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Bestimmt fuer dich

Bestimmt fuer dich

Titel: Bestimmt fuer dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Rognall
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meisten Spießbürger in diesem Land – und Sie machen sich über uns lustig?«
    Lukas schüttelte schnell den Kopf. Auch wenn er die beiden Spinner kaum aushielt, wollte er auf keinen Fall diese Mitfahrgelegenheit riskieren – schließlich waren Roy und Gesa seine einzige Chance, um möglichst schnell Fritz und Rosanna abzufangen.
    »Können wir denn vielleicht mal Ihre Beweise für die Existenz dieser Marsianer –«
    » THAR -sianer!«, verbesserte Gesa zornig.
    »Vergessen Sie’s!«, entschied Roy. »Sie sind doch gar nicht interessiert an echten Beweisen.«
    »Sie sind unserer Beweise nicht einmal würdig«, fügte Gesa hinzu.
    »Also, Ihr Orgelspiel ist wirklich wunderschön«, log Lukas in einem Versuch, das Thema zu wechseln. »Ist das Bach?«

    Roy hatte so energisch auf die Bremse getreten, dass der Wagen wild hin und her schlingerte, bevor er am Rand der Landstraße endlich zum Stehen kam. Lukas’ harmlose Frage hatte sich leider als Tropfen erwiesen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Denn Roy hatte auf der Orgel nicht etwa das Werk eines klassischen Komponisten gespielt, sondern eine selbst berechnete Kombination von Tönen, über die man mit den Tharsianern kommunizieren musste. Und da Roy und Gesa mit vorauseilender Wut weiteren Spott vermuteten, war an diesem Punkt die Mitreise für Lukas und Dominik beendet. Die beiden waren kaum aus dem Auto gestiegen, als Roy schon wieder das Gaspedal durchtrat und in halsbrecherischem Tempo davonpreschte.
    Lukas und Dominik sahen ihnen schweigend hinterher. Auf seine Uhr traute Lukas sich gar nicht mehr zu schauen. Und dass Rosanna sich nicht zurückmeldete, bedeutete vielleicht, dass sie sich scheute, ihm mitzuteilen, dass Fritz inzwischen end gültig zusammengebrochen war.
    Schließlich löste sich Dominik von ihm und stellte sich erneut mit erhobenem Daumen in Position.
    Lukas warf ihm einen mitleidigen Blick zu. Dennoch wartete er eine Weile. Erst als nach einer Viertelstunde immer noch kein Auto vorbeigefahren war, ging Lukas weiter. Ohne Eile, aber auch ohne besondere Hoffnung, sein Ziel zu erreichen. Nach weiteren fünf Minuten schloss Dominik sich ihm an.

40
    »Sie müssen sich keine Sorgen machen«, sagte Fritz. »Mein Bruder wird sich um alles Weitere kümmern.«
    Rosanna zögerte. Fritz hatte sie darauf vorbereitet, dass die Polizei sie am Bahnsteig abfangen könnte. Seine Bitte, sich als seine Begleiterin auszugeben, hatte sie allerdings nur erfüllt, weil ihr einleuchtete, dass ihm allein sicher niemand glauben würde – alte Menschen wurden schließlich oft wie Kleinkinder oder Schwachsinnige behandelt. Dass sie Fritz nun einfach in ein Taxi setzen sollte, anstatt ihn zu seinem Bruder zu begleiten, verursachte Rosanna jedoch Unbehagen.
    »Warum rufen wir ihn nicht an?«, schlug sie vor.
    »Das hört er sowieso nicht«, wandte Fritz ein.
    »Probieren wir’s mal.«
    »Seine Nummer habe ich auch nicht.«
    Rosanna seufzte. »Ich lasse Sie nur ungern allein.«
    »Diese Wirkung hatte ich schon immer auf Frauen«, erwiderte Fritz und lächelte. »Aber im Ernst, kümmern Sie sich lieber um Ihr Gepäck.«
    Als Rosanna ihm beim Aussteigen geholfen hatte, waren die Polizisten so plötzlich auf sie zugeeilt, dass sie ihre Tasche im Wagen vergessen hatte. Erst jetzt fiel ihr auf, dass auch Fritz außer seinem Rollstuhl kein Gepäck bei sich hatte.
    »Mein Bruder hat dieselbe Kleidungsgröße wie ich«, erklärte Fritz. »Deshalb wollte ich mich nicht unnötig beschweren.«
    »Wenn jemand für alles eine Antwort hat, macht mich das immer besonders misstrauisch«, sagte Rosanna.
    »Nur weil ich im Pflegeheim niemanden über meine Reisepläne aufgeklärt habe?« Er ergriff Rosannas Hand. »Glauben Sie mir, normalerweise kümmert die nicht, was ich mache. Wenn ich auf meinem Zimmer geblieben wäre, hätte ich tausendmal klingeln müssen, bis mal jemand vorbeigeschaut hät te. Aber ausgerechnet heute machen die diesen Riesenaufstand.« Er schüttelte den Kopf. »Reine Show. Wahrscheinlich gab’s eine der seltenen Inspektionen der Oberaufsicht.«
    Rosanna hielt das für durchaus möglich. Aber sie wollte Fritz nicht zu schnell nachgeben. »Nennen Sie mir doch die Adresse Ihres Bruders. Dann komme ich später vorbei, und Sie beide laden mich auf einen Kaffee ein.«
    Fritz lachte. »Wenn Sie darauf bestehen …« Er sagte ihr den Straßennamen und die Hausnummer. Dann deutete er fragend zum Taxistand. Rosanna brachte es nicht übers Herz, Fritz noch länger

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