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Bestimmt fuer dich

Bestimmt fuer dich

Titel: Bestimmt fuer dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Rognall
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dank mir.«
    »Hmm«, murmelte Lars laut, während er das immer noch nicht ganz saubere Handy auf den Tisch legte, um die Kellnerin zu bezahlen.
    »Ich bin jedenfalls sicher, deine Ex hat große Probleme, in jeder Hinsicht. Und so, wie du ihren Freund beschreibst, ist der wohl eins davon.«
    »Stimmt so«, murmelte Lars der Kellnerin zu.
    »Bitte?«
    »Ich sagte, das stimmt!«, erklärte Lars schnell und presste das weiterhin klebrige Handy an sein Ohr.
    »Bist du immer noch an der Tankstelle?«
    »Natürlich«, beteuerte Lars und eilte zum Ausgang der Autobahnraststätte. »Ich muss auch gleich weiter, aber ich dachte, ich müsste dir das Ganze wenigstens kurz erzählen.«
    »Das ist so lieb.« Nachdenklich strich Carolin über die kleine Wölbung ihres Babybauchs, der für Unwissende weiterhin kaum zu sehen war. Im Hintergrund kam Stella ins Wohnzimmer gelaufen und strahlte ihre Mama an. Keine Frage, ihre Tochter würde ebenfalls eine bildschöne Frau werden, sie vielleicht sogar ein wenig eifersüchtig machen – oder umgekehrt, wenn Fremde sie für Schwestern halten würden. Carolin seufzte leise. Die Sonne tauchte das Wohnzimmer in ein goldenes Licht und ließ das Chaos, das gestern ihr liebevoll ausgestattetes Heim verunstaltet hatte, wie einen bösen Traum erscheinen.

    Lars war bereit aufzugeben. Eigentlich hatte er vorgehabt, Rosanna zu einer Entschuldigung zu überreden. Und seine stille Hoffnung, dass Carolin von sich aus vorschlagen würde, die Anzeige zurückzuziehen, erfüllte sich ebenfalls nicht. Lukas hatte recht gehabt: Lars war jemand, der stets freundlich und souverän in Erinnerung bleiben wollte. Und da er diesen Eindruck beim gestrigen Zwischenfall durch sein barsches und letztlich hilfloses Auftreten zerstört hatte, war ihm viel daran gelegen, diesen Fehler wieder auszubügeln. Aber konnte er Carolin für diesen Zweck einspannen, ohne dass sie es merkte?
    Tatsächlich war Carolin weder so rachsüchtig, wie sie vielleicht am gestrigen Nachmittag erschienen war, noch fühlte sie ihre Ehe von ihrer Vorgängerin bedroht. Sie hatte lediglich ein sehr ausgeprägtes Verständnis von Gut und Böse, das wenig Platz für Grauzonen ließ. Deshalb bereitete es ihr Schwierigkeiten, in Rosannas Reaktion lediglich jene spontane, wenn auch unverhältnismäßige Verteidigung zu sehen, die sie in Wahrheit gewesen war. Dass Lars seiner Frau dies nicht erklären konnte, hing allerdings auch mit einer gewissen Feigheit zusammen. Er wusste, dass er Carolins Weltbild von Anfang an verstärkt hatte und deshalb für ihre Weigerung, Rosanna zu vergeben, mitverantwortlich war. Und da es ihm angenehm war, mit einer Frau zu leben, für die alles klare Grenzen statt verschwommener Umrisse hatte, wollte er dies auf keinen Fall ändern.
    »Ich muss dann weiter«, sagte Lars. »Du weißt, mein Meeting.«
    »Bist du aufgeregt?«
    »Nein, wozu? Der Kunde wird mir aus der Hand fressen.«
    »Wer tut das nicht?«
    Lars lachte. Tatsächlich war er ziemlich nervös, da sein Vorgesetzter in der Bank keinen Zweifel daran gelassen hatte, dass vom Erfolg des Kundenge sprächs auch Lars’ Zukunft abhängen würde. Vermutlich hatte er deshalb seine strenge Diät missachtet und zur Currywurst gegriffen – einfach, um seine Nerven zu beruhigen und sich zu belohnen. Dummerweise verspürte er jetzt nicht nur Magendrücken, sondern auch einen brennenden Durst.
    »Du, Hase?« Carolin strich sich nachdenklich die Haare aus dem Gesicht. »Weißt du was? Wir zwei, wir haben so viel, für das wir dankbar sein können. Andere haben das nicht. Und ich sehe keinen Grund, solchen Menschen das Leben noch schwerer zu machen. Deshalb … Lassen wir das einfach mit der Anzeige gegen deine Ex – was meinst du?«
    Lars horchte erstaunt auf.
    »Außerdem, wer weiß, solche Leute können ja durch so was komplett aus der Bahn geworfen werden«, fuhr Carolin fort. »Ich will nicht, dass sie irgendwann noch einmal vor der Tür steht und komplett ausrastet. Es ist besser, wenn wir mit gutem Beispiel vorangehen, auch unseren Kindern zuliebe, was meinst du?«
    »Ich glaube, du hast absolut recht.«
    »Ich liebe dich.«
    »Ich liebe dich noch viel mehr.«
    Carolin verabschiedete sich mit einem Kusslaut und legte auf.
    Lars atmete tief aus. Offensichtlich konnte er Carolin besser manipulieren, als er gedacht hatte. Und auf einmal schmerzte nicht einmal mehr sein Ma gen. Er fühlte sich so gut, dass er beschloss, sich noch eine Portion Pommes Frites zu gönnen –

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