem Handwerk zu verstehen. Und wenn du deine blasierte Spätpubertät nicht so oft heraushängen lässt, wird man dich, wie man mir sagte, garantiert weiter mit Aufträgen versorgen.«
»Fromme Sprüche, mit denen man bloß weitere Diskussionen mit dir vermeiden wollte.«
»Vielleicht – vielleicht auch nicht.« Eva zuckte die Achseln und kehrte in ihren Chefsessel zurück. »Was du daraus machst, liegt ganz bei dir.«
Lukas sah sie an und stellte verwundert fest, dass sie es ernst meinte.
»Und was … was wird aus Dominik?«
Eva schmunzelte. »Du sorgst dich um ihn?«
»Nein. Ich will nur wissen, ob ich unseren Chef auch mal besoffen beleidigen darf.«
Eva grinste. »Dominik macht schon seinen Weg.« Sie zwinkerte ihm zu, bevor sie hinzufügte: »Dir hätte ich’s damals ja auch nicht zugetraut – und jetzt sieh dich an.«
Lukas lächelte dünn. Auf dem Weg zur Tür drehte er sich noch einmal zu ihr um.
»Bis Ende des Monats?«, vergewisserte er sich.
»Offiziell«, sagte Eva. »Aber ich habe noch jede Menge Resturlaub.«
»Das heißt …«
»Es war mir ein Vergnügen, mit dir zu arbeiten, Lukas.«
Er starrte sie an. Eva war also nur noch einmal ins Büro zurückgekehrt, um ihren Schreibtisch auszuräumen.
»Du verschwendest echt keine Zeit«, murmelte er.
Eva nickte. »Solltest du auch mal probieren.«
24
Rosanna liebte dieses Kleid. Es umschmeichelte ihre Figur und brachte ihre Augen zum Leuchten. Außerdem fand sie sich darin fast dünn. Auch mit dem Make-up hatte heute Morgen alles geklappt. Ihre Haut war leicht getönt und glatt, und die Wimperntusche hatte nichts verklebt. Es schien sogar ein guter Tag für ihre Haare zu sein, die sich leicht bändigen ließen und in der Frühlingssonne glänzten. Allein die Schuhe, die sie gewählt hatte, störten ihr Wohlbefinden, aber die ein wenig zu hohen Absätze streckten ihre Beine und verliehen ihr jene Eleganz, die die Modezeitschriften predigten.
Während sie sich in ihrem Badezimmerspiegel begutachtete, fiel ihr Blick auf den Schmöker, über den sich Lukas vor ein paar Tagen lustig gemacht hatte. Rosanna drehte sich um und betrachtete das Taschenbuch mit der kitschigen Liebesgeschichte. Dann warf sie es in ihren Badmülleimer. Heute war schließlich der erste Tag in ihrem neuen Leben. Die Flucht in Fantasien hatte darin keinen Platz mehr. Na ja, jedenfalls im Augenblick nicht. Stolz reckte Rosanna ihr Kinn und ging noch einmal in Gedanken durch, was sie sich für die nächsten Stunden vorgenommen hatte.
Lukas schlenderte gedankenversunken durch die Stadt. Noch immer zweifelte er daran, dass Eva mit ihren abrupt veränderten Zukunftsplänen wirklich glücklich war. Natürlich fragte er sich auch, was nun mit ihm geschehen würde. Zwar beschwerte er sich oft und gern über die Umstände seiner Arbeit, doch eigentlich konnte er sich nicht vorstellen, irgendetwas anderes zu machen. Wenn tatsächlich eine Chance bestand, seinen Job zu behalten, musste er dafür alles tun, nicht wahr? Selbst die Kröten schlucken, die ihm sicher auch in Zukunft verabreicht würden. Oder war es an der Zeit, damit aufzuhören? Schon als Jugendlicher hatte er den Wunsch, Journalist zu werden, unbeirrbar verfolgt. Hinterfragt hatte er ihn nie. Konnte er sich das jetzt noch leisten? Oder war es besser, sich an seine Arbeit zu klammern und sich damit von all den Fragen abzulenken, die um Rosanna kreisten?
Lukas blieb wie versteinert stehen.
Es ging zum Schaufenster einer Buchhandlung zurück, das er soeben passiert hatte und an dem sein beiläufiger Blick hängen geblieben war.
Noch einmal las er das große Plakat, das darin hing, über einer perfekt platzierten Reihe von Buchexemplaren der beworbenen Neuerscheinung.
» DEIN GLÜCK IN MEINEN HÄNDEN – SIGNIERSTUNDE MIT WALDEMAR HERRLICHTER , HEUTE UM 16 UHR !«
Ebenfalls auf dem Plakat zu sehen war ein Foto des selbst ernannten Wunderheilers sowie eine Vergrößerung des heute erschienenen Zeitungsartikels mit der Überschrift » IM HANDUMDREHEN GESUND – WUNDERHEILER MIT ERFOLGSGARAN TIE « und Lukas’ Namen
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